„Sieben von zehn Arbeitnehmern schieben nur noch Dienst nach Vorschrift“, lese ich das Ergebnis einer Studie in der Zeitung. Und frage mich: Wen haben die da eigentlich befragt?
Meinen Frisör sicher nicht. Der gibt jedes Mal sein Bestes, mich mit meinen drei Haaren wie George Clooney aussehen zu lassen. Auch unsere Schulsekretärinnen nicht. Die im täglichen Toben des Schulalltags eine Ruhe bewahren wie im Auge des Orkans. Und meinen Müllmann schon gar nicht. Der seinen Kollegen anweist, extra nochmal zurückzufahren, wenn ich ihm wild nachwinke. Weil ich wieder mal vergessen habe die Tonne rauszustellen. Dienst nach Vorschrift sieht anders aus.
Nun, vielleicht kenne ich ja die falschen Leute. Ich meine rein statistisch gesehen. Also immer gerade die drei, die Lust haben zu arbeiten. Sich richtig reinhängen. Aber was ist mit den anderen? Die muss es ja geben, die „Dienst-nach-Vorschrift-Schieber“.
Jesus erzählt von drei Arbeitnehmern. Zwei machen was aus sich. Einer schiebt „Dienst nach Vorschrift“. Sicher, er kann von Natur aus weniger als die anderen. Hat bloß ein Talent. Aber warum nutzt er es nicht? Weil er sich benachteiligt fühlt, frustriert ist? Sich nichts zutraut, Angst hat zu versagen? Von allem wohl so ein bisschen und von jedem etwas.
Ob ein angstfreies Arbeitsklima – neben Anerkennung und gerechtem Lohn – ein Schlüssel ist, Menschen mehr für ihren Job zu begeistern? Nun, das mögen andere beurteilen. Die Bibel ist ja kein Ratgeber für Unternehmensführung.
Für Jesus geht es um unser ganzes Leben. Natürlich gehören Schule und Beruf auch dazu. Jesus sagt – ohne Bild gesprochen: Du bist von Gott wertgeschätzt. Also denk nicht zu gering von dir – bring dich ein! Viel eher als an Überforderungen gehen wir an den ungesagten Worten, den ungegebenen Küssen, den verweigerten Hilfen, dem ungetanen Guten zugrunde. Leb’ dein Leben – verwalte nicht nur deine Tage! Wäre doch jammerschade, du hättest nur „Dienst nach Vorschrift“ gemacht, wenn eines Tages Feierabend ist.
Jens Burgschweiger
Schulpfarrer am Besselgymnasium Minden