Ein Hoch auf den Spaziergang
Drinnen ist dicke Luft. Da rauchen Köpfe. Da wird malocht. Probleme werden gewälzt und Strategien gesucht. Die Stimmung ist schlecht. Und kein guter Plan, keine geniale Lösung in Sicht.
Ich gucke aus dem Fenster. Draußen scheint die Sonne. Bäume recken ihre Zweige in den Himmel. Ein leichter Wind weht. Sieht von hier jedenfalls so aus. Ich wette, man hört draußen Amseln singen. Ich will raus!
Empfiehlt schon Paul Gerhardt: Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerszeit an deines Gottes Gaben.
Nützt Rausgehen eigentlich was? Schließlich müssen die Probleme gelöst werden. Die Arbeit muss gemacht werden. Dabei können Rausgehen und Freude suchen und die liebe Sommerszeit doch nun wirklich nicht helfen. Oder?
Oder Rausgehen und Freude suchen und die liebe Sommerszeit sind dringend nötig. Eine Runde gehen. Sommerluft schnuppern. Bäume bestaunen. Vogelgezwitscher hören. Damit der Kopf wieder frei wird. Damit wir Wichtiges und Unwichtiges wieder unterscheiden können. Und das, was wir tun und das, was wir nicht ändern können.
Möglicherweise können in der lieben Sommerszeit nicht nur Blumen wachsen. Sondern auch unser Vertrauen. Wenn wir das Leben spüren. Das uns Gott geschenkt hat, der uns genau wie Bäume und Amseln und alles, was lebt in seinen liebevollen Händen hält. Vielleicht werden wir gelassener, erfindungsreicher, geduldiger, mutiger und tatkräftiger, wenn wir uns an der lieben Sommerszeit freuen. Und an Gottes Gaben. Weil die uns zeigen, dass da noch mehr ist als das, was wir wissen und können und schaffen.
Jetzt aber raus. Kleiner Spaziergang. Vielleicht gibt es unterwegs sogar ein Eis. Das wäre doch mal was: Einen Spaziergang auf die Tagesordnung setzen und auf jede volle To Do Liste schreiben.
Also: Jetzt aber raus!

Catharina Bluhm
Pfarrerin der Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Simeonis – St. Thomas Kirche