Minden. Shadi Hasrouni, 2016 aus seinem im Bürgerkrieg explodierenden Heimatland Syrien nach Deutschland gekommen, erschafft als Künstler christliche Ikonen und islamische Kalligraphie. Dabei handelt es sich um zwei Traditionen religiösen Kunstschaffens, die meistens als gegensätzlich angesehen werden. Doch in beiden Fällen geht es – ebenso wie in der jüdischen Buchkunst – darum, mit den Mitteln künstlerischer Ästhetik die Schönheit und Einzigartigkeit Gottes für menschliche Augen und Herzen erfahrbar zu machen. In der aktuellen Ausstellung in der Offenen Kirche St. Simeonis können Besucher*innen sich von Hasrounis Werk einen Eindruck verschaffen.

Hasrounis Arbeiten belegen die traditionell tolerante Weltoffenheit der syrisch-arabischen Kultur vor der zivilisatorischen Katastrophe des Bürgerkriegs; sie dokumentieren die spirituelle Kraft des jahrtausendealten arabischen Christentums. Die Ausstellung „Spiegelungen des Himmels“ möchte aufmerksam machen sowohl auf die künstlerische Kultur des syrischen Christentums als auch auf die bei uns oft wenig verstandene und beachtete Kunst der islamischen Kalligraphie.

Im Altarraum leuchten acht Ikonen, nach orthodoxer Tradition auf der linken Seite Christus, auf der rechten Seite Maria bzw. die „Muttergottes“. Im Mittelschiff sind zwölf ornamentale Kalligraphien zu sehen. Überraschend ist sowohl für die traditionell westliche Wahrnehmung als auch für Menschen nahöstlich-migrantischer Herkunft, dass Shadi Hasrouni  außer Koranversen und Versen aus der islamischen Frömmigkeit auch Bibelverse kalligraphisch gestaltet. Nur wer imstande ist, die arabischen Buchstaben zu entziffern und die Texte zu  verstehen, kann Koranverse und Bibelverse unterscheiden. Ein kleines Skript macht es allen möglich, beim Wandern durch die Ausstellung die Texte in arabischer Umschrift und deutscher Übersetzung zu lesen.

Die Ausstellung in St. Simeonis ist bis zum 21. Mai geöffnet und kann dienstags bis samstags in der Zeit von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden.

(Text von Pfarrer Andreas Brügmann, Foto von Alfred Loschen / Offene Kirche St. Simeonis)