„Wer nicht hören will muss fühlen“ – kennen Sie diesen Satz auch? In früheren Zeiten war er die Einleitung zu einer elterlichen Tracht Prügel. Heute dient er eher als Ausdruck pädagogischer Resignation und heißt dann soviel wie: „Mach nur so weiter. Du wirst schon sehen, was Du davon hast.“ In jedem Fall ist er in unserem Sprachempfinden negativ besetzt.

Entweder bedeutet er: Da ist jemand, der die Autorität hat, uns zu sagen, was wir tun sollen. Und tun wir es nicht, dann hat er auch die Macht, seinen Willen durchzusetzen.
Oder er besagt: Da ist jemand, der meint, es besser zu wissen als ich. Und das gibt er mir auf überhebliche Weise zu verstehen.

Dabei ist der Satz eigentlich gar nicht so schlecht:
Wir haben etwas gesagt bekommen. Nun können wir entscheiden, ob wir diesen Worten folgen wollen. Sind wir taub für das Gesagte, oder dringt es zu uns durch? Lassen wir es an uns ran, oder verweigern wir uns?
Beim Nachdenken darüber dämmert in uns die Erkenntnis, dass es wohl gut wäre, zu hören.

Auch der Schreiber des neutestamentlichen Hebräerbriefes wirbt um seine Leser: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebr. 3,15). Dieser Vers steht über diesem Sonntag und der kommenden Woche.

Es gibt für uns ein „Heute!“, eine Zeit, in der Gott uns anspricht. Er hat uns etwas zu sagen, und er hat auch Anspruch darauf, dass wir ihm zuhören und seinen Worten folgen. Natürlich hat Gott alle Macht und Autorität, seiner Rede an uns Nachdruck zu verleihen. Aber es muss ja gar nicht auf eine Machtfrage zwischen Gott und uns hinauslaufen, wenn wir bereit sind, Gottes Wort zu Herzen zu nehmen. Gott tut alles, um unser Herz für sich und sein Wort zu öffnen. Er kommt sogar selbst in diese Welt, um uns zu sich zu rufen – so haben wir es an Weihnachten gefeiert. Und als letzte Konsequenz seiner Zuwendung stirbt er für uns am Kreuz – das Bedenken wir in der kommenden Passionszeit. Gottes Wort an uns ist dadurch ganz weit weg von einer Machtfrage. Es ist das Wort der Liebe und Zuwendung! Wollen wir dafür wirklich taub und verschlossen sein?!

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

Christoph Ruffer

Christoph Ruffer

Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Martini