Minden. Unter dem Motto „Manchmal gerät das Leben aus allen Bahnen“ liest am Freitag, 12. August, um 19 Uhr in der Offenen Kirche St. Simeonis Sonja Michel aus ihrem Buch über die ungarische Jüdin Gita Mann.

Gita Mann war als Jugendliche in Auschwitz und in mehreren KZ-Außenlagern wie Horneburg, Porta Westfalica-Hausberge und Beendorf interniert, überlebte aber letztlich den Holocaust. Als Sonja Michel sie kennenlernte, war Gita Mann 85 Jahre alt; aus der Begegnung entwickelte sich eine intensive Freundschaft. Fünf Jahre lang begaben sich die beiden immer wieder gemeinsam auf Spurensuche und reisten zu den Orten, die Gita Manns Leben für immer geprägt hatten. So entstand schließlich Michels Buch mit dem Titel „Gita“.

2017 besuchten Gita Mann und Sonja Michel gemeinsam mit ihren Familien auch die KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica. In Porta Westfalica-Hausberge und zwei benachbarten Gemeinden betrieb das Konzentrationslager Neuengamme jeweils ein Außenlager. Mehrere Monate lang hatte die damals 15jährige Gita 1944 im Stollen des Jakobsbergs für die Röhrenproduktion der Firma Philips gearbeitet. Für die Röhrenproduktion wurden vorzugsweise junge Mädchen eingesetzt, weil diese Arbeit mit zierlichen und geschickten Fingern am besten gelang. Gemeinsam mit anderen jugendlichen Zwangsarbeiterinnen war Gita direkt im kalten und dunklen Bergwerk untergebracht.

Bei der Autorenlesung in der St.-Simeonis-Kirche ist auch Thomas Lange anwesend. Als Geschäftsführer der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica referiert er über die Geschichte des KZ Neuengamme und seiner Außenlager.

Der Abend mit Sonja Michel und Thomas Lange ist eine von mehreren Veranstaltungen, die eine Ausstellung in der Offenen Kirche St. Simeonis flankieren:  Vom 11.  August bis zum 1. September macht die Ausstellung „Nichts war vergeblich“, die organisiert wurde von der Evangelischen Erwachsenenbildung und vom Referat für gesellschaftliche Verantwortung, aufmerksam auf die Biografien von 18 Frauen, die im Nationalsozialismus auf unterschiedliche Weise Widerstand geleistet haben.