Minden. Die erste digitale Synode des Evangelischen Kirchenkreises Minden hat am vergangenen Freitag stattgefunden. Die technischen Voraussetzungen für diese Corona-sichere Variante schuf David Heuer, der zuvor auch schon die digitale Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen und die Wahlsynode des Kirchenkreises Vlotho betreut hatte.
Das „Synodenstudio“ des Kirchenkreises Minden sendete aus der Erlöserkirche. Dort war genügend Platz für die nötigen Rechner, Kameras, Scheinwerfer und Mikrofone. Im Altarraum fanden – natürlich unter Berücksichtigung der Abstandsregeln – Superintendent Michael Mertins und die neun Mitglieder des Kreissynodalvorstands Platz. Eine digitale Synode funktioniert nicht wie ein Zoom-Meeting, sondern wie ein Zoom-Webinar. Es sind also nicht ständig alle Teilnehmenden zu sehen und zu hören, sondern nur, je nach Kamera-Einstellung, die Personen, die im Studio anwesend sind. Einzelne Teilnehmende – in diesem Fall waren das die stimmberechtigten Mitglieder der Synode – können für Redebeiträge zugeschaltet werden. Außerdem ist es jederzeit möglich, Grafiken, Präsentationen und vorproduzierte Filmbeiträge einzuspielen. So konnte die Synode zum Beispiel wie gewohnt mit einem Gottesdienst beginnen – der allerdings einige Tage zuvor stattgefunden hatte und aufgezeichnet worden war. Ein Video-Grußwort von Landrätin Anna Katharina Bölling und eine Präsentation der Diakonie Stiftung Salem gab es auch.
Stark von der Corona-Krise geprägt war nicht nur das digitale Format der Synode, sondern auch das Zahlenwerk, das Verwaltungsleiter Ulrich Schlomann präsentierte. Wie schon auf der Landessynode im November hieß es auch auf der Kreissynode in Minden: „Die Finanzlage ist ernst“ – allerdings nicht ganz so ernst, wie im Frühjahrs-Lockdown zu befürchten stand. Im April war das Kirchensteueraufkommen in Westfalen um rund 20 Prozent zurückgegangen. Im Laufe des Jahres habe sich die Lage jedoch stabilisiert, erklärte Schlomann.
Auf der Ebene der Landeskirche liegt das Kirchensteueraufkommen für Januar bis Oktober 2020 bei rund 418,5 Millionen Euro und damit rund 5,1 Prozent niedriger als 2019. Für den Kirchenkreis bedeutet das, dass er von Januar bis Oktober des laufenden Kalenderjahres 8.919.453 Euro an Kirchensteuern erhalten hat. Das sind 261.140 Euro weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Aufgrund der konservativen Haushaltsplanung sei das zu verkraften und das Defizit könne aus Rücklagen ausgeglichen werden, sagte Schlomann. Für das gesamte Jahr 2020 hochgerechnet erwartet er Kirchensteuerzuweisungen von rund 10,8 Millionen Euro.
Für 2021 kann der Kirchenkreis voraussichtlich mit rund 10.690.300 Euro an Kirchensteuern rechnen. Davon fließen 75 Prozent in die Gemeinden (8.017.725 Euro) und 25 Prozent in die Arbeit des Kirchenkreises (2.672.575 Euro). Um den gewohnten Standard in den Gemeinden, den synodalen Diensten und der Verwaltung zu halten, sieht der Kirchenkreis für 2021 den Verbrauch von Rücklagen in Höhe von 654.695 Euro vor.
Als „ernst“ sei wie die Finanzlage auch die Entwicklung der Gemeindegliederzahlen zu beurteilen, betonte Schlomann. Im Jahr 2019 hat der Kirchenkreis Minden nach Statistiken des Landeskirchenamts in Bielefeld 2.137 Gemeindeglieder verloren; das entspricht 2,9 Prozent. Ursache dafür ist zum einen der demografische Wandel, zum anderen aber auch die Anzahl von Kirchenaustritten. 2019 sind im Mindener Land 677 Personen aus der Evangelischen Kirche ausgetreten. 2020 sind es bislang 442 (Stand von Mitte November).
Sorge bereitet der Diakonie Stiftung Salem und dem Kirchenkreis Minden eine Entwicklung im Altenpflege-Markt. Immer mehr große private Anbieter drängten mit neuen Altenpflegeheimen auf den Markt, erklärten Thomas Lunkenheimer als Theologischer Vorstand und Christian Schultz als Kaufmännischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem. Dort würden zum Teil erheblich niedrigere Gehälter gezahlt als in Pflegeeinrichtungen gemeinnütziger Träger. Der Kirchenkreis Minden will sich gemeinsam mit der Mindener Diakonie dafür einsetzen, dass sich die Evangelische Kirche in Westfalen zu diakonischen Trägern bekennt und auf problematische Entwicklungen auf dem Sozialmarkt aufmerksam macht. Außerdem wollen sich Kirchenkreis und Diakonie dafür stark machen, dass die seelsorgliche Begleitung von Bewohnerinnen und Bewohnern in Einrichtungen aller Anbieter gewährleistet wird – unabhängig davon, ob es sich um Einrichtungen diakonischer, anderer gemeinnütziger oder privater Träger handelt.