Am zweiten Juli-Wochenende feierte der Milliardär und vielseitige Unternehmer Richard Branson (Musikindustrie, Eisenbahn, Raumfahrt) seinen Triumph: Er genoss den Blick auf die Erde, als er in 80 Kilometern Höhe die Schwerelosigkeit gespürt hatte und ließ sich so zitieren: „Was haben wir nur für eine schöne Erde!“ Und: „Wenn unsere Generation so etwas erreichen kann, was wird dann erst die nächste schaffen!“ Schnell wiesen die Beobachterinnen und Journalisten darauf hin, dass Richard Branson da gerade seine Milliardärskollegen und -konkurrenten ausgestochen hatte. Jeff Bezos, der Amazon-Gründer und Elon Musk, der Mitgründer des Bezahldienstes PayPal, des Raumfahrtunternehmens SpaceX und des Elektroautoherstellers Tesla bauen nämlich gleichfalls ihre Form von Weltraum-Tourismus auf. Der 70jährige Richard Branson wies denn auch auf die Möglichkeit hin, bald für schlappe 250.000 Dollar Flüge an den Rand des Weltraums buchen zu können. Fast am selben Tag sah ich einen kurzen Bericht über die möglichen Folgen der sogenannten Kondensstreifen für unsere Atmosphäre, den Flugzeuge am Himmel hinterlassen können. Auch sie stehen im Verdacht, mit dem Kohlendioxidausstoß und reichlichem Methan den Treibhaushauseffekt für unsere Erde zu verstärken. Super-Geschichte also: Künftig können sich Superreiche einen Trip leisten, um dann für ein paar Minuten über die Erde zu staunen. „Man gönnt sich ja sonst nichts.“ Geht es wohl noch? Im ersten Kapitel der Bibel, in 1. Mose 1 heißt es am Ende der Schöpfungsgeschichte: „Und Gott ruhte und sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ Da werden Judenheit und Christenheit, eigentlich alle Menschen gleich zu Anfang in der Hebräischen Bibel eingeladen, die Erde als etwas Wunderbares anzusehen. Im nächsten Kapitel erhalten die Menschen dann den Auftrag, den „Garten zu bebauen und zu bewahren“. Schade, wenn das vielen Menschen mangels Bibel-Lektüre und Religionsausübung nicht mehr bekannt ist. Wie wir das Leben anschauen – das ist eine Grundsatzfrage. Ich jedenfalls plane keinen Banküberfall, um mir dann einen kleinen Weltraum-Trip leisten zu können. Ich habe, wenn Sie diese Zeilen lesen, womöglich kürzlich den Blick auf die Nordsee genossen und köstliche Luft inhaliert – ohne Viertelmillion-Ticket.

Pfarrer Dr. Jörg Bade

Pfarrer Dr. Jörg Bade

Pfarrer und Religionspädagoge am Leo-Sympher-Berufskolleg