In meiner Gemeinde ist viel los: die Jugend trifft sich, die Älteren sowieso, der Gebetskreis ist wichtig für uns, der Teeschoppen nach dem Gottesdienst wird gut genutzt. Und so viele Zuhörer bei meinen Predigten hatte ich noch nie. Aber die Kirchentüren sind zu. Alles findet online statt. Eine neue Verordnung? Trifft uns erst mal nicht. Leserbriefe gegen Gottesdienstregelungen? Tun uns weh, denn wir bleiben zu Hause.Begegnungen fehlen uns allen. Ob in der Familie, im Beruf, im Sportverein, in der Kirche, wir würden uns gerne wieder unbeschwert treffen. Die steigenden Impfzahlen lassen mich hoffen, dass unsere Kirchentüren bald wieder offenstehen.

Aber Kirche ist mehr als nur ein Ort, um Gottesdienst zu feiern. Kirche ist auch gelebte Gemeinschaft. Da werden wir kreativ, nutzen Briefe, Telefon, Internet und bringen auch mal was an die Haustür. Ich freue mich immer wieder, wie kreativ da die einzelnen Gemeinden werden. Außerdem schafft Kirche Raum für Begegnungen mit Gott. Dafür muss ich nicht in das Gebäude gehen. Ein Kirchenbesuch erleichtert es mir manchmal, zur Ruhe zu kommen. Mir bewusst Zeit für Gott zu nehmen. Aber zu Hause geht das auch. Die Entdeckung der Menschen in der Bibel war ja gerade, dass Gott an jedem Ort zu finden ist. Gott lässt sich gerade nicht an ein Gebäude binden und ist nur an einem Ort anzubeten. Gott ist ein Gott, der mitgeht. An den Arbeitsplatz. Ins Krankenhaus. Zu mir nach Hause.Das kann mir keiner nehmen: wo auch immer ich gerade bin, kann ich mit Gott reden. Er fordert uns dazu auf: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich retten und du sollst mich ehren!“ (Psalm 50, 15).

Wir sind in Not, weltweit. Aber wir haben einen Gott, der uns sieht, uns zuhört. Gott lässt sich bitten, darauf hat Jesus in vielen Erzählungen hingewiesen. Die Kirchen sind zu. Aber Gottes Türen stehen für uns offen

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pfarrerin, Ev. Methodistische Kirche Minden