Minden. Von einem All-Star-Kinderchorauftritt zur Mittagszeit bis zu einem hochklassigen Chor- und Orchesterkonzert ab dem späten Nachmittag gab es bei der „Musik für die Schöpfung“ an der Christuskirche einen ganzen Tag voller abwechslungsreicher musikalischer Erlebnisse. Einmal quer durch die Epochen und Stilrichtungen ging das Programm bei dem preisgekrönten Projekt und brachte nicht nur die singenden und spielenden Akteure in Schwung. Auch das Publikum wurde aktiv – mit vollem Körpereinsatz.
Von etwas Regen ließen sie sich die Laune nicht verderben: Während draußen die letzten Ausläufer des samstäglichen Unwetters noch einen Landregen über Kutenhausen niedergehen ließen, ließen Frauke Seele-Brandt und ihre kleinen und großen Mitstreiter es auch in der Christuskirche per Meerestrommeln und Body Percussion prasseln und klatschen. Denn um die Schöpfung in allen ihren Facetten, einschließlich Regen, ging es an diesem Tag voller Musik – und das wurde hör- und fühlbar.
Das erste Konzert des Tages voller Chormusik an der Graßhoffstraße stellt dabei die kleinsten Sängerinnen und Sänger in den Mittelpunkt. Bis fast auf den obersten Rang der großen Chorbühne hatten sich die Kinderchöre der Chorschule Christuskirche und ihre Gäste, der Kinderchor von St. Andreas in Lübbecke um Kirchenmusikdirektor Heinz-Hermann Grube und der Projektchor aus Holzhausen-Nordhemmern um Johanna Gartmann, getraut. Von dort zeigten die jungen Chorbegeisterten dem Publikum in der vollbesetzten Christuskirche ihr Können. Ihre bunten Tücher spiegelten die Vielfalt und bunte Welt, die in den Liedern besungen wurde, wider und sorgten für ein farbenfrohes Schauspiel. Besonders eindrucksvoll wurde der Auszug der Kinderchöre: Singend formierten sie sich im Kreis um das Mittelschiff zu den Klängen von Matthias Nagels „Mutter Erde“ und dem abschließenden Friedenskanon „Shalom chaverim“.
Pünktlich zum Abschluss des Kinderchorkonzerts klarte der Himmel über Kutenhausen dann auch auf und lud zur Wandelpause auf dem Gelände der Christuskirche ein. Während einige der jungen Sängerinnen und Sänger nach dem Kinderchorkonzert den Heimweg antraten, blieben viele der Teilnehmenden, genossen die Speisen und Getränke und freuten sich auf das kommende Mitsingkonzert. Thomas Wirtz, Henrik Sensmeyer, Udo Braun-Niermann und Dirk Bredemeier übernahmen die Instrumentalbegleitung und unterstützten die Anwesenden mit ihrem gut gelaunten und lässigen Spiel. Frauke Seele-Brandt hatte für ihr Publikum einige Klassiker wie „Geh aus mein Herz“ und ein paar musikalische Neuentdeckungen ausgewählt. Sie brachte den Spontanchor – darunter viele Eltern mit ihren Kindern – wieder mit fast athletischem Körpereinsatz zu unerwarteten musikalischen Leistungen, einschließlich eines durch den Kirchraum wogenden vielstimmigen Kanons. Lieder wie „There is no way to peace, peace is the way“, inspiriert von Mahatma Gandhi, blieben dabei nah am Thema des Tages: Die Bewahrung der Schöpfung in all ihren Facetten, von einer gesunden Umwelt bis zu einer friedlichen menschlichen Lebenswelt.
Nach einer zweiten Wandelpause wartete dann ein letztes Highlight auf die Besucher: das große Orchesterkonzert unter der Leitung von Nils Fricke. Ab 16 Uhr füllten die Sängerinnen und Sänger der Kantorei, Seite an Seite mit ihren jüngeren Partnern von Tookula, die Christuskirche klanglich und visuell: Bis hoch in den Altarraum standen die Chöre gestaffelt und begeisterten mit ihrem raumfüllenden Klang.
Das Kammerorchester opus 7 ist in der Region bekannt als Garant für Kirchen- und Säkularmusik mit technischer Finesse und Präzision, aber auch für musikalische Bandbreite von geistreicher Klassik über romantischen Bombast bis zu modernen Klangwelten. Doch auch für die gestandenen Profis bildete das von Nils Fricke und Frauke Seele-Brandt entwickelte Programm eine mit Bravour gemeisterte Herausforderung. „Außergewöhnlich und interessant zusammengestellt“ charakterisierte der Kreiskantor die Auswahl, und es wurde eine Talentrevue der beteiligten Chöre und Instrumentalisten. So feierte die Kantorei mit „Geh aus mein Herz“ im Arrangement von Thomas Wirtz, des Vorgängers von Nils Fricke, die Chormusiktradition in Minden. Frauke Seele-Brandt übernahm zum filmmusikreif gespielten und gesungenen „Earth Song“ das Dirigentenpult, bevor das Konzert einen passend markanten Abschluss fand. Zu „Peace, triumphant peace!“ aus Karl Jenkins Oratorium „The Peacemakers“ ließen Kantorei, Tookula und das Orchester mit dem eigens verstärkten Schlagwerk die Christuskirche beben.
„Für viele der Tookulanerinnen und Tookulaner war es das allererste Mal mit einem großen Orchester“, freut sich Frauke Seele-Brandt. Die „Musik für die Schöpfung“ war das erste geteilte Chorprojekt, in dem der Jugendchor der Chorschule und die Kantorei gemeinsam mit Orchester auf der Bühne standen. Diese Erfahrung war schon bei den Probetagen in der langen Vorbereitung auf den Tag an der Christuskirche eine Motivation für den Jugendchor, und zu Haydns „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ durften sie sogar allein mit Opus 7 ihr Können zeigen.
Frauke Seele-Brandt als Projektleiterin und Kreiskantor Nils Fricke haben lange auf den einzigartigen Tag an der Christuskirche hingearbeitet. Möglich gemacht wurde er durch fast 10,000 Euro Förderung durch den vom Deutschen Bundestag aufgelegten Amateurmusikfonds. Schon diese Förderung war ein Erfolg für das Kantorenteam, doch mehr noch freuen sie sich über den gelungenen Tag im Norden Mindens. „Die Musik für die Schöpfung wird noch lange nachwirken“, ist sich Frauke Seele-Brand sicher. „Und zwar bei den Beteiligten und bei unserem Publikum.“
(Beitrag von Kevin Potter / Evangelischer Kirchenkreis Vlotho)