Minden. Fast drei Jahrzehnte lang hat Lothar Euen als Kreisposaunenwart die Bläserarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Minden geprägt. Mit Ablauf des Monats Mai 2025 geht er nun in den Ruhestand.

Beim Abschiedsgottesdienst mit Entpflichtung durch Superintendent Michael Mertins in der Mindener St.-Marien-Kirche kamen rund 120 Bläserinnen und Bläser zusammen und spielten unter der Leitung von Euen ein kraftvolles Programm.

So viele Musikerinnen und Musiker auf einmal haben weder vor dem Altar noch im Seitenschiff der St.-Marien-Kirche Platz – gut also, dass auch Klaus-Peter Diehl, der Bundesposaunenwart des CVJM-Westbundes, anwesend war. So konnte vorn in der Kirche Euen und im linken Seitenschiff Diehl dirigieren.

Alle Bläserinnen und Bläser gemeinsam führten noch einmal deutlich vor Augen und Ohren, was stets im Zentrum von Euens Arbeit stand und ihm wohl vor allem anderen ein besonders Herzensanliegen war und ist: das Lob Gottes. Für seinen Abschied in den Ruhestand hatte er zahlreiche „Klassiker“ des Gotteslobs ausgewählt wie „Lobet den Herren“, „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ und „Kommt mit Gaben und Lobgesang“. Die Klangfülle, die 120 Blechblasinstrumente erreichen, brachte nicht nur die Luft im Kirchraum zum Vibrieren. Sie veranlasste auch Pfarrer Christoph Ruffer, der selber Bläser ist und der die Predigt hielt, zu dem Scherz, man müsse sich bei so vielen Bläserinnen und Bläsern unter Umständen etwas Sorgen machen um das altehrwürdige Mauerwerk der mehr als 1.000 Jahre alten St.-Marien-Kirche.

Superintendent Michael Mertins bedankte sich in seiner Ansprache vor der Entpflichtung nachdrücklich für Euens Fokussierung auf das Gotteslob. Heutzutage komme das Lob Gottes vor lauter Krisen, Mangel und Problemen häufig viel zu kurz, sagte er. Seinen Dank brachte er außerdem dafür zum Ausdruck, dass Euen in seiner Amtszeit „mit seiner Kirche Vieles ausgehalten“ habe. Mehrfach hatte die Synode die Arbeit des Kreisposaunenwarts in Frage gestellt und schließlich den Umfang seiner Stelle gekürzt.

Euen wurde 1959 in Bielefeld-Gadderbaum geboren und ist in Bethel aufgewachsen. 1968 erhielt er den ersten Blechblasunterricht, zunächst auf dem Flügelhorn, dann auf dem Tenorhorn und der Posaune im Posaunenchor Eckardtsheim. Seitdem ließ ihn die Leidenschaft für Blechblasinstrumente nicht mehr los. Im Jahr seines Abiturs, 1979, gewann er mit einem Posaunenquartett den 1. Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Den Zivildienst leistete er in der Posaunenmission Bethel. Von 1982 bis 1988 studierte er an der Hochschule der Künste in Berlin und legte dort die Staatliche Prüfung für Musiklehrer im Fach Posaune ab. Es folgte die Anstellung als hauptamtlicher Leiter des Posaunenchors Eckardtsheim – also dort, wo 1968 mit dem Unterricht auf dem Flügelhorn alles begann. Parallel dazu arbeitete er als Dozent beim Posaunenwerk Westfalen sowie an der Musik- und Kunstschule Bielefeld.

Seine Bewerbung um die Stelle als Kreisposaunenwart in Minden begründete er mit dem Wunsch, künftig noch mehr im Bereich der Nachwuchsförderung und –ausbildung und für die Vernetzung verschiedener Chöre untereinander zu tun. Außerdem lag ihm am Herzen, neben traditionellen Stücken auch modernere Musik auf Blechblasinstrumenten zu spielen. All das hat er seit seiner Einführung als Kreisposaunenwart des Kirchenkreises Minden im September 1996, u. a. auch mit der im Jahr 2008 gegründeten Bläserschule, engagiert umgesetzt und damit wesentlich zur Entwicklung und zum Erfolg der Kirchenmusik im Kirchenkreis Minden beigetragen.