Am Abend vor Gründonnerstag erzählt der SPD-Politiker Michael Roth sichtlich betroffen in den Tagesthemen von seinem Besuch in der Ukraine. Er erzählt, warum er, der sich viele Jahre für Abrüstung und kleinere Wehretats starkgemacht hat, warum er einfach nicht anders kann, als sich für Waffenlieferungen an die Ukraine einzusetzen. Warum gelangen Menschen, die aus der Friedensbewegung kommen, nun zu solch einem Sinneswandel? Bestimmt doch nicht, weil Krieg toll ist. Sicher nicht, weil wir in Deutschland zu viel Geld haben. Dringend brauchen wir Geld für mehr und gut ausgestattete Kita- und Schulplätze. Wir in Bärenkämpen können viel dazu erzählen. Doch wie wird es der Ukraine ohne Unterstützung möglich sein, diesen Krieg zu stoppen? Und die Frage, wen Wladimir Putin als nächstes überfallen lassen würde, ist auch eine sehr reale Frage.

Im Karfreitagsgottesdienst haben wir miteinander die Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt gelesen. Dort heißt es: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Die Frage, wie können Menschen mit Waffen Frieden möglich machen, ist eine sehr berechtigte Frage. Und doch: Dietrich Bonhoeffer, deutscher Pfarrer in der Hitler-Zeit, war sich ganz sicher, dass ein Mensch nicht tatenlos zusehen kann, wenn ein Wahnsinniger sein Auto in eine Menschenmenge steuert. Ein Pfarrer/eine Pfarrerin kann doch nicht sagen: „Ich warte, bis ich hinterher die Toten begraben kann“ (D.B.). Dietrich Bonhoeffer war bereit, in den aktiven Widerstand zu gehen im Wissen, dass Leben nehmen immer auch Schuld bedeutet. Doch Wegschauen wäre gewiss noch schlimmer. `Selig sind die Friedensstifter´ heißt für mich auch, dass wir versuchen, im Gespräch zu bleiben trotz unterschiedlicher Positionen und Meinungen. Wir in Bärenkämpen versuchen das. Aufeinander Zugehen und Zuhören ist wichtig, auch wenn es manchmal schwerfällt. Und – Flüchtlinge erster und zweiter Klasse kennen wir nicht. Gott, der uns alle erschaffen hat, traut uns zu, Frieden zu stiften. Und wenn es geht, mit immer weniger Waffen, auch verbal.

Sabine Bade

Sabine Bade

Pfarrerin am Martin-Luther-Haus Minden im Stadtteil Bärenkämpen