Fünfzig Tage dauert die Feierzeit zwischen Ostern und Pfingsten, vom Fest der Auferstehung Jesu bis zum Kommen des Heiligen Geistes. Wann habe ich mir das letzte Mal die Zeit genommen, etwa nach einer Prüfung, 50 Tage zu feiern, alles so richtig nachklingen zu lassen? Ich denke an die Abiturientinnen und Abiturienten, die ihre Prüfungen hinter sich haben und sich auf die Abschlussfeier freuen und sich nach aller Anstrengung Erholung gönnen. Vielleicht eine lang ersehnte Reise, bis es dann mit der Ausbildung weitergeht? Es ist gut, die Meilensteine des eigenen Lebens nachklingen zu lassen und den Veränderungen Raum zu geben.
Die Freudenzeit nach Ostern, sie fällt in die fruchtbarste und kreativste Zeit des Jahres. Durch die wärmer werdende Luft summen die Bienen und anderen Insekten und auch der Wind trägt den Pollen vieler Bäume, Sträucher und Gräser mit sich. Es liegt buchstäblich etwas in der Luft – zum Leidwesen aller Allergiker. In dieser unbändigen Lebenskraft spüre ich die Kraft der Auferstehung und die Kraft des Heiligen Geistes, der Kraft Gottes, die uns Kreativität, Inspiration (Begeisterung) und Phantasie für dieses Leben schenkt, den Glauben – das Zutrauen zu Gott, und die Liebe zu allen Mitgeschöpfen.
Die Früchte des Jahres werden jetzt auf den Feldern, den Obst- und Gemüsegärten angelegt und auch die Fruchtbarkeit des Gottesgeistes will Früchte tragen: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Vertrauen und Sanftheit. Stellen Sie sich das einmal vor: Jeder Augenblick der Freude ist eine Frucht dieses Gottesgeistes. Jeder Augenblick der Freundlichkeit und Liebe, jede Regung von Güte und Vertrauen: Früchte des Gottesgeistes.
In der Bibel sind Pflanzen und Tiere oft Symbole für innere Werte bei uns Menschen. Die Menschen haben die Natur genau beobachtet und daraus ihre Schlüsse gezogen. Nur ein gesunder Baum kann gute Früchte tragen und so riet schon Jesus dazu, die Menschen daran zu prüfen, was sie tun ‚An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen‘ Matthäus 7,15-20.
Gottes Geisteskraft leitet uns an gut zu prüfen und zu erkennen, was der Liebe dient, der echten Freude, dem Frieden, was echte Güte ist und Vertrauen verdient. Jedenfalls nicht, wer nur so daherredet und ganz etwas anderes tut. Denn die Früchte des Gottesgeistes brauchen auch unser Durchhaltevermögen, unsere Geduld, wenn es nicht gleich klappt und eine Freude am Guten, die Wurzeln schlägt, sich nicht entmutigen lässt und eigene Opfer nicht scheut.
Da wo Hass und Missgunst gesät werden, wo Menschen klein gemacht werden sollen und Ungerechtigkeit nicht gewehrt wird, da sind die Früchte des Gottesgeistes bestimmt nicht zu finden. Ich folge in dieser an Düften reichen Zeit lieber dem Duft von Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Vertrauen und Sanftheit, den Früchten des Geistes, mit allen Menschen guten Willens. Kommen Sie doch mit – es liegt was in der Luft …

Pfarrerin Katja Reichling,
Christuskirche Todtenhausen/Kutenhausen