Mitten im Winter –  blüht eine Rose;

beim Advents-Singen auf dem St. Lukas-Kirchplatz an den Rosenstöcken zum 60-jährigen Chorjubiläum (inzwischen 65  :-)) und zum 10-jährigen Gemeindemitglied-Sein!

Völlig unzeitgemäß, überraschend  wecken die einsamen Farbtupfer – rosarot – mitten im trüben, dunklen, kalten Winter Erinnerungen; Erinnerungen an helle, sommerliche, beschwingtere Zeiten. Dieses sorglosere Sommer-Gefühl scheint eingefroren; zugedeckt vom Frost des 2. Pandemie-Winters, von der Trauer um liebe Verstorbene.

Doch – die Rose blüht im Winter.
Sie trägt Trauer und Kälte.
Sie atmet den Anfang unserer Sehnsucht nach einer Welt, die uns gefällt.
Im Advent warten wir auf Weihnachten. Das Fest, an dem jedes Jahr neu die Liebe und das Licht in uns und in unsere Welt hinein geboren werden soll. Das kann nur ein göttliches Geschenk sein.
Im göttlichen Menschenkind Jesus werden uns der Glaube an das Gute, die Hoffnung auf die Menschen- und Weltfreundlichkeit und die Liebe zur Gerechtigkeit vor Augen geführt, neu ins Herz gelegt.

Das Advents-Singen klingt nach:
„Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart,
wie uns die Alten sungen, aus Jesse kam die Art
und hat ein Blümlein bracht
mitten im kalten Winter
wohl zu der halben Nacht.

Das Blümlein, das ich meine, davon Jesaja sagt,
hat uns gebracht alleine Marie, die reine Magd;
aus Gottes ewgem Rat
hat sie ein Kind geboren,
welches uns selig macht.“

„Mitten im kalten Winter“, unter erbarmungs-losen, ärmlichen, gefährdeten Verhältnissen haben die Eltern Maria und Josph ihrem neugeborenen Jesus das Beste gegeben, was sie hatten:
Ihre Liebe, ihre Umsicht. Sie haben Leben geschenkt, behütet, gefördert, damit aller Welt ein noch viel größeres Geschenk gemacht werden konnte: Uns selig zu machen.
Das verheißt
Gottes Idee, uns zu adeln mit Seiner lebendigen Gegenwart –
Gottes Wille, uns aufzuhelfen zu einem glücklichen Leben –
Gottes Kraft, uns durchzutragen durch „die Tiefe des nächsten Tals“,
in der „uns bis heute der Heiland geboren“ wird.

Rosen blühen mitten im Winter.

 

Iris Rummeling-Becht

Iris Rummeling-Becht

Pfarrerin, St. Marien Kirchengemeinde Minden