Pfarrerin Eva Binder geht in den Ruhestand

Eine bewegte Karriere auf unerwarteten Wegen, aber immer für den Mitmenschen: Eva Binder hat als Quereinsteigerin erst spät in den Pfarrberuf gefunden, ihn dann aber mit viel Kreativität und innovativen Angeboten für Jung und Alt ausgefüllt. Zum Monatsende geht die engagierte Seelsorgerin in den Ruhestand und wurde nun mit einem Gottesdienst in Lerbeck verabschiedet.

Von Zürich über Malawi in den Mühlenkreis: Nicht erst seit die 1957 geborene Schweizerin ihrem Mann, Dr. Eckhard Binder, ins Mindener Land folgte, war Eva Binders Leben von viel Bewegung geprägt. Doch an Weser und Wiehen boten sich ganz neue Wege: Die gelernte Krankenschwester beendete ihr Abitur am Weserkolleg und Theologiestudium in Bethel, um 1991 wieder den großen Sprung zu wagen. Mit Mann und drei Kindern brach sie für drei Jahre auf, um sich im Kongo und Malawi in der Gemeindearbeit zu engagieren. Afrika blieb ein wichtiger Teil im Leben von Eva Binder und ihrem Mann, der dort ein Krankenhaus führte und noch die NGO Mlango e.V. leitet.

Ein bewegtes Leben

Nah am Menschen zu arbeiten war ein wichtiges Motiv für Eva Binder, auch für ihren Entscheid für den Pfarrdienst. Sie verbrachte ihr Vikariat von 2005 bis 2007 erst in Holzhausen-Nordhemmern und dann ein Jahr in vertrauter Umgebung, in der Krankenhausseelsorge am Klinikum Minden.

Als erfahrene Grenzgängerin begann Eva Binders Leben als Pfarrerin mit einem Wechsel über eine, wenn auch kleine Grenze: Von 2008 bis 2010 arbeitete sie im Kirchenkreis Lübbecke, bevor sie eine halbe Pfarrstelle in der Mariengemeinde (Pfarrbezirk Albert-Schweitzer-Haus) übernahm. Ihr Einsatz galt besonders dem Thema, das bald prägend für sie wurde: Arbeit mit jungen und alten Gemeindegliedern. So kam es 2013 zum vorerst letzten Schritt in ihrer Karriere: Sie verließ die Mariengemeinde, um sich der Altenheimseelsorge im Kirchenkreis zu widmen.

Ihr Weg führte sie in die Gemeinde Lerbeck, wo sie nicht nur ihren Lebensmittelpunkt fand, sondern auch seelsorgliche Aufgaben im Haus Laurentius in Nammen übernahm, auf die ihr eigene Art kombiniert mit der Arbeit im Nammer Kindergarten. Mit dessen Leitung Christel Branahl perfektionierte sie die generationsübergreifende Kooperation, die sich in der engen Verbindung zwischen beiden Häusern ausdrückt. Neben gegenseitigen Begegnungen war ein Highlight das 40. Jubiläum des Kindergartens, das mit wortwörtlich großem Zirkus gefeiert wurde, in einem lebensechten Zirkuszelt, aufgestellt im Garten des Seniorenheims.

Jung und Alt zum Abschied in Lerbeck

Die Vielfalt von Eva Binders Arbeit war auch im Verabschiedungsgottesdienst zu spüren: Weggefährten aus dem Kirchenkreis und darüber hinaus waren gekommen, um ihre Leistung zu würdigen, dabei natürlich Vertreter aus „ihrem“ Kindergarten, vom Haus Laurentius und vom Team von Laienseelsorgern, das sie mit Pfarrern Oliver Vogelsmeier und Ralf Brokfeld aufgebaut hat.

„Ob Nammen, Albert-Nisius-Haus oder Konfiarbeit in der Wichernschule: Sie hat die besondere Begabung, bei allen Altersklassen anzukommen. Das war Mehr-Generationen-Arbeit, lange bevor der Begriff gebräuchlich wurde“, resümiert Superintendent Mertins. Diese besondere Qualität der „tollen Pädadogin“ sei nicht zu ersetzen. Aber Eva Binder hat ihren Ruhestand umsichtig vorbereitet und mit Schulungen Ehrenamtliche befähigt, Aufgaben zu übernehmen, aber auch bewusst die Frequenz der Altenheimandachten an die neuen Möglichkeiten angepasst.

„Wir werden sie als Kollegin vermissen, aber wir alle freuen uns, dass Eva sich jetzt ihren privaten Interessen widmen kann. Das zeigen auch die Geschenke, die ihr mitgegeben wurden“, sagt Eva Binders Kollege in Neesen, Thomas Berneburg. Ein Hobby, auf das er angespielt, könnte nicht besser zu ihrem Leben passen: Das Pilgern auf bekannten und weniger bekannten Wegen.