Geh aus, mein Herz, und suche Freud ist das wohl bekannteste geistliche Sommerlied zumindest des deutschsprachigen Protestantismus. Ganz sommerlich ist da etwa von der schönen Gärten Zier, von Täublein und Schwälblein, von schnellem Hirsch und leichtem Reh die Rede.
Wer sich jedoch die Lebensgeschichte des Lieddichters Paul Gerhardt (1607 – 1676) einmal genauer ansieht, mag sich wundern ob dieses so fröhlich und unbeschwert anmutenden Textes. Gerhardt erlebt den Dreißigjährigen Krieg in all seiner Länge und Grausamkeit, von fünf Kindern überlebt nur eines seine Eltern, auch seine Frau verliert er früh. Dies nur die heftigsten der vielfältigen Schicksalsschläge, die sein Leben prägen.
Und doch dichtet Gerhardt in diesem Lied nun von den schönsten Seiten der Welt und des Lebens. Wie geht das zusammen?
Ein Hinweis findet sich bereits in der allererste Zeile. Geh aus, mein Herz, und suche Freud. Freude möchte gesucht werden. Und zwar, indem man mutig in die Welt und in das Leben hinausgeht. In den (unvermeidlichen) Krisen des Leben wird das besonders deutlich, wenn Freude ihre Selbstverständlichkeit verliert und zuweilen mühsam errungen werden muss.
Die wahre Quelle für Gerhardts Freude jedoch kommt erst in der zweiten Hälfte des Liedes zum Ausdruck. Es ist sein, auch angesichts aller Schicksalsschläge, unerschütterliches Vertrauen auf Gott und seine Vorfreude auf das Leben in Gottes Reich, die ihn durch die Tragödien seines Lebens hindurchtragen und ihn dichten lassen:
Welch hohe Lust, welch heller Schein / wird wohl in Christi Garten sein! / Wie muss es da wohl klingen, / da so viel tausend Seraphim / mit unverdrossnem Mund und Stimm / ihr Halleluja singen?
So ein tiefes Gegründetsein in Gott wünsche ich Ihnen, wünsche ich uns allen. Und ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sommer, in dem Sie hoffentlich möglichst viel von dem erleben können, was Paul Gerhardt vor bald vierhundert Jahren so unvergesslich besungen hat.

Roman Groß
Pfarrer der Ev.-Ref. Petri Kirchengemeinde Minden