„Wer aufbricht, der kann hoffen“: Wie mit „Planungsräumen“ die Zukunft der Kirche gestaltet werden soll

 Im Evangelischen Kirchenkreis Minden hat im Jahr 2023 ein groß angelegter Reformprozess begonnen. Dabei spielen Begriffe wie „Personalplanungsräume“, „Interprofessionelle Teams“, „Zukunftsräte“ und „Zukunftskonferenzen“ eine wichtige Rolle. Was steckt dahinter?

Immer schwieriger ist es in letzter Zeit geworden, frei gewordene Pfarrstellen neu zu besetzen. Um dem Nachwuchsmangel zu begegnen, gibt die Evangelische Landeskirche von Westfalen vor, dass Vollzeit-Pfarrstellen bis Ende 2025 nur noch in Gemeinden möglich sind, die mindestens 3.000 Gemeindeglieder haben. Danach sind voraussichtlich sogar 4.000 Gemeindeglieder für eine volle Stelle nötig (bis 2030). Bleibt es bei der gewohnten Gemeindegröße, fallen heutzutage bei Neubesetzungen von Pfarrstellen in aller Regel Stellenanteile weg. Von Vollzeitstellen bleiben dann nur halbe oder dreiviertel Stellen übrig, die schwierig zu besetzen sind. Wo weiterhin eine volle Stelle erhalten bleiben soll, müssten Gemeindegrenzen neu definiert werden. Da die Kirchenmitglieder-„Dichte“ pro Quadratkilometer tendenziell überall sinkt, würde also die Fläche, die ein*e Pfarrer*in zu versorgen hätte, immer größer.

Ein Ansatz, dieses Problem zu lösen, ist das Konzept der Landeskirche, für die Stellen-Bemessung künftig in „Personalplanungsräumen“ zu denken, die unabhängig sind von bestehenden Gemeindegrenzen. Das bedeutet, dass Gemeinden sich zu Personalplanungsräumen zusammenschließen können, die groß genug sind, dass Vollzeitstellen – oder auch Teilzeitstellen mit attraktivem Umfang – ausgeschrieben werden können.

Außerdem soll künftig verstärkt mit „Interprofessionellen Pastoralteams“ („IPT’s“) gearbeitet werden. Neben Pfarrer*innen können einem solchen Team Personen aus den Berufsgruppen Gemeindepädagogik, Kirchenmusik und Verwaltung angehören.

Mit einem groß angelegten Workshop-Tag im März 2023 unter dem Motto „Wer aufbricht, der kann hoffen“ ist im Kirchenkreis Minden ein Prozess angestoßen worden, der solche Zusammenarbeit von Gemeinden nicht nur als Personalplanungs-, sondern auch als Kooperationsräume zum Ziel hat. „Es kann ja bei einem solchen Prozess nicht nur um Zahlen und Stellenanteile gehen“, erklärt Superintendent Michael Mertins. „Viel wichtiger ist es doch, dass die Inhalte und Angebote stimmen.“ D. h., dass in so verstandenen Planungsräumen letztlich bei guter Zusammenarbeit weniger Personen eventuell sogar mehr kirchliche Angebote ermöglichen können. Der Grundgedanke ist, dass Gemeinden Schwerpunkte entwickeln, kooperieren und zu einander hin einladen. Nicht jede Gemeinde muss dann mehr das ganze Spektrum gemeindlichen Lebens vorhalten.

Im Kirchenkreis Minden sind inzwischen folgende Planungsräume definiert worden: Minden-West (St. Marien ohne St. Matthäus, St. Martini, Petri, St. Thomas mit der offenen Kirche St. Simeonis, St. Jakobus, Barkhausen), Minden-Ost und Porta-Nord (St. Markus, St. Matthäus, Dankersen, Lerbeck, Kleinenbremen), Hille (Hartum-Holzhausen, Hille, Oberlübbe-Rothenuffeln, Bergkirchen) und Petershagen (Friedewalde, Ovenstädt, Buchholz, Petershagen, Lahde, Windheim, Schlüsselburg, Heimsen).

Jede Gemeinde hat haupt- und ehrenamtliche „Zukunftsräte“ bestimmt, die gewissermaßen als Botschafter*innen / Sprecher*innen / Delegierte die Interessen der Gemeinden vertreten. Diese Zukunftsräte planen und organisieren die „Zukunftskonferenzen“, in denen deutlich mehr Vertreter*innen der Gemeinden zusammenkommen, um zu entwickeln, wie die Zusammenarbeit in den jeweiligen Planungsräumen konkret aussehen wird. Diesen Zukunftskonferenzen ordnen sich auch die Synodalen Dienste zu. Zu den Zukunftskonferenzen sind grundsätzlich jeweils alle Gemeinde-Mitglieder eingeladen, die daran interessiert sind, die Zukunft im neuen Planungsraum aktiv mit zu gestalten.

