
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Drei Könige
Ein paar Hirten und drei Könige, das musste reichen, mehr nicht. Das musste reichen, um die Botschaft in die Welt zu tragen, um Hoffnung zu bringen in eine Welt voll Finsternis. Ein paar Hirten und drei Könige, das musste reichen… Obwohl die Bibel von der Zahl von Dreien gar nicht spricht, aber die christliche Tradition tat gut daran, weil es anders wahrscheinlich auch nicht geht – als in kleiner Zahl… Ja, mehr durfte es eigentlich auch gar nicht sein, um es zu fühlen, zu empfinden, um es der eigenen Seele spürbar zu halten.
Vor weniger als zwei Monaten waren meine Frau und ich in Israel, ein Traum, den wir lange hegten, und der jetzt Wirklichkeit hatte werden sollen. Klar waren wir in Bethlehem, hinter dem Zaun der die palästinensischen Autonomiegebiete umgrenzt. Die Geburtskirche sehen, also die Grotte, den Stall, wo Jesus geboren sein soll, worum nun aber eine große Kirche zum Lob Gottes gebaut ist. Der Eingang zu ihr ist – na ja, sagen wir gerade 1,20 hoch – man muss sich klein machen, wie die Hirten, die ersten Empfänger der frohen Botschaft kleine, arme Leute waren; man muss fast auf die Knie gehen, wie die Könige aus Morgenlanden an der Krippe auf die Knie gegangen sind… Aber – Gott sei´s geklagt– wenn du drin bist, dann ist es mit der Herrlichkeit vorbei; Menschen über Menschen, sie stehen wie am Flughafen von Abgrenzungsbändern geleitet, um für zwei Minuten einen Blick werfen zu können auf den Ort, die Grotte, wo der Sohn Gottes – womöglich – geboren worden ist. 400 Meter Schlange in einer Kirche, bis an die tausend Leute in der Warteschlange.
Ein paar Hirten und drei Könige, mehr durften es nicht sein, um es wahrhaft empfinden und spüren zu können, was für ein Wunder damals in Bethlehem geschehen war, und was es für unser Leben bedeutet und es wirklich hell macht.
Später erzählte unser palästinensischer Reiseleiter Nabil, dass die Geburtskirche morgens für vier Stunden immer gesperrt sei, damit die katholische, die armenische und die orthodoxe Kirche in festgelegten Schichten Tag für Tag eben an diesem Ort, wo sie alle Zuhause sind, Zeit zum Gebet hätten. Einige unserer Reisegruppe amüsierten sich darüber. Ich dachte: die machen damit etwas viel Sinnvolleres, als Schlange zu stehen.
Sie strecken sich aus nach dem Licht und nach der Liebe, die uns auch heute noch von Jesus zu kommen. Und sie werden Wärme und Helligkeit und Frieden und Vertrauen und Dankbarkeit an dieses Menschenkind viel eher in sich aufnehmen und mitnehmen können als die Abertausend Touristen Tag für Tag an diesem Ort

Volker Niggemann
Pfarrer , St. Matthäus in Minden
Stille Nacht…. heilige Nacht
Kennen Sie Owie? Owie ist rotgewandet oder blau, mit Flügeln. Eine kleine Figur aus Ton, den Lockenkopf zum Himmel gerichtet mit singendem runden Mund. Gerade so, als ab er inbrünstig singen würde: „Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund, da uns schlägt die rettende Stund, Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.“ Heute ist der singende Engel in wenigen Haushalten beheimatet; das Lied aber feiert in diesem Jahr sein 200jähriges Jubiläum. Die einen finden es kitschig. Für die anderen ist es der Inbegriff von Weihnachten. In jedem Fall ist es das weltweit erfolgreichste Weihnachtslied. Zum ersten Mal wurde „Stille Nacht“ zum Weihnachtsfest 1818 in einer Dorfkirche nahe Salzburg gesungen. Ein junger katholischer Hilfspriester namens Joseph Mohr hatte den Text 1816 gedichtet. In einer Zeit für Sehnsucht nach Besserem. Der Organist Franz Xaver Gruber komponierte die Musik in Dur. Weil sich das Leben der meisten Menschen damals eher in Molltönen abspielte. Aus Tirol zog das Lied in die ganze Welt, bekam von Johann Hinrich Wichern eine evangelische Prägung mit der Verwendung des Christustitels und fand Eingang in evangelische Gesangbücher.
In das Bild der heiligen Familie hat der Dichter wohl seine Sehnsucht nach Geborgenheit und intakter Gemeinschaft hineingelegt. Die Botschaft „Christ, der Retter ist da“, gilt allen, die Weihnachten mit Sehnsucht feiern. Mit der Sehnsucht nach Zusammenhalt in der Familie, mit der Sehnsucht nach Gesundheit, mit der Sehnsucht, das Leben wieder mehr in den Griff zu bekommen. Weihnachten steht für die Botschaft: Gott ist an Deiner Seite, er lässt Dich nicht allein in Deinen Sehnsüchten und in Deinen unerfüllten Hoffnungen. „Christ, der Retter ist da!“ Gestalten Sie die Adventszeit mit Owie und singen Sie in der Erwartung der Weihnachtsfreude: Evangelisches Gesangbuch, Nr. 46 und Gotteslob, Nr. 249.

Ulrike Lipke
Pfarrerin, Mediothek und Schulreferat
Nie wieder
die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 war der schreckliche Höhepunkt der Novemberpogrome. In der Zeit vom 7. bis 13. November wurden hunderte Menschen ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Etwa 1.400 Synagogen und jüdische Versammlungsorte sowie viele Geschäfte und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Mit diesem Ereignis begann die systematische Verfolgung der Juden im Deutschen Reich. Der Antisemitismus mündete in den Holocaust, einen industriell betriebenen Völkermord an etwa sechs Millionen europäischen Juden und anderen Menschen, die aus rassistischen Motiven in Vernichtungslagern des NS-Regimes umgebracht wurden.
Das alles ereignete sich vor 80 Jahren. Damals waren es nur Einzelne, auch aus kirchlichen Kreisen, die dieses unselige Treiben kritisiert oder sich dem offen entgegengestellt haben. Sie haben meist mit ihrem eigenen Leben dafür bezahlt. Heute gibt es kaum noch Zeitzeugen, die an diese Ereignisse erinnern können und das Gedenken lebendig halten. Umso mehr ist es die Aufgabe aller Bürger dies zu tun. Nie wieder darf so etwas in Deutschland passieren. Das ist auch ganz besonders die Aufgabe der Christen.
Jesus Christus hat es uns vorgelebt, ohne Vorbehalte auf Menschen zuzugehen, ihnen die Liebe Gottes zu bringen. Jesus hat Zachäus, den alle schon abgeschrieben hatten und mit dem niemand mehr etwas zu tun haben wollte, gesehen und angesprochen. Jesus hat ihn eingeladen, Zeit mit ihm verbracht und alle Härte in seinem Leben langsam aufgetaut. So hat er ihm die Tür ins Leben geöffnet. Begeisterung ist Jesus dafür nicht entgegengeschlagen.
Es sind unsere kleinen Taten der Liebe, die gegen den Hass und die Gewalt stehen. Es sind die kleinen Zeichen, die wir mit unserem Reden und Handeln im Alltag setzen können, die letztlich den Unterschied ausmachen.
Viel Mut wünscht

Olaf Mohring
Pastor der Evangelischen Freien Gemeinde in Minden