Manchen Urlaubsgegenden sagt man nach, dort sei man dem Himmel ganz nah. Erstaunlicherweise höre ich das weniger oft über die Berge, sondern dann, wenn jemand von seinem Urlaub am Meer schwärmt: „Dort fühle ich mich dem Himmel nah.“ Vielleicht liegt es am endlos scheinenden Horizont, der an der Küste zu sehen ist.
In einem kleinen Café in den Niederlanden „De Zeeuwse Hemel“ (zu Deutsch: Der seeländische Himmel) steht – passenderweise auf der Rückseite von Treppenstufen – „Stell dich auf Zehenspitzen und klopf am Himmel an!“ Das soll wohl heißen: Diese Treppe führt zwar nur ins nächste Stockwerk, doch wäre es nicht schön, bis an den Himmel zu reichen? Nur wie?
Wenn wir auf unseren Zehenspitzen an den Himmel klopfen möchten, aber feststellen, dass wieder mal die Arme zu kurz sind, dann kann uns der Gedanke trösten, dass Gott uns schon längst entgegengekommen ist. Ja, er ist in Jesus Christus selbst hier auf dieser Welt gewesen. Er kennt unsere Sehnsucht nach dem Himmel, nach Frieden und Gerechtigkeit.
Vielleicht nutzen Sie die Ferien, um eine Kirche aufzusuchen, eine Pause zu machen, etwas im Schatten zu sitzen und zu Atem zu kommen.
Wenn ich solche Pausen mache, dann hilft mir ein Lied von Gerhard Tersteegen. Im Jahr 1729 hat er, umgeben von wenig Schönheit, sein bekanntes Lied: „Gott ist gegenwärtig“ getextet:
Du durchdringest alles; lass dein schönstes Lichte, Herr, berühren mein Gesichte.
Wie die zarten Blumen willig sich entfalten und der Sonne stille halten,
lass mich so still und froh deine Strahlen fassen und dich wirken lassen.
Diese sechste Strophe ist mein Sommerwunsch an Sie: In einer stillen Stunde sich der Sonne Gottes auszusetzen und seine Wirklichkeit wahrzunehmen. Vielleicht gelingt das an einem Urlaubstag, in einem Gottesdienst, Konzert oder bei einem inspirierenden Gespräch.
Olaf Mohring
Pastor der Kirche am Glacis, Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Minden