Minden. Shaul Ladany überlebte zweimal – 1944 das KZ Bergen-Belsen und 1972 das Attentat palästinensischer Terroristen bei den Olympischen Spielen in München. Bereits als Jugendlicher begann Shaul Ladany mit dem Sammeln von Dokumenten. Daraus wurde im Lauf der Jahrzehnte die größte private Sammlung zur Geschichte des Konzentrationslagers Bergen-Belsen.

Als Kind im Alter von acht Jahren wurde Shaul Ladany 1944 mit seiner Familie aus Ungarn in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Er gehörte zu den wenigen jüdischen Häftlingen, die aufgrund von Verhandlungen ungarischer und schweizerischer jüdischer Organisationen mit der SS gerettet wurden und im Dezember 1944 in die Schweiz ausreisen durften. Später wanderte Shaul Ladany nach Israel aus und wurde ein bekannter Wissenschaftler und Sportler. Als Geher nahm er an den Olympischen Spielen in München teil und überlebte den Anschlag der palästinensischen Terrorgruppe auf die israelische Mannschaft am 5. September 1972. Shaul Ladany verfügt über eine große Sammlung von Originaldokumenten zu seiner Verfolgung im Nationalsozialismus. Ergänzt um Informationen zur deutschen Besatzungsherrschaft in Serbien und in Ungarn sowie zu den Rettungsbemühungen des ungarischen Zionisten Rudolf Kasztner und zum Neuanfang der Überlebenden im neu gegründeten Staat Israel werden diese Dokumente, erstmals nach der Premiere der Ausstellung im September 2019 in der Gedenkstätte Bergen-Belsen, der weiteren Öffentlichkeit präsentiert.

Die Ausstellung „Lebensläufe“ wird vom Verein „Minden – für Demokratie und Vielfalt e.V.“ präsentiert, in Kooperation mit der Offenen Kirche St. Simeonis. Das Projekt wird gefördert über den Lokalen Aktionsplan Minden aus dem Programm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ihr Kommen nach Minden im Namen des Vereins verdankt die Ausstellung der Initiative von Karl-Heinz Ochs, der Shaul Ladany bei der Premiere vor zwei Jahren in Bergen-Belsen getroffen hatte.

Bei der Eröffnung am 19. Oktober erläuterte Dr. Thomas Rahe, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, in seinem Vortrag und der anschließenden Führung Geschichte, Hintergründe und Besonderheiten des KZ Bergen-Belsen sowie Zustandekommen und Bedeutung der einzigartigen Sammlung Shaul Ladanys.

Geöffnet ist die Ausstellung in St. Simeonis bis zum 11. November dienstags bis samstags (außer an Feiertagen) von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Es gelten die Corona-Regeln (Drei-G-Regel; kein Selbsttest). Schulklassen und Gruppen müssen vorher angemeldet werden, Führungen sind auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich (Telefon 0571 9341968 oder Mail andreasbruegmann@gmx.de).

(Beitrag von Pfarrer Andreas Brügmann, Foto von Alfred Loschen / Offene Kirche St. Simeonis)