Minden. Am 13. Juni 2025 ist es exakt 500 Jahre her, dass Martin Luther und Katharina von Bora in Wittenberg geheiratet haben. Mit Musik aus der Reformationszeit, einem Gastmahl und einem Fachvortrag feiert der Evangelische Kirchenkreis Minden in Zusammenarbeit mit dem Mindener Geschichtsverein diesen besonderen Hochzeitstag in der St.-Martini-Kirche.
Luthers Hochzeit war damals, im Jahr 1525, sensationell, spektakulär, eine Revolution. Ein ehemaliger Mönch heiratete eine ehemalige Nonne. Mit der Hochzeit setzte Luther acht Jahre nach den 95 Thesen seine Überzeugung in die Tat um, dass die Ehe von Gott gewollt ist und das Zölibat der göttlichen Ordnung widerspricht.
Luthers Ehe mit „seiner Käthe“ prägt bis heute das Profil der evangelischen Kirche. Weit verbreitet ist das Bild vom Pfarrer, der wie Luther mit seiner kinderreichen Familie in einem Pfarrhaus lebt, dessen Türen jederzeit für Gäste und Ratsuchende offen stehen.
Die Feier in St. Martini am Freitag, 13. Juni, beginnt um 18 Uhr mit der Begrüßung durch Superintendent Michael Mertins und Orgelmusik aus der Reformationszeit. Für diesen musikalischen Auftakt wird Kreiskantor Nils Fricke ausschließlich diejenigen Pfeifen der historischen Orgel spielen, die schon aus dem 16. Jahrhundert stammen. Anschließend referiert Dr. Dr. Dr. h. c. Johannes Schilling zu dem Thema „Der Mönch heiratet die Nonne – 500 Jahre Luther-Hochzeit und ihre Bedeutung für heute“. Schilling ist emeritierter Kirchenhistoriker der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In seinem Vortrag geht er sowohl auf Luthers Predigt „Vom ehelichen Leben“ aus dem Jahr 1522 ein, als auch auf die Flucht Katharina von Boras aus dem Kloster gemeinsam mit sieben weiteren Nonnen, auf die kontroversen zeitgenössischen Meinungen zur Eheschließung der früheren Ordensleute und auf das sehr gute Gelingen dieser ausgesprochen ungewöhnlichen Ehe. Nach dem Vortrag werden Musikbeispiele aus der Reformationszeit zu hören sein.
Schließlich werden bei einem „Gastmahl mit Martin und Katharina Luther“ Speisen serviert, die auch bei Luthers Hochzeitsessen auf der Speisekarte gestanden haben könnten. Dabei schlüpfen Dorothea und Michael Mertins in die Rollen von Katharina und Martin Luther.
Mit der Feier anlässlich des 500. Hochzeitstages der Eheleute Luther blickt der Kirchenkreis Minden noch einmal auf das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ im Jahr 2017 zurück. Minden hat eine vergleichsweise frühe Reformationsgeschichte und war deshalb 2017 eine von 68 Stationen auf dem von der EKD (Evangelische Kirche Deutschlands) initiierten „Europäischen Stationenweg“ – gemeinsam mit Metropolen wie London, Prag und Wien.
Schon im Dezember 1529 hielt der in Wittenberg ausgebildete Theologe Nikolaus Krage in der St.-Martini-Kirche seine erste reformatorische Predigt. Außerdem verfasste er die erste evangelische Kirchenordnung Westfalens („Christlike ordeninge der erlyken Stadt Mynden“). Krages Wirken war die Voraussetzung dafür, dass sich die Thesen Martin Luthers und damit die Reformation in Ostwestfalen durchsetzen konnten. Darüber hinaus führte die Arbeit Krages zur Gründung des Mindener Ratsgymnasiums.
Ebenso wie die 67 anderen Städte des Stationenwegs trägt Minden seitdem den Titel „Reformationsstadt Europas“, verliehen von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).
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