Minden. Gut 15 Jahre lang hat Pfarrer Andreas Brügmann die Arbeit der Offenen Kirche St. Simeonis geprägt. Nun geht er in den Ruhestand. Sein letzter offizieller Arbeitstag ist zwar erst der 31. März, aber die Entpflichtung durch Superintendent Michael Mertins findet bereits am Sonntag, 2. Februar, um 14 Uhr im Rahmen eines festlichen Gottesdiensts in der St.-Simeonis-Kirche statt.
Damals im November 2005, als Brügmann aus der Kirchengemeinde Ahlen in den Kirchenkreis Minden kam, unterstützte er zunächst Pfarrer Volker Awolin in der St.-Jakobus-Gemeinde und Pfarrer Michael Mäuer im Pfarrbezirk St. Thomas der St.-Simeonis-Gemeinde. Zum Januar 2009 endete der Dienst in St. Jakobus und stattdessen übernahm Brügmann die Verantwortung für das Angebot in St. Simeonis.
Zu diesem Zeitpunkt war St. Simeonis bereits seit einigen Jahren keine Gemeindekirche mehr, sondern Offene Kirche (seit 2004). Dennoch lässt sich sagen, dass die Offene Kirche St. Simeonis untrennbar verbunden ist insbesondere mit dem Namen Andreas Brügmann. Niemand hat so viele Jahre lang wie er dafür gesorgt, dass in der mittlerweile mehr als 800 Jahre alten Kirche „immer etwas los“ war, obwohl sie eben keine eigene Gemeinde mehr hat. Mit ihrem breit gefächerten Programm aus Konzerten, Ausstellungen, Lesungen und spirituellen Angeboten ist sie mittlerweile aus Minden als Veranstaltungsort kaum wegzudenken. Niemand hat sich so intensiv um das für die Offene-Kirche-Arbeit so unverzichtbare Gastgeber*innen-Team gekümmert wie Brügmann und niemand hat sich so sehr darum bemüht, Spenden zu gewinnen für die Sanierung des baufälligen Kirchturms und der maroden Kirchenfenster.
Trotzdem hat Brügmann über die Arbeit für die Offene St. Simeonis hinaus noch sehr viel mehr für den Kirchenkreis Minden getan. All die Jahre war er mit einem Teil seiner Zeit auch für die Gemeinde in der „Tochter-Kirche“ St. Thomas zuständig, hat dort regelmäßig Gottesdienste gehalten. Vom Kirchenkreis hatte er den synodalen Auftrag für den Christlich-Islamischen Dialog und für den Vorsitz in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Beides passte außerordentlich gut zu Brügmann. Was Wenige wissen: Vor Evangelischer Theologie hatte er bereits das Studium der Semitistik-Islamwissenschaft abgeschlossen und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Missionswissenschaftlichen Seminar der Universität Hamburg gearbeitet. Als Autor hat er unter seinem Geburtsnamen Andreas Meier vor rund 30 Jahren anhand von Originalquellen aus der arabischen Welt ein vielbeachtetes Werk über die Entstehung der Ideologie des Politischen Islam / Islamismus geschrieben, das auch von der Landeszentrale für Politische Bildung in Bonn und der Bundeszentrale für Politische Bildung Berlin als Sonderausgabe veröffentlicht wurde. All das bereicherte nicht nur den interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen, sondern auch das ökumenische Miteinander in der ACK.
Beides – der Christlich-Islamische Dialog und das Engagement für die ACK – passte übrigens nicht nur zu Brügmann gut, sondern gerade auch zu St. Simeonis. Die Kirche ist benannt nach dem Heiligen Simeon, einem orientalischen Mönch, der um das Jahr 1000 in Jerusalem und auf dem Sinai lebte und sich als Pilgerführer um die friedliche Begegnung der Religionen und Kulturen im Heiligen Land bemühte. Obendrein teilt sich die evangelische St.-Simeonis-Kirche – gewissermaßen ökumenisch – eine Wand mit der katholischen St.-Mauritius-Kirche und die Glocken von St. Simeonis läuten für St. Mauritius mit.
Es gibt also viele Gründe zu sagen, dass viele Menschen Brügmann vermissen werden. Das gilt umso mehr, als in St. Simeonis kein weiterer Pfarrer auf Brügmann folgen wird. Dennoch geht es in der Offenen Kirche weiter.
Auch in der benachbarten Simeons Herberge ist im Sommer letzten Jahres eine Vakanz entstanden, weil die Herbergs-Familie Löchelt sich aus der Arbeit zurückgezogen hat. Inzwischen hat dort der Kirchenkreis die Trägerschaft übernommen und sucht nun nach einer geeigneten hauptamtlich tätigen Person, die zusammen mit den ehrenamtlichen Teams dafür sorgt, dass Kirche und Herberge gemeinsam diesen besonderen Ort sozialer, ökumenischer und kultureller Begegnung in Mindens südlicher Altstadt auch in Zukunft mit vielfältigen Angeboten einladend gestalten und mit Leben füllen.