Von Heißgetränken und einer Spur Gottvertrauen
Manchmal hilft nur noch Tee. Am besten aus einer großen Tasse. Aufgießen, ziehen lassen und, sobald es ohne Verbrennen geht, den ersten kleinen Schluck trinken. Hilft. Denn: Ist die Tasse leer, fühl ich mich besser. Die Sorgen sind nicht weg, aber kleiner. Ich bin nicht total fröhlich, aber weniger traurig. Das Problem ist nicht gelöst, aber ich hab die eine oder andere Idee im Kopf.Das liegt wahrscheinlich nicht an dem guten Zeug, das die in den Tee reintun.Vielleicht liegt es eher daran, dass ich beim Teetrinken ruhig werde.„Abwarten und Teetrinken“ ist kein dummer Spruch. Sondern ziemlich weise.
In der Bibel kommt Tee nicht vor. Die Sache mit dem Abwarten schon.In Psalm 46 Vers 11 steht: Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin. Der Psalm redet von schweren Zeiten. Und davon, dass Gott bei seinen Menschen ist. Dass er zu seiner Zeit und auf seine Weise hilft.Stille werden und erkennen, dass Gott Gott ist – ganz schön schwer. Das heißt ja: Erkennen, dass wir nicht Gott sind. Dass wir nicht alles können. Dass sich mit Fleiß, Disziplin und Tatendrang nicht alles lösen lässt. Dass manche Dinge Zeit und Geduld brauchen. Das ist – gerade im Moment – schwer auszuhalten.
Lasst es uns trotzdem üben. Vielleicht fangen wir mit einer schönen, großen Tasse Tee an. Und trainieren bei jedem kleinen Schlückchen einen Hauch Gottvertrauen. Denn: Es tut gut, sich daran zu erinnern, dass wir nicht alleine sind. Es tut gut, sich daran zu erinnern, dass wir nicht alles können. Und dann weiterzumachen mit dem, was wir tun können. Und das ist ja manchmal gar nicht so wenig. Also: Abwarten und Teetrinken…
Catharina Bluhm
Pfarrerin, Kirchengemeinde St. Simeonis, Bezirk St. Thomas