Diese drei Momente lagen am letzten Wochenende nicht weit auseinander. Die Notfallseelsorge meldet sich am späten Samstagabend. Meine Frau und ich finden uns ganz in der Nähe des Brandortes nahe dem Melittabad ein. Der Feuerwehr ist offenbar das Löschen und Eindämmen des Brandes längst gelungen. Die Notärzte schätzen ein, was für die Rauchopfer, von denen wohl niemand ganz schwer betroffen ist, getan werden muss und kann. Alle Rettungskräfte sortieren sich und das Geschehen. Danke allen professionellen und ehrenamtlichen Hilfsbereiten übrigens! Danke. Die aus der Brandwohnung evakuierten Kinder bekommen Wärmedecken, als es kühler wird. Wer kann zurück in seine Wohnung, wer nicht? Das Hotel Exquisit nimmt in der Nacht die letzte Familie ohne Unterkunft vorübergehend auf. Meine Frau und ich nehmen unsere Räder und fahren nach Hause. Manchmal sind wir besonders gefragt, anderen vielleicht einfach nur zuzuhören oder praktisch in der Not beizustehen.
Am Sonntagvormittag freuen wir uns an der Konfirmation einer kleinen, aber feinen Gruppe. Jeder findet einen Luftballon mit dem eigenen Vornamen an seinem Stuhl im Martin-Luther-Haus. Einer der Angehörigen spricht den Jugendlichen jeweils den Konfirmationsspruch zu. Wir geben unser Bestes beim Singen. Und die Kombi von Mundharmonika und E-Klavier passt auch schön. Wir feiern in der Gemeinde einen nicht alltäglichen Gottesdienst und einen besonderen Tag für die Hauptpersonen. Den sie so schnell nicht vergessen werden.
Ich denke gerade, irgendwie ist der christliche Glaube etwas für die großen, besonderen, die gefährlichen und die schönen Momente und Gelegenheiten des Lebens. Aber dann war da am Mittag noch dieser schöne Anblick: Die Kohlmeise brütet im kleinen Nistkasten am Kirschbaum in unserem Garten. Nach Jahren mal wieder. Die Schöpfung zeigt ihr schönstes Gesicht. Und die Kohlmeisen erinnern mich. Auch das kleine Glück des Alltags nach Notfallseelsorge und Konfirmation gehört – Gott sei Dank – zum Leben. Eigentlich möchte ich beides nicht verpassen, sondern pfleglich achten. Das Besondere und das kleine Glück.
Pfarrer Dr. Jörg Bade
Religionspädagoge am Leo-Sympher-Berufskolleg