Minden / Petershagen. Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine war Pfarrer Daniel Brüll schon mehrfach mit dem Lastwagen unterwegs, um Hilfsgüter nach Polen zu bringen. Brüll stammt ursprünglich von dort und ist nun Pfarrer in Petershagen. Auch heute noch verfügt er über gute Kontakte zu Vereinen, Gemeinden und Einzelpersonen in Polen, die den Weitertransport ins Kriegsgebiet in der Ukraine übernehmen können.

Gleich nach Kriegsbeginn brachte Brüll Sachspenden wie Kleidung, Hygieneartikel, Medikamente und Babynahrung nach Polen. Mehrmals lieferte er seitdem – stets finanziert aus Spendenmitteln – besondere Medikamente und spezielles Verbandsmaterial, das an der Front gebraucht wird. Jetzt reiste Brüll direkt in die Ukraine nach Lwiw/Lemberg. Im Gepäck: Kerzen im Gesamtgewicht von einer Tonne.  Diese Kerzen wurden in den evangelischen Gemeinden im Kirchenkreis Minden gesammelt.

Wozu in der Ukraine dringend Kerzen benötigt werden, schildert auf eindrückliche Weise ein Dankbrief aus einem Kloster in Lwiw, den Brüll jetzt erhalten hat. „Wir danken den Kirchengemeinden des Kirchenkreises Minden für die Zusendung der Kerzen sehr, sie sind für uns ein eindrückliches Zeichen der Verbundenheit der Christen untereinander“, schreibt der Abt des Klosters, Iov Olshanskyi. „Sie helfen den Menschen in der Ukraine, während der kriegsbedingten Stromausfälle für Licht zu sorgen, aber vor allem helfen sie, die Dunkelheit dieser gefallenen Welt zu überwinden“, fährt er fort.

Die Idee, Menschen in der Ukraine mit Kerzen zu unterstützen, geht auf eine Initiative der Diakonie in Polen zurück. Diese lässt traditionell jedes Jahr in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen Kerzen herstellen und spendet sie an Waisenhäuser und Kinderheime. In diesem Jahr sollten die Kerzen Menschen in der Ukraine helfen, die aufgrund von Kriegseinwirkungen von Stromausfällen betroffen sind. Der Kirchenkreis Minden und die Diakonie Stiftung Salem stellten dafür insgesamt 7.000 Euro zur Verfügung, womit insgesamt 3000 Kerzen von der polnischen Diakonie produziert und in die Ukraine gebracht werden konnten. Hinzu kam die Tonne Kerzen, die Brüll aus Minden nach Lwiw brachte.

Superintendent Michael Mertins ist dankbar für das besondere Engagement von Brüll und die gute Zusammenarbeit der Diakonischen Werke in Polen und in Minden. „In der Nothilfe bilden sich neue Freundschaften“, sagt er, „und dass sich so viele Menschen in Minden mit ihren Kerzenspenden an dieser Aktion beteiligten, verbindet sie mit den Menschen in der Ukraine auf besonders sinnenfällige Weise.“ Eine Kerze scheine ja zunächst nur eine sehr kleine, unbedeutende Gabe zu sein für Menschen, die vom Krieg bedroht sind und täglich um ihr Leben fürchten. „Trotzdem bin ich davon über­zeugt, dass es genauso ist, wie es der Abt des Klosters in Lemberg beschreibt: Jede Ker­ze, die bei Stromausfall für Licht in der Dunkelheit sorgt, ist ein bewegendes Zeichen der Solidarität.“