Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es weiterhin wie gewohnt in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus neuerdings auch hier.

Göttlicher Energieversorger

In Lahde wird eine Schiffsladung Kohle verbrannt, in Hille dreht sich ein riesiges Windrad und in Meißen stecke ich mein Ladegerät in die Steckdose und mein Handy bekommt die nötige Energie für die nächsten paar Stunden Höchstleistung. Und dazwischen passiert ganz viel, was Menschen mit meinem begrenzten Physikverstand, fast schon etwas wundersam vorkommt. Aber es führt eben dazu, dass wir in jedem Winkel unserer Region jederzeit mit genügend Strom und Energie versorgt sind. Und abgesehen von den hohen Preisen ist das ja wirklich faszinierend, dass das den Energieversorgern gelingt. Irgendwie die Energie aus einem Schiff voller Kohle und einem Windhauch in Hille so umzulenken, dass mein Handy daraus mit Energie versorgt werden kann.

Wir sind ja gerade noch in der Pfingstwoche. Wir feiern, dass Gott den Heiligen Geist in seine Gemeinde hineingibt. Der wirkt jetzt schon seit fast 2000 Jahren in der weltweiten Kirche. Unter anderem auch als ein riesiger göttlicher Energieversorger. Er verbindet die Gemeindeglieder weltweit untereinander und vor allem mit einer riesigen göttlichen Kraftquelle. Er verbindet uns mit dem, was Gott mit uns vorhat, und mit dem, was Jesus Christus für uns getan hat. Er ist unser Zugang zu Gott, zu all der Liebe, die er für uns empfindet, zu der Kreativität und Freude, mit der er in unser Leben hineinwirken will, zu dem Recht, zu dem er uns verhelfen möchte. Er schafft es, die riesige göttliche Kraftquelle so mit jedem „Endverbraucher“ zu verbinden, dass ganz unterschiedliche Menschen und Bedürfnisse auf ihre ganz persönliche Art durch Gottes Kraft gestärkt werden. Und das wirkt. Bis in den letzten Winkel unserer Region hinein genauso wie um die ganz Erde. Hier gibt es einen Energieversorger, der keinen hohen Preis von uns fordert, sondern Gottes Kraft liebevoll an uns verschenkt. Etwas wunderbar für meinen begrenzten Verstand. Aber es führt dazu, dass wir mit Gott verbunden und von ihm mit Energie versorgt werden. Jederzeit und überall.

Pfarrer Thomas Berneburg

Pfarrer Thomas Berneburg

Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Lerbeck, Pfarrbezirk Meißen und Neesen

Erneuerung

​Pfingsten, das Fest der Sendung des Geistes, bedeutet Erneuerung. Wie geht Erneuerung aber, darüber wird gestritten. Paulus gibt einen Tipp. Jedenfalls nicht durch besseres Business, so seine Meinung 2. Kor 2,17: „Nun, wir machen jedenfalls mit Gottes Botschaft keine Geschäfte wie so manche andere. Wir reden in aller Aufrichtigkeit und in Gottes Auftrag, weil wir mit Christus eng verbunden sind und uns Gott verantwortlich wissen.“

An Pfingsten reden wir über die Grenzen des Business. Und da gerade der Deutsche Meister gekürt wurde, am Beispiel Fußball.

Das Show Business verkauft Unterhaltung, dagegen lässt sich erst einmal nichts einwenden. Aber was macht das aus dem Sport? Die Deutsche Fußballliga ist auf der Suche nach einem Investor. Das Geschäft ist ja eine Konkurrenzsituation. Wir brauchen internationales Niveau, sonst wandert das Publikum ab. Ein noch unbekannter Investor soll der Liga für langfristige TV-Vermarktungsrechte kurzfristig zwei bis drei Milliarden Euro überweisen. Mehr Vermarktung bedeutet aber immer, mehr Show, weniger Sport. Und kein Fanclub hält diese Entwicklung auf. D. h. aber für den Fußball heute, dass er sich nur an der Basis erneuern kann. Kinder müssen verstehen, dass die Helden des Fußballs nicht Messi und Ronaldo sind. Das sind nur Helden einer fernen Show. Es geht um diejenigen, die in ihrem Ortsverein gespielt haben und jetzt Schiedsrichter oder Trainer machen. Was sie sagen und erfüllt, macht den Fußball für die Jungen aus.

