Minden. Für das kommende Jahr 2022 erhält der Evangelische Kirchenkreis Minden voraussichtlich 10.261.391 Euro an Kirchensteuern. Dass dieser Betrag zwar stattlich ist, aber trotzdem nicht reicht, erläuterte am Freitag im Rahmen der Herbstsynode der Verwaltungsleiter des Kirchenkreises, Ulrich Schlomann.

Ein  Jahr zuvor waren es noch 10.690.300 Euro und 2020 sogar 10.878.000 Euro; das Kirchensteueraufkommen hat sich also innerhalb von zwei Jahren um mehr als 600.000 Euro reduziert. Zum zweiten Mal in Folge muss der Kirchenkreis daher Finanzierungslücken aus Rücklagen füllen, damit in der kirchlichen Arbeit der gewohnte Standard erhalten bleibt. Für die Arbeit in den Gemeinden kommen auf diese Weise 167.000 Euro hinzu, für die Arbeit auf der Ebene des Kirchenkreises 448.900 Euro. So werden den Gemeinden im kommenden Jahr insgesamt 7.863.050 Euro und dem Kirchenkreis 3.014.250 Euro zur Verfügung stehen.

Erneut ist außerdem die Anzahl der Kirchenmitglieder gesunken. Am 1. Dezember 2020 hatte der Kirchenkreis Minden noch 70.120 Mitglieder; ein Jahr später sind es 68.684. Infolge des demografischen Wandels und durch Kirchenaustritte werden diese Zahlen auch weiterhin zurückgehen, was wiederum zu niedrigeren Zuweisungen an Kirchensteuern führen wird.

Mitgliederzahlen und Besetzung von Pfarrstellen

Rückläufige Mitgliederzahlen sind darüber hinaus deshalb problematisch, weil die Landeskirche die sogenannten „Korridorzahlen“ für eine ganze Pfarrstelle neu definiert hat. Wie Superintendent Michael Mertins in seinem Bericht erläuterte, setzt die Freigabe einer vollen Pfarrstelle 3.000 Gemeindeglieder voraus; ab 2025 sollen es sogar 4.000 und ab 2030 perspektivisch 5.000 Gemeindeglieder sein.

Aktuell haben es vor allem Gemeinden mit nur einer Pfarrstelle schwer: Sie bekommen, wenn sie weniger als 3.000 Mitglieder haben, lediglich eine 75-Prozent-Stelle genehmigt. Für Teilzeit-Stellen interessieren sich jedoch – gerade im Mindener Land als dem nördlichsten Zipfel der westfälischen Landeskirche –  nur wenige potenzielle Bewerberinnen und Bewerber. Wenn Gemeinden dennoch eine Vollzeitstelle ausschreiben wollen, müssen sie nachweislich in der Lage sein, 25 Prozent selbst zu finanzieren.  Wie schwierig es in den kommenden Jahren werden kann, die Betreuung durch Pfarrerinnen und Pfarrer sicher zu stellen, erläuterte Mertins außerdem anhand der folgenden beiden Zahlen. In den nächsten sechs Jahren gehen im Mindener Land 16 Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand. Parallel dazu qualifizieren sich aber immer weniger Personen für den Pfarrberuf: Im letzten Durchgang legten in der Evangelischen Landeskirche von Westfalen gerade mal acht Vikarinnen und Vikare ihr zweites theologisches Examen ab.

Eindeutige Stellungnahme der Synode zum Thema Impfen

Die anhaltende Corona-Pandemie nahm die Synode  zum Anlass für eine eindeutige Stellungnahme zum Thema Impfen. Mit großer Mehrheit schlossen sich die Synodalen dem Positionspapier des Kreissynodalvorstands an, das unter dem Motto steht: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7). 70 Mitglieder der Synode stimmten für die Stellungnahme zum Impfen, niemand dagegen, zwei Personen enthielten sich. Die zentrale Forderung des Positionspapiers lautet: „Bitte lassen auch Sie sich zum Schutz gegen das Corona-Virus impfen!“ Dank der Impfstoffe hätten die Menschen die Kraft, aktiv dazu beizutragen, die Pandemie zu besiegen. Die Liebe beziehungsweise Nächstenliebe verbiete es, das Risiko einzugehen, das unter Umständen tödliche Virus auf andere zu übertragen. Gott habe den Menschen den Verstand gegeben, so dass sie mit Besonnenheit die Chancen erkennen könnten, die das Impfen biete. Weiter heißt es in der Stellungnahme der Synode: „Wir verwerfen die religiösen Motive von Impfgegnerschaft, wonach Impfen als Ausdruck mangelnden Gottvertrauens verunglimpft wird; wer meint, man müsse nur genug an Gott ‚glauben‘, um geschützt zu sein, versucht Gott und seinen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Der volle Wortlaut der synodalen Stellungnahme zum Impfen ist auf der Internetseite des Kirchenkreises zu finden (www.kirchenkreis-minden.de/Aktuelles).