Pfarrerin Luise Klein in der Martinikirche ordiniert

 

Seit einem Jahr ist Luise Klein in der Martinigemeinde aktiv. Nach Studium, Vikariat und Familiengründung ist es die nächste Etappe in einer bewegten Berufsbiographie der jungen Pfarrerin. Und auch in der kirchlichen Landschaft in Minden ist viel in Bewegung. Jetzt wurde Luise Klein in Mindens historischer Ratskirche ordiniert.

 

„Mit Kind und Kegel“: Der Ausdruck kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man Pfarrerin Luise Klein in Minden begegnet. Immer unterwegs, aber nie gehetzt. Organisiert, gut gelaunt, aber den unvermeidlichen Papierkram und das Telefon immer dabei und oft auch noch ihren Sohn Jonte im Schlepptau. Familienauto? Fehlanzeige. Für die junge Pfarrerin und ihren Mann ist es eine bewusste Entscheidung, so lange und so viel wie möglich mit anderen Mitteln zu schaffen. So hat die gebürtige Lübbeckerin schon viel von der Martinigemeinde vom Rad aus kennengelernt.

 

Luise Klein geht ungewöhnliche Wege, auch im Vergleich mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Pfarramt. Nein, aus einem Pfarrhaus stammt sie nicht. Und es war auch nicht die Konfi- und Jugendarbeit in ihrer Heimatgemeinde, die sie in diesen Beruf gebracht hat. Es war ein langer, aber unaufhaltsamer Weg in den Pfarrberuf, wie ein Ziel, das immer klarer wurde, je näher sie ihm kam. Eigentlich sollte es ein Lehramtsstudium werden, ursprünglich in Mathematik und Anglistik. Erst an der Universität in Kiel wechselte sie ins Theologiestudium, immer noch mit dem Plan, Religionslehrerin zu werden. Dann kam der Entscheid, Volltheologin zu werden, aber als Vorbereitung auf einen diakonischen Beruf. Schließlich dann der Sprung ins Tiefe: die Entscheidung für den Pfarrberuf, spät entschlossen im Vergleich mit den anderen Vikarinnen und Vikaren in ihrem Jahrgang. Aber Luise Klein wusste: „Das ist mein Beruf. Das mache ich. Und das wird super.“

 

Die Ausbildung brachte sie über Kiel, Marburg und Münster ins Vikariat nach Tecklenburg, näher an ihre westfälischen Herkunft, aber immer noch nur die A1 hoch in die Schleswig-Holsteiner Heimat ihres Mannes. Gerne erinnert sie sich an ihre Zeit in ihrer Vikariatsgemeinde: „Eine Kleinstadt, eigentlich vier Dörfer“ mit viel Natur drumherum. Sie freut sich, dass Björn Thiel, ihr Mentor im Vikariat, zur Ordination nach Minden kam.

 

In Minden erlebt Luise Klein seit etwas über einem Jahr ihren Probedienst, den letzten Schritt in der Ausbildung einer Pfarrerin. Anfangs noch in Elternzeit ist sie mittlerweile voll in der Martinigemeinde angekommen. Dort unterstützt sie nicht zuletzt auch ihre beiden Kollegen vor Ort, Thomas Pfuhl und Christoph Ruffer. Für ihren Probedienst ist die junge Pfarrerin damit prompt in einem Kirchenkreis und einer Gemeinde im Wandel gelandet: Der Zukunftsprozess bedeutet viele Überlegungen zu Gebäudebestand, Strukturen und neuen Formen der Zusammenarbeit. „Ich liebe Kirchräume und habe so viele Ideen, wie man sie nutzen könnte“, erzählt Luise Klein. Offener, in die Gesellschaft hineinwirkend sollten sie sein. Die umgestaltete Erlöserkirche am Königstor könnte ein Modell sein. „Die Kirchen sind ein großer Schatz, aber sie dürfen kein Museum sein.“ Auch die Entwicklung der Gemeinde und des Raums Minden-West, mit den unterschiedlichen Anforderungen in Kernstadt und Außenbezirken, liegt ihr am Herzen.

 

Neben diesen Themen taucht ein Motiv immer wieder auf: Musik und Gesang. Seit ihrem fünften Lebensjahr singt Luise Klein in Chören mit. „Ich wollte mit meiner Schwester mitgehen, obwohl ich eigentlich noch zu jung für den Kinderchor in Lübbecke war“, erinnert sie sich. Später folgten Jugendkantorei, die Lübbecker Kantorei unter Heinz-Hermann Grube – doch eine frühe Begegnung mit der Kirche – und Studentenchöre. Luise Kleins Antwort auf die Frage nach ihrem Lieblingsort in der Martinigemeinde ist daher nur folgerichtig: In der Martinikirche, just vor dem Altar. Nicht aus liturgischen Überlegungen, sondern „weil hier der Klang so gut ist.“

 

Im nächsten Oktober wird Luise Klein ihre Ausbildung beenden und als Pfarrerin in einer Gemeinde oder bei einem Kirchenkreis anstellungsfähig sein. Warum also die Ordination jetzt, quasi auf halbem Weg? „Eine Eigenart unserer Kirche“, lacht Luise Klein. Zwischen den offiziellen Wegmarken wie Vikariat, Aufnahme des Probedienstes und der Anstellungsfähigkeit empfindet sie die Ordination als einen persönlicheren Moment in ihrem Lebenslauf als angehende Pfarrerin. „Es ist ein bisschen wie die Konfirmation“, erklärt sie. „Am Anfang steht auch die Taufe als Sakrament und als offizieller Akt, und dann kommt die Konfirmation, wo ich mich hinstelle und sage, ja, hieran glaube ich.“ Und was folgt nach dem Probedienst? Es steht erst einmal etwas im Kirchenkreis in Aussicht. Mehr möchte Luise Klein noch nicht verraten.

 

Foto (Evangelischer Kirchenkreis Minden):

251201 Ordination Luise Klein:
Pfarrerin i.P. Luise Klein