Auch in der Kirche hilft das Business nicht überall. An vielen Stellen wird verlangt, die Kirche muss wieder sichtbarer werden, mehr Show bitte, mehr Niveau. Die Kirchen investieren mit ihrem Geld, gründen Stiftungen, suchen Sponsoren, machen Angebote und Öffentlichkeitsarbeit, um im Wandel der Arbeitswelt mitzuhalten. Management ist gefragt, bei einem gesellschaftlich relevanten Player. Die Diakonie ist z. B. einer der größten Arbeitgeber im Kreis. Aber bei der inneren Erneuerung zählt das nicht. Erneuerung unserer Gemeinden kann wie beim Fußball nur an der Basis geschehen, sonst geht die Seele verloren. Wir schöpfen aus dem stillen Vorbild der Menschen, die sich im Glauben versammeln, ein Vater unser sprechen.

Für das Pfingstfest gilt: Uns dem Geist öffnen und stille Freude an dem, was uns erfüllt, was wir als Lebenshoffnung den Jungen vermitteln können.

Pfarrer Clemens Becht

Pfarrer Clemens Becht

Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien, Pfarrbezirk St. Lukas

Besser als gedacht

Zu einem Einsiedler kam eines Tages ein junger Mann und sagte, er sei von der Kirche enttäuscht und suche jetzt die vollkommene Gemeinschaft von gläubigen Christen. Da führte ihn der Alte zu den Mauern seiner kleinen Kapelle und fragte ihn: „Sag mir, was du siehst.“ „Ich sehe alte Mauern mit Unkraut und Moos“, entgegnete der Besucher. „Und doch wohnt Gott in diesem scheinbar ungepflegten Haus“, meinte der Einsiedler. „So ist es auch mit der Kirche. Sie kann nicht rein und perfekt sein, weil sie aus Menschen besteht.  Auch du bist ein Mensch und ich sage dir: selbst wenn du die vollkommene Kirche findest, wird sie es in dem Augenblick nicht mehr sein, in dem du ihr beitrittst.“ (Herkunft unbekannt)

Man kann über die Kirche ja so oder so denken. Was allerdings oft verkannt wird: Nach wie vor bietet die Kirche vielen Menschen ein geistliches Zuhause. Auch gibt es in Deutschland keine Organisation, die mehr Mitglieder hat, als die Kirche.
Damit will ich nicht kleinreden, dass es jede Menge Verbesserungsbedarf gibt. Womöglich in der einen oder anderen christlichen Konfession mehr als bei anderen. Da kehre jede und jeder vor der eignen Tür.
Doch was wäre, wenn niemand mehr von Gottes Gegenwart zu reden wüsste? Wenn kein Trost zugesprochen und kein Segen mit auf den Lebensweg gegeben würde? Mir würde da Entscheidendes fehlen.
In einer Woche feiern wir Pfingsten. Das Fest der Erneuerung und des Aufbruchs. Das Fest des Heiligen Geistes, der Menschen im Innersten anrührt und in Bewegung setzt. Das Fest der Kirche, die für andere da ist.
Zugegeben: manchmal fehlt da noch die große Begeisterung. Doch die Sehnsucht nach Gottes Gegenwart und Hilfe tragen viele Menschen in sich.
Und das macht Mut, sich weiterhin in der Kirche zu engagieren. Auch wenn sie hier und da Moos angesetzt hat oder unansehnlich ist. Solange Menschen darin Gottes Wort hören und seinen Segen empfangen, brauchen wir sie mehr denn je.

Pfarrer Thomas Lunkenheimer

Pfarrer Thomas Lunkenheimer

Theologischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem