Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Was ist eigentlich am Sport so großartig?

Wenn Sie jemand fragt, was an Ihrem Lieblingssport so besonders ist, dann werden Sie vielleicht antworten, dass es das Beste ist, einmal selbst zu einem Training zu kommen, um den Sport auszuprobieren. Lange, theoretische Erklärungen werden kaum den Spaß vermitteln können, den Sie mit Ihrer Lieblingssportart haben. Die Liebe zu „Ihrem“ Sport werden Sie durch kühl-informative Beschreibungen nicht vermitteln können. Das eigene Erleben und Kennenlernen ist unersetzlich.
Ähnlich ist es mit Menschen. Durch reines Charakterisieren einer Person werden Sie kaum jemandem beibringen können, warum sie eine gute Freundin oder er ein netter Kerl ist. Vielleicht werden Sie aber sagen: „Ich kann Euch ja einmal miteinander bekanntmachen.“ Nicht durch das Beschreiben einer Person werde ich erleben, was sie für ein Mensch ist. Erst dadurch, dass ich ihr begegne und mich auf sie einlasse, habe ich die Chance, sie kennenzulernen und zu erfahren, wer sie ist.
So ist es auch mit der Person Jesus Christus. Ich kann ungeheuer viel über ihn lesen und ein ganzes Studium über ihn absolvieren, ohne die Liebe zu verstehen, die Menschen ihm gegenüber haben, so dass sie sogar bereit sind, um seinetwillen Nachteile bis zur Hingabe des eigenen Lebens in Kauf zu nehmen. Um Jesus Christus – den wahren Gott und wahren Menschen – kennenzulernen, muss ich ihm begegnen wollen. Der Gottesdienst der Kirche, die Bibel – besonders das Neue Testament, der Katechismus, das Gebet oder ein wahrer Freund, Jünger, Schüler Jesu können mir helfen, Jesus Christus zu begegnen, zu erleben, wer er ist. Dann werde ich selbst erfahren, was an Jesus Christus so großartig und besonders ist.

Christian Bünnigmann

Christian Bünnigmann

Pfarrer im Pastoralverbund Mindener Land

Anders als man denkt…

Dieses volkstümliche Sprichwort ist den meisten bekannt. Man überlegt und plant, und dann kommt es doch anders. Manche Menschen werden nervös, wenn etwas nicht so läuft wie geplant. Schnell stellen sich Selbstzweifel und Frustration ein oder das Gefühl, versagt zu haben. Dabei müssen Planänderungen gar nicht an der Planung liegen. Oftmals kommen die Änderungen von woanders. Hier könnte es helfen, genau hinzuschauen und zu klären, was ist passiert, worüber ärgere ich mich, und wie findet man eine Lösung, im besten Fall auch gemeinsam?! Und wenn es richtig gut läuft, lernen wir aus diesen Situationen.
Christen erweitern und konkretisieren dieses Sprichwort: der Mensch denkt, Gott lenkt. Diese uralte menschliche Erfahrung schafft einen hilfreichen Umgang, wenn sich die Umstände ändern. Der Blick verändert sich, hin zu Gott, der mir hilft, meine Gaben und Fähigkeiten bestmöglich für mich und andere einzusetzen. Dieser Perspektivwechsel ist keine Garantie für permanentes Gelingen eigener Pläne. Er hilft mir bewusst zu machen, dass mein Anteil ein bedeutender, aber eben auch nur ein kleiner am großen Ganzen ist. Manchmal relativieren sich damit vermeintlich große, kaum lösbare oder überwindbare Probleme und Ansichten. Aber garantiert verändert es meine Sicht auf mich und meine Planung. Denn es entlastet, Verantwortung zu übernehmen und gleichzeitig abzugeben. Gott traut und mutet uns diese Erfahrung zu! Auch und gerade, wenn es mal anders läuft als geplant.

Stefan Nowak

Stefan Nowak

Gemeindepädagoge, Ev.-Luth. St. Jakobus-Kirchengemeinde

Wo ist Gott?

Ist Gott bei denen in der Kirche? Ist er bei denen, die irgendwo weit entfernt große Erweckungen erleben, riesige Gottesdienste feiern? Ist Gott weit weg oben im Himmel?
Der Prophet Jeremia lässt es im Monatsspruch für den beginnenden September so klingen, wenn er in Gottes Namen redet und fragt: “Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?” Jeremia 23:23.
Und die Antwort ist: Ja! Gott ist bei denen in der Kirche, bei den großen Gottesdiensten am anderen Ende der Welt und oben im Himmel. Gott ist weit weg.
Und trotzdem ist er jetzt hier. Bei mir. Ganz nah. Ganz aufmerksam. Für das, was mein Herz und meine Gedanken bewegt. Das, was ich heute erlebe. Es gibt keinen Ort auf der Erde, an dem er nicht für mich da wäre. Bei Jeremia beantwortet Gott die Frage am Ende selber: „Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?“ Ja. Das ist Gott. Der, der die ganze Erde erfüllt. Der sogar mir heute persönlich begegnet.
Wie das geht, wie das aussehen kann, das sehen wir bei Jesus. Immer wieder. Auch in seiner Begegnung mit einer Frau, die eigentlich dachte weit weg von Gott zu leben. Mittags geht sie zum Brunnen, um Wasser zu holen. Mitten in ihrem Alltag spricht Jesus sie an. Stört sie erstmal. Aber als sie ins Gespräch kommen, merkt sie, wie gut Jesus sie schon kennt. Wie offen, sogar liebevoll er ihr begegnet. Wie er etwas neues, etwas stärkendes, annehmendes in ihr Leben hineinbringt. Sie ist so begeistert, dass sie gleich ihrem ganzen Dorf davon erzählt, einem Dorf voller Menschen, die vom jüdischen oder christlichen Glauben nichts wussten oder wissen wollten. Und Jesus bleibt noch ein paar Tage. Unangekündigt platzt er in dieses Dorf hinein und prägt die Menschen. Durch seine Nähe, seine Offenheit, seine Liebe. Niemand dort hatte damit gerechnet. Aber auf einmal war Gott da. Viel näher als erwartet. Zum Glück.
Falls sie die Geschichte von der Begegnung am Brunnen noch einmal nachlesen möchten: Johannesevangelium 4,1-42.

Christine Berneburg

Christine Berneburg

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Lerbeck