„Jesus nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, dass sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus.“ Dieser Satz stammt aus dem biblischen Bericht über die Speisung der 4000. Und direkt im Anschluss werden dann 4000 Menschen satt. Und das in einer Situation, in der allen ganz klar vor Augen stand, dass es eigentlich nicht möglich ist, mit so wenig Essen eine solche Menge satt zu bekommen. Aber Gott tut ein Wunder, und am Abend sind alle reichlich gesättigt, und es bleibt sogar etwas übrig.

Bemerkenswert an der Geschichte finde ich neben dem Versorgungs-Wunder, das Gott tut, den Ort in der Geschichte, an dem der Dank steht. Der Dank kommt in diesem Wunderbericht nicht ganz am Ende, nachdem Gott das Wunder getan hat und offensichtlich ist, dass es für alle gereicht hat. Stattdessen dankt Jesus mitten in der schwierigen Situation, genau in dem Moment, in dem die Krise ganz klar vor Augen steht, die Lösung aber noch nicht in Sicht ist.

Jesus dankt Gott für die sieben Brote, die Gott ihm anvertraut hat. Jesus erkennt an, dass er auch mitten in der Krise von Gott beschenkt ist, auch wenn es für die Situation viel zu wenig scheint. Im Dank vertraut er Gott diese wenigen Brote und Fische an, weil er weiß, dass aus ihnen in Gottes Hand viel mehr, viel Wunderbareres werden kann, als würde er sich selbst daran festklammern. Sein Dank ist voller Zuversicht, dass auch diese übersichtlichen, sogar unzureichenden Gaben in Gottes Hand genug sind, weil er Großes damit tun kann. Nach dem Dank hat Jesus den Mut, das Brot zu verteilen. Und er erlebt, wie sein Vater durch ihn das Wunder vollbringt, dass am Ende alle mehr als genug haben.

Wir erleben gerade alle miteinander eine Krise. Jeder ist auf seine Weise betroffen. Wir erwarten, dass Gott helfend eingreift in die Situation. Ich möchte sie heute ermuntern, mit dem Danken nicht zu warten, bis die Krise gelöst ist, sondern wie Jesus mitten in der Krise im Dank anzuerkennen, dass wir beschenkt sind. Um dann das, was wir haben, zusammen mit unseren Sorgen in Gottes Hände zu legen. Voller Vertrauen darauf, dass es in seinen Händen viel mehr ist als in unseren, dass er uns hindurchträgt und versorgt, vielleicht auch auf Wegen von denen wir heute nicht einmal etwas ahnen.

Thomas Berneburg

Thomas Berneburg

Pfarrer in der Kirchengemeinde Lerbeck, Bezirk Meissen