Ich bin unterwegs beim Nordic Walking im Naturschutzgebiet entlang der Bastau. Der Mais ist in die Höhe geschossen, bald ist Erntezeit.
Die Vögel kreisen in Scharen über Wiesen und Feldern. Das „Muhen“ der Kühe ist zu hören, zwei Störche kreisen über mir, ab und zu gilt: „Rehe in Sicht!“

„Ihr lebt da, wo andere Urlaub machen!“ Dieser Satz fiel relativ schnell bei einem der ersten Besuche von Dortmunder Freunden, nachdem wir 2009 hierher nach Minden gezogen waren.

Jetzt an Erntedankfest, da wird mir bewusst, wie gut es mir und uns allen geht, in Europa, in Deutschland, in Ostwestfalen, hier in Minden.

Auch wenn die Ernten der letzten Jahre nicht so gut ausgefallen sind – Hunger und Durst mussten wir nicht leiden!

Von Dürre, Feuer und Flutkatastrophen blieben wir in Minden verschont. All das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.

Denn auch die Kontakte in der Gemeinde haben zum Großteil die Pandemie überstanden. Sie haben sich verändert.

All das lässt mich dankbar sein und diese Dankbarkeit gibt mir Kraft für Neuanfänge.

Wir müssen Gemeinde neu bauen, uns den veränderten Situationen anpassen. Wir müssen mehr auf unsere Umwelt achten, das ist in der Pandemie schnell aus dem Blick geraten.

Dass sich der Klimawandel nicht wegdiskutieren lässt, haben wir bei den Unwetterkatastrophen dieses Jahres erlebt. Und bei all dem Leid, oder vielleicht besser trotz allem Leid, das entstanden ist: jetzt gilt es anzupacken und nach vorne zu sehen.

Den Auftrag Gottes, diese Erde zu bebauen und zu bewahren und uns damit auch um unsere Mitmenschen zu kümmern, den wird niemand abstreiten. Für das Wachsen des Umweltbewusstseins bin ich dankbar, haben sich doch die 32 Konfirmanden meines diesjährigen Jahrgangs Blumenschmuck für die Martinikirche gewünscht, der nachher ausgepflanzt werden konnte.

All das schwingt für mich mit an Erntedankfest: Dankbarkeit, Freude, Sorge, Trauer, Chancen zum Neuaufbruch.

Gemeinsam können wir das schaffen, unser Mindener Land so zu erhalten, dass Menschen auch weiterhin sagen:
„Ihr lebt da, wo andere Urlaub machen!“ Und über unser Mindener Land hinaus gilt das für die ganze Erde.
Zugleich brauchen wir gelingende Gemeinschaft unter Menschen, die an einem Strang ziehen, um diese Ziele zu verfolgen.
Und für uns alle gilt dabei, dass Jesus sagt: „Du bist nicht allein! Ich bin dabei!“

Thomas Pfuhl

Thomas Pfuhl

Pfarrer in der Ev.- Luth. St. - Martini - Kirchengemeinde Minden/Erlöserkirche