​Da erzählt jemand mit leuchtenden Augen von der neuen Liebe. Die alte ist, naja, alt. Läuft schon seit Jahren, sie kennen sich gut, wissen, was sie aneinander haben, wissen auch um Grenzen. Aber das Feuer der ersten Liebe ist erloschen. Aus Liebe ist Gewohnheit geworden. Doch die neue, die lässt Augen strahlen. Das Leben ist wieder aufregend, spannend, schön.
Daran musste ich heute Morgen denken, als mir eine neue Bibel-App auf meinem Handy eine Nachricht schickte. Ich war neugierig, freute mich über das ungewohnte Layout, die mir neue Form. Ich bin gespannt, was mich in den nächsten Tagen erwartet.
Bibellesen gehört zu meinem Leben dazu. Seit Jahrzehnten lese ich denselben Kalender. Meine Bibelübersetzungen haben sich im Laufe der Jahre geändert. Aber irgendwie bleibe ich doch bei den altvertrauten hängen.
Und dann erlebe ich Menschen, für die ist das alles neu. Die erzählen von der App, die ihnen beim Bibellesen hilft. Sie erzählen davon, wie wichtig ihnen Bibelarbeiten sind. Der Hauskreis. Und ich denke, hatte ich alles schon. Ist auch alles schön. Aber was begeistert mich eigentlich noch?
In meiner Beziehung zu Gott ist ganz schön viel Routine. Die ist auch sinnvoll, sie hilft mir, es kann nicht immer alles aufregend und neu und spannend sein.
Aber wie in anderen Beziehungen auch: irgendwann ist aus Liebe Gewohnheit geworden, die Spannung ist weg. Dafür ist Vertrauen gewachsen, Verlässlichkeit. Das Feuer der ersten Liebe ist nicht mehr da, der Drang, etwas Neues in der Bibel zu entdecken. Dafür ist es schön, die altvertrauten Worte und Geschichten wieder zu entdecken.
Wie in einer zwischenmenschlichen Beziehung gilt auch in meinem Glauben an Gott: sie muss gepflegt werden. Überraschungen sind gut, z. B. meine neue App, aber auch Zeit zum Gebet, zum intensiven Lesen in der Bibel.
Wir Menschen sind nicht immer zuverlässig in unseren Beziehungen, aber eins gilt:
Auf Gott ist Verlass; er hält, was er zugesagt hat. Was für ein Glück!
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Woche!

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pfarrerin, Evangelisch-methodistische Gemeinde Minden