​Eine verstorbene Verwandte pflegte gerne zu „sparen“. Sie kaufte ganz viele Kleidungsstücke für ihre Kinder und die ganze Großfamilie zum Sonderpreis ein und rechnete uns dann vor, wieviel Geld sie doch beim Einkauf gespart habe. Beim Einkaufen erinnere ich mich an sie und nehme mir lächelnd vor, auch ganz viel zu „sparen“.
Gerade die kleinen Dinge des Alltags sind es oft, die mich an die Verstorbenen erinnern. Wie derjenige am Fenster gestanden hat und gewunken hat oder liebevoll den Garten gepflegt hat. Die Vorlieben beim Essen, die Lieblingsthemen bei Gesprächen, die kleinen Marotten und Gewohnheiten.  Die inneren Bilder bleiben mit uns und gehen mit uns durch das Leben. Wenn wir uns Geschichten von früher erzählen, dann fühlen wir uns den Verstorbenen nah. Die Erinnerungen schmerzen, aber es ist auch schön, sie zu haben.  Manchmal bricht in Gesprächen Heiterkeit aus, wenn es um besondere Aussprüche des Verstorbenen geht. „Ja, genau, und dann hat sie immer gesagt…“
Am morgigen Sonntag ist in der evangelischen Tradition Ewigkeitssonntag, auch Totensonntag genannt. Die Namen der Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres werden in den Gottesdiensten vorgelesen und Kerzen für sie angezündet, Angehörige besuchen die Gräber, Posaunenchöre spielen auf den Friedhöfen.
So wie die Erinnerungen bleiben, bleibt auch der Name jedes Menschen. Beim Propheten Jesaja heißt es: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. (Jes.43, 1)
Wir rufen die Namen vor Gott aus, weil er uns beim Namen ruft. Er kennt uns und gibt uns nicht verloren, auch nicht im Tod.  Wir können darauf vertrauen, dass wir die Verstorbenen gehen lassen können in das Licht der Ewigkeit.
Ich wünsche Ihnen Trost und Licht im trüben November!

Mirjam Philipps

Mirjam Philipps

Pfarrerin, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Windheim