Minden. Drei Tage lang wurde am vergangenen Wochenende in Wittenberg der 500. Jahrestag der Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora gefeiert. Eine etwas kleinere Version einer solchen Jubiläums-Feier gab es am Freitag auch in Mindens Ratskirche St. Martini.
Luthers Hochzeit war damals, im Jahr 1525, sensationell, spektakulär, eine Revolution. Viele interessante Details rund um die Eheschließung vermittelte in St. Martini Professor Dr. Dr. Dr. h. c. Johannes Schilling in seinem Festvortrag „Der Mönch heiratet die Nonne – 500 Jahre Lutherhochzeit und ihre Bedeutung für heute“. Schilling thematisierte den Skandal, den die Hochzeit seinerzeit hervorrief und schilderte die Befreiung der Nonnen aus dem Zisterzienserinnenkloster Nimbschen, mit denen auch Katharina von Bora nach Wittenberg kam. Aus Briefen Luthers rekonstruierte er dessen Abwendung vom Zölibat und seine Entscheidung für die Ehe mit Katharina – eine glückliche Verbindung, wie die spätere Geschichte erkennen lässt. Neben der Eheschließung mit dem rechtlich erforderlichen Beilager am 13. Juni 1525 gab es zwei Wochen später, am 27. Juni, ein großes Hochzeitsfest. Dazu kamen zahlreiche Gäste, auch von außerhalb, unter ihnen Luthers Eltern und einige Reformatoren. Die Bedeutung für die Gegenwart erkannte Schilling in wechselseitiger Achtung und Liebe als Basis einer auf Dauer angelegten gelingenden Beziehung.
Im Anschluss an den Festvortrag hatte der Kirchenkreis Minden ins Seitenschiff der St.-Martini-Kirche zum „Gastmahl mit Martin und Katharina Luther“ eingeladen. An zwei langen, festlich gedeckten Tafeln erwartete die Gäste ein Festmahl, wie es auch zu Luthers Zeit hätte serviert werden können, u. a. mit „allerley frischen Blättleyn, Kräutlein und Kohl“ sowie einem „kräfftig Süppchen von Erdäpfeln mit oder ohne Fleysch“. Etwa 130 Gäste nahmen die Einladung an.
Da das Brautpaar zunächst ein wenig auf sich warten ließ, wurden die Gäste Zeugen einer Diskussion zwischen Philipp Melanchthon und Veit Dietrich, dargestellt von Pfarrer Roman Groß und Pfarrer Armin Backer. Lebhaft erörterten die beiden, ob es richtig sei, wenn ein ehemaliger Mönch und eine frühere Nonne den Bund der Ehe schließen. Die Ankunft der Brautleute, dargestellt von Dorothea und Michael Mertins (Foto), beendete die Diskussion. Martins und Katharinas Argumente ebenso wie ihr freundliches, zugewandtes Miteinander räumten schnell alle Zweifel aus und es wurde deutlich, dass dem Brautpaar eine gute gemeinsame Zeit bevorstand.
Für die musikalische Ausgestaltung des Abends sorgte Kreiskantor Nils Fricke an der historischen Orgel der St.-Martini-Kirche. Passend zum Anlass der festlichen Veranstaltung spielte er Musik aus der Reformationszeit, zum Beispiel Stücke von Josquin Desprez, Conrad Paumann und Arnolt Schlick. Für einige der Stücke nutzte Fricke extra nur die ältesten Orgelpfeifen, die aus dem Jahr 1591 stammen.
Mit der Feier anlässlich des 500. Hochzeitstages der Eheleute Luther blickte der Kirchenkreis Minden in Kooperation mit dem Mindener Geschichtsverein auch noch einmal auf das Jubiläum „500 Jahre Reformation“ im Jahr 2017 zurück. Minden hat eine vergleichsweise frühe Reformationsgeschichte und war deshalb 2017 eine von 68 Stationen auf dem von der EKD (Evangelische Kirche Deutschlands) initiierten „Europäischen Stationenweg“ – gemeinsam mit Metropolen wie London, Prag und Wien.
Schon im Jahr 1529 verfasste der in Wittenberg ausgebildete Theologe Nikolaus Krage in Minden die erste evangelische Kirchenordnung Westfalens („Christlike ordeninge der erlyken Stadt Mynden“) und verkündete sie in St. Martini. Krages Wirken war die Voraussetzung dafür, dass sich die Thesen Martin Luthers und damit die Reformation in Ostwestfalen durchsetzen konnten. Darüber hinaus führte die Arbeit Krages zur Gründung des Mindener Ratsgymnasiums.
Ebenso wie die 67 anderen Städte des Stationenwegs trägt Minden seitdem den Titel „Reformationsstadt Europas“, verliehen von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).