Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Gott die Anreise erleichtern

Ich fahre durch die Dämmerung. Bald wird es dunkel sein.

Sich sehe beleuchtete Einfahrten, Lichterketten an den Häusern, ein Stern am Giebel.

Ich lasse ich hinter mir, was war: Schönes und Unwegsames. Stelle mich ein auf das, was kommt.

Ein Vers begleitet mich. Er wurde in einer Zeit lange vor Jesu Geburt von Jesaja gesagt wurde:

„Bereitet Gott in der Wüste den Weg; denn siehe, Gott kommt“.

Was passiert, wenn Gott kommt? Sehnsucht wird wach: Danach, dass Dinge heil werden, dass Frieden sich ausbreitet, dass es gerecht zugeht.  

Wo ist Gott, wenn es in mir dunkel ist? Wenn ich Nachrichten schaue? Wenn Gewalt und Not sichtbar wird?

„Siehe, Gott kommt!“ Gott kommt uns entgegen. Gott, der für Licht und Liebe steht, der Frieden bringt, gesund macht und uns staunen lässt. Halten wir Ausschau nach den Spuren davon. Da sind Kinder, die voller Neugier die Welt entdecken. Nachbarn, die übern Gartenzaun plaudern. Ein Krisengebiet, das sich beruhigt. Siehe, Gott kommt. Da kommt was auf uns zu! Eine großartige Begegnung erwartet uns.

„Bereitet Gott in der Wüste den Weg“. In wüsten Zeiten einen Weg für Gott bereiten? Eine Mammutaufgabe! Aber Moment: Gott ist ja auf dem Weg zu uns. Wir tragen nur unseren Teil dazu bei. Eine Aufforderung: Macht mit, denn ich bin unterwegs zu euch. Sorgt dafür, dass Gottes Spuren zu erkennen sind. Kurz: Wir haben da einen Job zu erledigen: Gott die Anreise zu erleichtern. Da wo wir gerade sind, wie es uns möglich ist.

Wie gut, dass das „Bereitet“ sich an Mehrere richtet. Das schaffen wir nämlich nur gemeinsam!

Bereiten wir also nicht nur Plätzchen und gutes Essen vor. Bereiten wir vor, dass Gottes Wege zu seinen Menschen und auch zu uns leichter werden. So kann sich Licht und Liebe ausbreiten, Frieden und Zuversicht wachsen.

Ich komme zuhause an. Am Nachbarhaus sehe ich drei große Sterne. Sie verbreiten ihr Licht in warmen Tönen. Es ist, als ob mir Gott zuflüstert: „Ich bin da“.

Renate Sierig

Renate Sierig

juenger unterwegs

Leben aus Gnade

In diesen Tagen feiert die katholische Kirche das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“. Ein sperriger Name für ein Fest, das zudem irgendwie abstrakt klingt und scheinbar fernab von unserer Realität ist. Aber der Schein trügt: Der Name des Marienfestes birgt eine wichtige Botschaft für uns Menschen. Wir feiern die Gnade, die Gott uns Menschen bedingungslos schenkt. Seine Gnade resultiert nicht aus menschlicher Arbeit und Tüchtigkeit, sondern einzig und allein aus seiner göttlichen Großzügigkeit und Freigiebigkeit. Der Mensch ist geschaffen aus Gnade!

Am Menschen Maria erwies sich die ganze Fülle der göttlichen Gnade. Maria wird nicht wie wir Menschen aus der Schuld, der Erbsünde, durch Gott gerettet. Maria wird sogar davor bewahrt. Maria ist voll der Gnade. Sie ist das ursprüngliche und reine Konzept vom Menschen, die „ohne Erbschuld empfangene Jungfrau und Gottesmutter Maria“.

„Gnade“ ist seine geschenkte Zuneigung. Aus Gnade wendet sich Gott mir zu. Er meint mich ganz persönlich. Ich soll leben, aufleben, glücklich sein…

Michaela Langner

Michaela Langner

Gemeindereferentin der kath. Kirche DOM Minden

Gedanken zum Sonntag, 01.12.2024

Wann haben Sie das letzte Mal zu jemandem gesagt: „Dich schickt der Himmel!“ oder „Du bist ein Geschenk des Himmels!“
Treffen Sie manchmal auf eine Botin oder einen Boten Gottes?

An diesem Sonntag zünden wir die erste Kerze an. Es ist Advent geworden – ja, auch in diesem Jahr!
Advent bedeutet so viel, wie „Gott kommt.“ Aus der Weihnachtsgeschichte wissen wir, dass er nicht in eine heile, schöne und perfekte Welt kommt. Das gilt auch für dieses Jahr.

Advent, das ist die Zeit der Erwartung, die Vorbereitungszeit auf die Ankunft Jesu Christi, dessen „Geburtstag“ wir in der Weihnacht feiern.

„Alle Jahre wieder“ hörte ich letzte Woche von einer Bekannten den Satz: „Wie soll ich nur die ganzen weihnachtlichen Vorbereitungen schaffen?“ Tja, wann besorge ich die Geschenke und packe sie ein? Wann schmücke ich den Weihnachtsbaum, dekoriere die Wohnung, koche und backe?
Vieleicht sollten in diesem Jahr alle Zeremonienmeisterinnen und -meister mal das Zepter aus der Hand legen und gespannt sein, was uns diese Zeit beschert: Zeit für die Zeit! Keine Frage, das ist leichter gesagt als getan, und ich muss mir da auch an die eigene Nase fassen.

Vor einigen Jahren, unser Sohn war anderthalb, musste er aufgrund seines Asthmas in die Reha. Wir bekamen den Bescheid im Oktober. Es sollte für vier Wochen nach Norderney gehen. Start: 6. Dezember. Noch bevor mein Mann von der Arbeit kam, hatte ich das Schreiben fertig, warum mir der Termin überhaupt nicht passen würde. Auf dem Blatt standen verschiedene Aspekte, die alle meine Gefühle ausdrückten, dass ich mir nicht vorstellen konnte, Weihnachten woanders als im Kreis der Großfamilie zu verbringen. Mein Mann war es, der mich an den Grund dieser Reha erinnerte, nämlich die schwere Erkrankung unseres Sohnes, und mich ermutigte, dieses „Projekt“ mit ihm gemeinsam zu starten.

Es ist gut, dass Gott uns Menschen schickt, die unseren Blick wieder auf das Ursprüngliche lenken. Mein Fazit damals: Es war nicht das gleiche Weihnachtsfest – aber es war gut. Und: Ja, manchmal muss man seine eigenen Befindlichkeiten zum Wohl anderer zurückstellen.

Fragen wir doch in diesem Jahr mal unsere Empathie und Kreativität, wie wir adventliche Botinnen und Boten für andere sein können und wie wir die Liebe Gottes weitertragen können. Lassen Sie uns die Tore weit und die Türen in der Welt hoch machen. Denn dazu fordert uns der Wochenpsalm (Psalm 24) auf.

Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen 1. Advent und eine gesegnete Adventszeit.

 

Katrin Weber

Katrin Weber

Referentin in der Ev. Erwachsenbildung des Kirchenkreisverbandes Herford, Lübbecke, Minden und Vlotho