Bestandsaufnahme in Windheim

Herbstsynode des Ev. Kirchenkreises Minden

 

„Alles gerät in eine gute Bewegung“: Mit diesen Worten beschrieb Superintendent Michael Mertins auf der Herbstsynode des Ev. Kirchenkreises Minden, wie er die Entwicklungen in seinem Kirchenkreis, aber auch in der Landeskirche und darüber hinaus wahrnimmt. Darum, in welche Richtung sich der Kirchenkreis bewegt und welcher Weg zum Ziel führen soll, ging es bei der Sitzung des leitenden Gremiums des Kirchenkreises in Windheim.

 

Ein Kirchenkreis in Bewegung: So schien es nur passend, dass die Tagung mit einer Staffelübergabe begann. Mit Dank verabschiedet wurde Pfarrer Hans-Walter Goldstein und willkommen geheißen Oliver Jusek als neuer Pfarrer der St. Jakobus-Kirchengemeinde. Auch wenn die Amtsgeschäfte in der Gemeinde am Wiehenhang schon im September übergeben wurden, hatte Hans-Walter Goldstein seine Zeit in der Vakanzvertretung verlängert, um seinem jungen Kollegen einen guten Start zu ermöglichen.

 

Auch aus anderen Bereichen der kirchlichen Arbeit hatte Superintendent Mertins viel zu berichten: Die Verwaltungen der vier Kirchenkreise im Norden Ostwestfalens stehen kurz vor dem Umzug ins gemeinsame Kreiskirchenamt in Herford. Die überregionale Zusammenarbeit wird verstärkt, so in der gemeinsamen Flüchtlingsarbeit in Lübbecke und Minden. Das Teamkantorat hat der Kirchenmusik nicht nur neue Strukturen gegeben, sondern auch bereits frisches Musiktalent in Form der Kreisposaunenwartin nach Minden geholt. Die Jugendarbeit von juenger unterwegs ist mit einem vollen Team wieder schlagkräftig aufgestellt. Auch die Offene Kirche St. Simeonis und die Simeonsherberge nehmen mit ihrem neuen Konzept Fahrt auf und werden bereits im nächsten Monat auch personell verstärkt. Die Beziehungen zur Kommunalpolitik sind gut, berichtete Mertins: „Wir haben als Kirche etwas zu sagen, das die Kommunalpolitik zu hören bereit ist.“ Auch auf internationaler Ebene macht sich Minden mit neuen Verbindungen zur ukrainisch-orthodoxen Kirche in Lviv präsent.

 

Einen personellen Wechsel gab es auch am Redepult bei den Diskussionen zum Haushalt des Kirchenkreises: Anstelle des zur Hannoveraner Landeskirche gewechselten Dietrich Trölenberg stellte Carsten Schöneberg die Haushaltszahlen vor. Der Verwaltungsleiter des Kirchenkreises Lübbecke ist bereits jetzt in Minden eingesprungen und wird als stellvertretender Leiter der neuen gemeinsamen Verwaltung auch in Zukunft die regionale Verantwortung nördlich des Wiehens übernehmen.

 

Der Lübbecker Finanzfachmann berichtete den Synodalen von stagnierenden oder sinkenden Kirchensteuereinnahmen, Verpflichtungen auf landeskirchlicher Ebene und einem erwarteten Rückgang der an die Kirchenkreise zugewiesenen Kirchensteuer von zehn Prozent, kaufkraftbereinigt sogar eher zwanzig Prozent. Bei den Gemeinden käme im Planungszeitraum bis 2029 potenziell nur die Hälfte der Pauschale von in diesem Jahr noch 35,11 Euro pro Gemeindeglied an. Auch wenn im nächsten Jahr diese Pauschale nur auf 31,09  Euro sinken wird, ist jetzt Zeit zum Gegensteuern.

 

Größter Hebel in dieser Situation ist der Gebäudebestand der Gemeinden. Die Zielmarke ist bereits aus früheren Tagungen bekannt: Um 40 Prozent müssen die Kosten für die Kirchen, Gemeindehäuser und Gemeindezentren reduziert werden. Dies bedeute nicht, dass 40 Prozent der Gebäude veräußert, sondern eben Kosten gesenkt oder Einnahmen generiert werden müssen, erklärte Superintendent Mertins. Dennoch betonte er: „Wir sind als Kirche nicht das Haus Gottes aufgrund unseres Immobilienbestands, sondern durch unser Vertrauen und unsere Hoffnung.“

 

Als ein Ansatzpunkt wurde die Gebäudepauschale ausgemacht, mit der die für den Substanzerhalt geforderten Rücklagen abgedeckt werden. Diese könne auf kreiskirchlicher Ebene reduziert oder ganz in die Hände der Gemeinden übertragen werden. Dies würde mehr Verantwortung vor Ort, aber auch weniger Anreiz für eine regionale Zusammenarbeit bedeuten und könnte zu Unwuchten zwischen den Gemeinden führen. Die vom Finanzausschuss des Kirchenkreises entwickelten Optionen enthielten daher auch Ideen zur Regionalisierung: Die Finanzierung der Kirchen und Gemeindehäuser könnte auch, ganz oder als anteiliger Sonderposten, auf die Ebene der vier Planungsräume gehoben werden. Dies könnte das Denken über Gemeindegrenzen hinaus fördern. Gemeindehäuser könnten gemeinsam genutzt werden. Einzelne Gemeinden könnten sich auf ihre Kernthemen konzentrieren und nicht mehr das gesamte Spektrum kirchlichen Lebens und der dafür nötigen Gebäude vorhalten. Vielversprechende Beispiele wie die Öffnung der Marienkapelle in Hahlen für die örtlichen Vereine oder die multifunktional nutzbare Erlöserkirche an der Schenkendorfstraße könnten kopiert werden. Es ist der Grundgedanke des Zukunftsprozesses, den der Kirchenkreis seit zwei Jahren geht.

 

Mit diesen Optionen zur Besprechung und Abstimmung im Gepäck wurden die Synodalen bis zur nächsten Tagung im Juni 2026 zurück in ihre Gemeinde gesendet. Dann soll die Gebäudestrategie des Kirchenkreises beschlossen werden, um sie dann bis 2029 umzusetzen.

 

 

Foto (Evangelischer Kirchenkreis Minden):

251123 Herbstsynode Minden:

Abstimmung bei der Herbstsynode des Ev. Kirchenkreises Minden