Die Medien haben das Ende der Pandemie eingeläutet. Die Meldungen über das Virus treten mehr und mehr zurück. Stattdessen Lockerungen, warme und sonnige Tage in Gaststätten und Restaurants, Einkaufen ohne Termin und ohne Test… Bald wird wieder alles so wie früher?! –

Ich erinnere mich an ein Gespräch aus den Tagen, als es immer klarer wurde, dass das Covid-Sars-19-Virus etwas anderes ist als „eine Form von Grippe“, was viele anfangs meinten. Mein Gesprächspartner meinte: >>Diese Pandemie wird uns alle verändern!<< Ich kann ihm nicht einfach beipflichten, antworte vorsichtig: >>Schauen wir mal?!<< – Heute heißt es oft: >>Es wird Zeit, dass wir wieder zur Normalität zurückkommen.<< oder >>Wir wollen unser altes Leben wiederhaben.<< Und so werden die vielen Spaziergängerinnen und Spaziergänger – Menschen, die man sonst nie auf den Straßen gesehen hat – wieder verschwinden. Hunde, die als Begleiter angeschafft wurden, kommen in die Tierheime und so manches Fahrrad bleibt künftig in der Garage, die Luft wird wieder stärker mit Abgasen belastet, wenn die Flugreisen und Ferienfahrten wieder losgehen. Und irgendwann wird „Corona“ eine Krankheit sein, mit der wir leben.

Nur diejenigen, die an den Folgen der Erkrankung weiterleiden, oder die gar einen Angehörigen an das brutale Virus verloren haben, werden ihr Leben anders fortsetzen müssen. –

Wir Menschen verändern uns nicht gerne, schon gar nicht, wenn es uns vorgegeben und durch Vorschriften untermauert wird. Gut, für eine Weile mag es gehen, da kommen ungeahnte menschliche Züge zum Vorschein. Da kaufen Nachbarn füreinander ein, da werden Pflegekräfte beklatscht… Doch eine nachhaltige Veränderung? Sie wird auch jetzt ausbleiben oder die Ausnahme?!

Ich erinnere in diesem Zusammenhang eine Erzählung aus den Evangelien. Sie heißt: „Der reiche Jüngling“ und berichtet von der Begegnung eines jungen Mannes mit Jesus. Der junge Mann möchte das ewige Leben. Er hat bereits ein vorbildliches Leben geführt. Allerdings fordert Jesus ihn auf, seinen Reichtum aufzugeben und ein Leben mit ihm zu beginnen. Das ist zu viel. Der junge Mann geht traurig davon. Die Umstehenden, die Zeugen der Begegnung wurden, sind verstört. Nein, ein solch radikaler und nachhaltiger Lebenswandel, das wollen viele nicht. Ein wenig, – okay; aber das Auto ganz aufgeben, um das Klima zu erhalten, die saubere Luft weiter zu genießen…

Eine nüchterne und möglicherweise deprimierende Erkenntnis. – Doch am Ende der Geschichte heißt es, dass noch eine Möglichkeit bleibt. Sie liegt bei Gott und Gott sei Dank lassen sich Menschen immer wieder darauf ein und ändern den Weg zum Besseren ihrer selbst und anderer auch jenseits der Pandemie, der Krise, des gewohnten Lebens.

Christoph Kretschmer

Christoph Kretschmer

Pfarrerin, Freiherr-vom-Stein Berufskolleg