Minden. Für das kommende Jahr 2024 erhält der Evangelische Kirchenkreis Minden voraussichtlich 10.395.400 Euro an Kirchensteuern. Das ist zwar viel Geld, bedeutet für die Gemeinden aber dennoch erhebliche Einschränkungen. Warum das so ist, erläuterte am Freitag auf der Herbstsynode im Mutterhaus der Diakonie Stiftung Salem der neue Verwaltungsleiter des Kirchenkreises, Dietrich Trölenberg.
Erneut sind die Mitgliederzahlen und demzufolge die Kirchensteuern gesunken: Zum Zeitpunkt der Herbstsynode 2022 hatte die evangelische Kirche im Mindener Land 67.066 Mitglieder, jetzt sind es 65.124. Parallel dazu sind die Personalkosten deutlich gestiegen und generell wirkt sich die allgemeine Kostensteigerung natürlich auch auf die Arbeit der Kirchen aus.
Um zu errechnen, wieviel Geld von den insgesamt zur Verfügung stehenden Kirchensteuer-Mitteln für die eigentliche Gemeindearbeit übrig bleibt, sind diverse Posten abzuziehen. Neben den Personalkosten für die Pfarrstellen ist das vor allem der Zuschuss für die Kindertageseinrichtungen, der künftig in der bisherigen Höhe nicht mehr geleistet werden kann. Weiterhin werden rund 413.000 Euro für Aufgaben des Klimaschutzes zurückgelegt. Ebenfalls abzuziehen sind die Budgets für übergemeindliche Aufgaben im Kirchenkreis wie die Jugendarbeit, die Krankenhausseelsorge, die Flüchtlingsberatung, das Schulreferat, die Bläserschule und die Offene Kirche St. Simeonis. Letztlich bleiben für die 22 Gemeinden in Minden, Petershagen, Hille und Porta Westfalica 3.933.173 Euro übrig. Davon müssen die Gemeinden sowohl die Instandhaltung von Gebäuden als auch die Gemeindearbeit finanzieren. Glücklicherweise sei der Kirchenkreis in der Lage, rund 698.000 Euro aus Rücklagen dazuzugeben, erläuterte Trölenberg. „OHNE dieses Geld würden die Zuweisungen an die Gemeinden noch entsprechend niedriger ausfallen, MIT diesem Geld hingegen können wir uns für das kommende Jahr 2024 eine Atempause verschaffen, in der wir uns für die Zukunft anders aufstellen können“, sagte er. Für 2025 sei davon auszugehen, dass der finanzielle Rahmen noch deutlich enger werde.
Bei dieser Neuausrichtung spielt ein Prozess die Schlüsselrolle, den Superintendent Michael Mertins im März 2023 mit einem „Zukunftstag“ für haupt- und ehrenamtliche kirchliche Mitbeitende angestoßen hat. Hintergrund für diese Initiative ist: Nicht nur das Geld wird immer knapper, es wird auch immer schwieriger, frei werdende Pfarrstellen erneut zu besetzen. Für die Wiederbesetzung einer ganzen Stelle sind aktuell mindestens 3.000, ab 2026 sogar 4.000 Gemeindeglieder nötig. Im Kirchenkreis Minden bilden sich nun „Planungs- und Kooperationsräume“, die über Gemeindegrenzen hinweg gemeinsam planen und arbeiten werden. Auf diese Weise entstehen bessere Möglichkeiten, freie Pfarrstellen zu besetzen, zum Beispiel auch durch die Bildung interprofessioneller Personal-Teams aus Pfarrer*innen und Gemeindepädagog*innen. Außerdem entstehen Synergie-Effekte, denn innerhalb solcher Planungsräume muss nicht mehr jede Gemeinde alles anbieten, sondern es können Schwerpunkte gebildet werden. Insgesamt bestehen vier solche Planungs- und Kooperationsräume, die von der Synode beschlossen wurden: Minden-West (St. Marien ohne St. Matthäus, St. Martini, Petri, St. Thomas mit der offenen Kirche St. Simeonis, St. Jakobus, Barkhausen), Minden-Ost und Porta-Nord (St. Markus, St. Matthäus, Dankersen, Lerbeck, Kleinenbremen), Hille (Hartum-Holzhausen, Hille, Oberlübbe-Rothenuffeln, Bergkirchen) und Petershagen (Friedewalde, Ovenstädt, Buchholz, Petershagen, Lahde, Windheim, Schlüsselburg, Heimsen). „Ich freue mich über die positive Aufbruch-Stimmung, mit der die Gemeinden an dieses Thema herangehen, und bin dankbar dafür, wie weit wir dank der ‚Zukunftskonferenzen‘ in den vier Planungsräumen im Laufe des Jahres bereits gekommen sind“, betonte Mertins.
Neue Ansätze in der kirchlichen Arbeit sind auch der frisch gegründete KiTa-Verband, der Beschluss, gemeinsam mit den Kirchenkreisen Vlotho, Lübbecke und Herford fünf Vertretungspfarrstellen einzurichten, die Umstrukturierung der kreiskirchlichen Bauabteilung und diverse Projekte auf allen Ebenen, um Arbeitsabläufe zu optimieren.
Weiterhin beschloss die Synode die Vergabekriterien für den Klimafonds. Trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage stimmte die Synode zu, die St.-Marien-Gemeinde mit einer Sonderzuweisung in Höhe von 33.000 Euro bei der Kirchturmsanierung zu unterstützen.
Die Synode endete mit einer Stellungnahme zum Konflikt Israels mit der Terrororganisation Hamas. Darin heißt es u. a.: „ Das Existenzrecht des Staates Israel ist für die Synode des Evangelischen Kirchenkreises Minden nicht verhandelbar. Er wurde 1948 gegründet, damit Jüdinnen und Juden in Sicherheit leben können. (…) Aus der Shoah ergibt sich für uns eine besondere Verantwortung für die Sicherheit jüdischer Menschen in Deutschland und überall auf der Welt, insbesondere im Staat Israel. Diese Sicherheit ist nicht nur deutsche Staatsräson, sondern auch Ausdruck und Verpflichtung unseres christlichen Glaubens und Selbstverständnisses und ist für uns grundgelegt in der Heiligen Schrift (vgl. Römer 9-11; Sacharja 2,12 und 14f) und in der Kirchenordnung der Evangelischen Kirche von Westfalen (vgl. Kirchenordnung 1.2). Wer Israel angreift, greift auch die Kirche an.“ Der volle Wortlaut der Stellungnahme ist auf der Internetseite des Kirchenkreises zu finden (www.kkminden.de Aktuelles).