Um uns herum ist gerade so einiges „stillgelegt“: Restaurants, Geschäfte, Kinos und auch die Gottesdienste. Leider sorgt diese „äußere Stille“ noch lange nicht automatisch auch für „innere Stille“. Im Gegenteil: Ständig wirbeln alle möglichen Gedanken im Kopf durcheinander: Bleiben alle, die mir lieb sind, gesund? Was bedeutet der Lockdown für die Wirtschaft? Wann werde ich geimpft? Und wann wird endlich alles wieder ein bisschen „normaler“?

Je größer die innere Unruhe, umso schwerer ist es, wirklich still zu werden. In einer Situation voller Unruhe befindet sich auch der Beter des 46. Psalms:

Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. […] Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will mich erheben unter den Völkern, ich will mich erheben auf Erden. Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.

Von großen Nöten und Katastrophenszenarien ist in diesem Gebet die Rede. Und dennoch ist dies kein Klagepsalm, sondern ein Loblied auf unsern Gott, der über alledem der Herrscher ist. Unser Gott, der ein sicherer Zufluchtsort ist und dessen Macht von keinem Tsunami, keinem Erdbeben, keinem Krieg und auch von keinem Virus erschüttert wird.

Und wie ein Schatz leuchtet Gottes Reden in diesem Psalm auf. Denn so ist es beim Gebet: Es ist Reden mit Gott und Hören auf Gott. Und Gottes Aufforderung hier ist so simpel wie herausfordernd: Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin!

Um´s Aufhören bittet Gott uns hier. Um´s Aufhören im doppelten Sinne: Zum einen im Sinne von Ablassen, Innehalten: „Beende deine hektische Betriebsamkeit. Check nicht zum 100. Mal deine Nachrichten oder die Corona-Updates. Frag nicht schon wieder, was du als nächstes tun kannst. Komm zur Ruhe.“

Und zum anderen um´s Aufhören im Sinne von Aufmerken, Aufmerksam werden für ihn, dafür wer er ist und wie er ist und was er kann: „Fokussiere dich auf mich. Mit deinen Augen, mit deinen Ohren, mit deinem Herzen. Wende dich mir zu. Und dann: Erkenne und staune und bete an.“

Für das Hören auf Gott muss ich mehr wahrnehmen und weniger bedenken. Mehr sein und weniger tun. Und manchmal verlangt uns das sehr viel mehr ab, als konsequent eine To-do-Liste abzuarbeiten. Weil es plötzlich nicht mehr auf das Machbare, das Planbare, weil es plötzlich nicht mehr auf mich ankommt.

Gott verspricht hier, dass wir in der Stille mit Gott neue Erkenntnisse, Hilfe und Schutz erleben werden.

Nutzen wir diese Zeit der Zwangspause vom gewohnten Alltag und Gottesdienst, um uns selbst in der Stille auf die Suche nach Gott zu machen; für ganz bewusst gelebte und gestaltete Zeit zu zweit: Nur Gott und ich

Impulse, um solche Zeit der Stille zu gestalten, finden Sie auf: www.kirchengemeidne-lerbeck.de

 

Christine Berneburg

Christine Berneburg

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Lerbeck