„Ich eile von Besinnung zu Besinnung“

antwortete mir ein Kollege auf die Frage, wie es ihm so gehe im Advent. Ja, die Adventszeit ist geprägt von der Suche nach Ruhe, Gemütlichkeit und schönen Zeiten zum Innehalten. Natürlich wollen die besinnlichen Stunden und alle Überraschungen und Nettigkeiten vorbereitet sein. Wie kann es gelingen, sich in die richtige Advents- und Weihnachtsstimmung zu bringen?

Die Geschichte, an die wir zu Weihnachten erinnern und die an Heiligabend in den Kirchen wieder in zahlreichen Krippenspielen aufgeführt wird, ist allerdings alles andere als besinnlich und entspannt:

Ein junges Paar – sie hochschwanger – müssen reisen. Um die Steuerlisten aktuell zu halten, sind alle Menschen aufgefordert, sich an ihre Heimatorte zu begeben. Während der Reise kommt das Kind in einem schlichten Stall zur Welt. Kurz darauf muss die junge Familie auch noch über die Grenze in ein anderes Land fliehen. Wahrscheinlich lebten sie einige Zeit in einem Flüchtlingslager und warteten sehnlichst darauf, dass sich die Lage in der Heimat normalisiert und sie zu Freunden und Familie zurückkehren können.

Das Kind – Jesus Christus – landet direkt in der harten Realität. Sein Start ins Leben auf Erden war alles andere als gemütlich und besinnlich.

Dieser Gedanke hilft mir, mich in dieser Adventszeit auf das Wesentliche der Weihnachtsgeschichte zu konzentrieren: Gott gibt diese Welt nicht auf. Er kommt zu uns, auch mitten in unser Chaos, mitten ins Ungemütliche.

Der Liederdichter Paul Gerhard beschreibt Gottes Motivation für sein Kommen in diese Welt 1653 in dem bekannten Weihnachtslied „Wie soll ich dich empfangen?“ so unnachahmlich:

Nichts, nichts hat dich getrieben

zu mir vom Himmelszelt

als das geliebte Lieben,

damit du alle Welt

in ihren tausend Plagen

und großen Jammerlast,

die kein Mund kann aussagen,

so fest umfangen hast.

 

Stille Momente, Andachten und Gottesdienste helfen mir, Gottes vielfältige Liebe zu bedenken und mich auf sie einzulassen.

Vielleicht begegnen wir uns in einem dieser Gottesdienste und teilen diese besondere Zeit miteinander. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit!

Pastor Olaf Mohring

Pastor Olaf Mohring

Evangelisch Freikirchliche Gemeinde Minden - Kirche am Glacis