Indiana Jones ist zurück

Er kann es nicht lassen. Endlich ist Indy im wohlverdienten Ruhestand, hat böse Bösewichter besiegt, Atombomben überlebt und Generationen von Studierenden für Archäologie begeistert. Aber kaum droht neue Gefahr, setzt er seinen speckigen Hut auf – und rettet mal wieder die Welt.

Im wirklichen Leben wird die Welt selten von gewaltbereiten Archäologieprofessoren mit simplem Weltbild, Hut und Peitsche gerettet. Die Rettung der Welt ist schließlich eine wesentlich kompliziertere Aufgabe als Bösewichtern antike Zeitmaschinen wegzunehmen. Und laut Kinokritik sind die Helden auch nicht mehr das, was sie mal waren. Im wirklichen Leben stellen wir uns vielleicht die Frage, ob und von wem die Welt noch zu retten ist.

Die Frage ist auch, ob wir darauf warten können, dass Indiana Jones oder sonst wer kommt und das erledigt. Oder ob wir mindestens da, wo wir sind, die Welt retten können. Für einen Augenblick. Für einen Menschen. Für einen Ort. So könnte das gehen: Mit Aufmerksamkeit und Gespür für den Moment. Mit einem Streit, den wir lassen. Mit Zuhören statt Totreden. Mit in Schutz nehmen statt mitlästern. Mit Hinsehen statt Weggucken. Mit Verzichten statt Raffgier. Mit Totholzecken im Garten, Gastfreundschaft, einem Meter Wasserleitung in Tansania, Besuch in der Nachbarschaft und noch viel mehr.

 „Tu was dir vor die Hände kommt, der Herr ist mit dir!“ Den Rat aus 1. Samuel 10, 7 finde ich klug und hilfreich bei meinem winzig kleinen Anteil an der Rettung der Welt. Und vielleicht habe ich ab und zu die Titelmelodie von Indiana Jones im Ohr, wenn ich aus dem Haus gehe.

Catharina Bluhm

Catharina Bluhm

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Simeonis