Vor ein paar Tagen waren meine Frau und ich für eine Woche in Sellin auf Rügen. Es waren sonnige Urlaubstage, so dass wir auch am Südstrand der Steilküste entlang gegangen sind. An einigen Stellen waren deutliche Sandabbrüche zu erkennen, die bis fast ans Wasser ragten. Erst nach einer Weile sah ich die Warnhinweise „Lebensgefahr“ und die Absperrung mit dem rot-weiß-gestreiften Band. Doch niemand kümmerte sich darum. Es gab sogar viele Fußspuren im Sand, die hinaufführten, um das Kliff zu erklimmen. Später habe ich dann erfahren, dass wenige Tage zuvor eine ältere Dame bis zum Hals verschüttet wurde, aber gerettet werden konnte. Automatisch kam mir das furchtbare Unglück von Weihnachten 2011 in Erinnerung, wo ein 10-jähriges Mädchen am Kap Arkona nach einem Abbruch ums Leben kam.
Warnhinweise und Verbote möchten wir nicht gern hören, schon gar nicht den erhobenen Zeigefinger im Urlaub sehen. Wir wollen uns nicht einschränken, auch wenn es lebensgefährlich werden kann.
Mit Konfirmanden habe ich oft ein Gedankenspiel gemacht zum Thema: Wenn alles erlaubt wäre. Zunächst gab es eine große Begeisterung. Doch schon bald merkten wir alle, dass dies kein freies und schönes Leben wäre, weil doch die Freiheit des einen oft die Unfreiheit des anderen bedeutet. Wir stellten fest: Wenn wir uns von den Geboten Gottes freimachen, dann ergibt sich keine bessere, sondern ein ziemlich schreckliche Welt. Das hat nichts damit zu tun, dass wir dann unsere Freiheit einschränken müssen. Die Gebote Gottes geben vielmehr Hinweise darauf, wie das Leben heil und frei werden kann. Sie geben die Richtung für ein gutes, gelingendes und glückliches Leben an.
Aus dem für den Sonntag vorgeschlagenen Predigttext des Propheten Jeremia hören wir das Wort: „Mein Plan mit euch steht fest: Ich will euer Glück und nicht euer Unglück. Ich habe im Sinn, euch eine Zukunft zu schenken, wie ihr sie erhofft. Ich, der HERR, sage es.“
Hans-Walter Goldstein
Pfarrer in den ev.-luth. Kirchengemeinden Buchholz und Ovenstädt