Bei aller Kooperation und allem Miteinander bleiben die Gemeinden und Pfarrbezirke erhalten und letztlich entscheiden wie gewohnt die Presbyterien, welche Schritte gegangen werden und welche Pfarrpersonen gewählt werden oder nicht. Auch in den vier regionalen Planungsräumen Minden-West, Minden-Ost und Porta-Nord, Hille und Petershagen können und sollen also individuelle Gemeindeprofile entwickelt werden.

Für 2024 sind bislang folgende Termine für Treffen der Zukunftsräte und für Zukunftskonferenzen geplant:

Planungsraum Minden-West

Zukunftsrat

Mittwoch, 6. März, 19 Uhr, Gemeindehaus Christuskirche
Mittwoch, 5. Juni, 19 Uhr, Wichernhaus
Mittwoch, 4. September, 19 Uhr, Gemeindehaus Barkhausen
Mittwoch, 4. Dezember, 19 Uhr, Gemeindehaus St.-Thomas-Kirche

Zukunftskonferenz

Samstag, 15. Juni, 10 bis 16 Uhr, Gemeindehaus St. Jakobus
Freitag, 15. oder Samstag, 16. November, Uhrzeit und Veranstaltungsraum N. N.

Planungsraum Minden-Ost und Porta-Nord

Zukunftsrat

Dienstag, 5. März, 19 Uhr, Gemeindehaus Dankersen
Dienstag, 30. April, 19 Uhr, Gemeindehaus Kleinenbremen
Dienstag, 8. Oktober, 19 Uhr, Gemeindehaus Meißen

Zukunftskonferenz

Dienstag, 2. Juli, 19 Uhr, Gemeindehaus Dankersen 

Planungsraum Hille

Zukunftsrat

Mittwoch, 17. Januar, 19 Uhr, Gemeindehaus Hahlen
Dienstag, 16. April, 19 Uhr, Gemeindehaus Bergkirchen
Montag, 16. September, Gemeindehaus Bergkirchen

Zukunftskonferenz

Samstag, 9. März, 10 bis 16 Uhr, Gemeindehaus Hahlen
Freitag, 30. August, 17 bis 21.30 Uhr, Veranstaltungsort N. N.

Planungsraum Petershagen

Zukunftsrat

Dienstag, 13. Februar, 19 Uhr, Veranstaltungsort N. N.
Dienstag, 30. April, 19 Uhr, Veranstaltungsraum N. N.
Dienstag, 27. August, 19 Uhr, Veranstaltungsraum N. N.
Dienstag, 5. November, 19 Uhr, Veranstaltungsraum N. N.

Zukunftskonferenz

Samstag, 12. Oktober, 10 bis 16 Uhr, Veranstaltungsort N. N.

Unter dem Stichwort „ZukunftsFenster“ bietet die Evangelische Erwachsenenbildung ab Mai 2024 eine kleine Fortbildungsreihe an, die bei der Entwicklung von Planungs- und Kooperationsräumen hilfreich sein kann.

Die Reihe beginnt mit einem Abend zu dem Thema „Wandel gestalten – Modelle der Umnutzung von Kirchen in Deutschland und England“ am Donnerstag, 16. Mai, von 19 bis 20.30 Uhr im Wichernhaus (Friedgartenstraße 35, 32429 Minden). Referent ist an diesem Abend Andreas Isenburg, Pfarrer für Stadtkirchenarbeit im oikos-Institut für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche von Westfalen in Dortmund.

Kirchen prägen seit Jahrhunderten maßgeblich die Zentren von Dörfern und Städten und haben bis heute eine große ideelle Bedeutung für die Gemeinden. Angesichts sinkender Mitgliedszahlen stehen jedoch gegenwärtig viele Kirchengemeinden vor der Frage, wie kirchliche Gebäude zukünftig weiter genutzt werden können. An dem Abend im Wichernhaus stellt Isenburg verschiedene Modelle vor, die von einer rein säkularen über eine säkular-kirchliche Mischnutzung bis zu einer neuen kirchlichen Nutzung reichen.

Knapp drei Wochen später folgt eine Veranstaltung zu dem  Thema „Was ist eigentlich ein Gemeindemanager?“ am Dienstag, 4. Juni, von 18 bis 19.30 Uhr im Martin-Luther-Haus der Kirchengemeinde Barkhausen (Pfarrstraße 8, 32457 Porta Westfalica, Eingang über Böllingsbrink). Was sind die vielfältigen Einsatz- und Aufgabengebiete von Gemeindemanagern? Wie kann Vernetzung gelingen? Welche Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten gibt es in dem Feld „Gemeindemanagement“? Fragen wie diese beantwortet an dem Abend im Martin-Luther-Haus Frank Fischer, Referent für diakonisch-gemeindepädagogische Mitarbeitende und Berufsprofile aus Bielefeld.

Weitere Informationen zum Zukunftsprozess finden Sie hier:   www.aufbruch-kirche-minden.de