Mehrere historische Grabkreuze sind auf dem Friedhof in Maaslingen umgestürzt und zerstört worden. Die Gemeinde in der ländlichen Region im Norden des Evangelischen Kirchenkreises Minden ist zum wiederholten Male Opfer von Vandalismus geworden. Der Mindener Superintendent Michael Mertins war vor Ort in der Kirchengemeinde Petershagen, um sich ein Bild von der Situation zu machen und sich öffentlich gegen diesen Angriff auf die Zeichen des christlichen Glaubens auszusprechen. Gleichzeitig warnte der Superintendent davor, sich von falschen Verdächtigungen leiten zu lasen. Sein Mitgefühlt gilt den betroffenen Familien.

Gleich dreimal, fast auf den Tag genau im Monatsrhythmus, haben die Täter zugeschlagen: Auf dem Friedhof in  Maaslingen liegen noch Tage nach dem letzten Übergriff die umgestoßenen Kreuze und Grabmäler. Ein Kreuz ist bereits wieder aufgerichtet, doch wie eine Narbe zieht sich eine Mörtelschicht durch den dunklen Marmor. Ein anderes historisches Kreuz aus Sandstein liegt in Bruchstücken verteilt auf der Grabstätte und scheint nicht mehr zu retten zu sein.

Pfarrer Daniel Brüll, in dessen Petershäger Gemeinde der Friedhof Maaslingen liegt, ist erschüttert von den Vorfällen. Sein Mitgefühl gilt besonders den geschädigten Familien, die nicht nur das Andenken an ihre verstorbenen Angehörigen beschädigt sehen, sondern jetzt auch auf substanziellen Kosten für die Wiederherstellung der kunstvoll gestalteten Grabkreuze sitzen bleiben. Die mehrheitlich schon viele Jahrzehnte alten Grabstätten sind in der Verantwortung der Nutzungsberechtigten, sodass kein Versicherungsschutz der Gemeinde hier greifen würde, falls eine Versicherung Vandalismus überhaupt abdecken würde. Daniel Brüll hofft auf tatkräftige Unterstützung aus der Gemeinde vor Ort, von Handwerkern oder anderen Mitmenschen, die bereit wären, die Geschädigten zu unterstützen.

Da neben den Kreuzen nur ein  regulärer Granbstein umgestoßen wurde, drängt sich dem Mindener Superintendenten der Eindruck auf, dass die Täter ihre Ziele bewusst ausgesucht haben könnten. „Es wirkt wie ein Angriff auf das christliche Kreuz, auf unsere Freiheit, unsere Glaubenssymbole in der Öffentlichkeit zu zeigen“, sagt er. Gleichzeitig wehrt er sich gegen Verdächtigungen einzelner Personengruppen oder Glaubensgemeinschaften: „Es macht mir Sorgen, dass jetzt zum Beispiel muslimische Personen falsch verdächtigt werden könnten.“

Es wurden keine Graffitis, andere Schmierereien oder Pamphlete gefunden, die auf ein bestimmtes politisches oder religiös extremistisches Milieu hinweisen würden. Der ruhig hinter einem Waldstück gelegene Dorffriedhof bietet sich nicht als öffentlichkeitswirksames Ziel für solche gewalttätigen Statements an. Pfarrer Brüll bestätigt, dass ihm aus deiner Gemeindearbeit und der Region keine Gruppierungen bekannt seien, bei denen derartige Aktionen zu erwarten wären. Pfarrer und Superintendent sind sich einig: Die zerstörten Kreuze sind ein Angriff auf die Zeichen ihres Glaubens, aber sie vermuten, dass die Täter eher von klassischer Zerstörungswut getrieben wurden.

Nach den Vorfällen in Maaslingen stellt sich die Frage, wie dieser und andere Friedhöfe gegen ähnliche Taten geschützt werden könnten. Gerade Friedhöfe sind regelmäßig Ziele von Zerstörungswut. Ungefähr einmal im Jahrzehnt kommt es zu größeren Vorfällen wie in Maaslingen. Eine Videoüberwachung, wie sie in verschiedenen Kreisen bereits vorgeschlagen wurde, stellt für Michael Mertins und Daniel Brüll keine Option dar. Die Gemeinde schließt zwar nicht – wie die kommunale Friedhofssatzung – Überwachungskonzepte dieser Art kategorisch aus. Doch zu leicht lasse sich eine Kamera auf einem Friedhof umgehen und sie biete nur vermeintlich Sicherheit, wie Superintendent Mertins betont: „Öffentliche Räume sollten offen bleiben.“

(Beitrag von Kevin Potter / Evangelischer Kirchenkreis Vlotho)