Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Follow me!

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In den sozialen Netzwerken ist es ein Sport, möglichst viele „follower“, auf deutsch Anhänger oder Nachfolger, zu bekommen. Bei Instagram kann sich das dann sogar auszahlen. Deshalb gibt es auch Tipps, wie man möglichst viele follower gewinnt, auch wenn man keinen Namen hat: „Warten Sie nicht darauf gefunden zu werden. Kommentieren und vor allem liken Sie, was Ihnen gefällt. … Geben Sie hier ein beliebiges Wort wie „WOW“ ein und liken Sie wild drauf los.“ rät chip.de. Erstaunlicherweise hatte bei Twitter nicht Donald Trump im Jahr 2017 die meisten Nachfolger, nämlich nur 41 Millionen, sondern sein Vorgänger Barack Obama mit 98 Millionen. Die Resonanz in den Netzwerken ist letztlich nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch der Inhalte und überzeugenden Botschaften.

So gesehen ist es erstaunlich, dass Jesus über nun fast 2000 Jahre – und das analog! – Milliarden von Nachfolgern hatte und hat. Am Anfang der Bewegung, so können wir es in den Briefen des Neuen Testaments sehen, begann es jedoch überschaubar. Da waren es manchmal nur „zwei oder drei“, die sich trafen, über den Glauben sprachen, Gottesdienste feierten und die Konsequenzen für den Alltag überlegten. Und sie mussten für ihre frisch gewonnen Überzeugungen oft auch Diskriminierungen und handfeste Nachteile ertragen. Mit einem „Wow“ und wildem drauf los liken war es nicht getan. Aber die Botschaft, mit der Jesus uns Gott nahe gebracht hat, überzeugte immer mehr und über die Jahrhunderte immer wieder neu viele Menschen.

Eines der Geheimnisse, weswegen sie auch ohne materielle Anreize Erfolg hat, liegt darin, dass Jesus in seinem Leben selbst auf Macht, Geld und politischen Einfluss verzichtete. So konnte er glaubwürdig auf die Macht der Liebe, der Vergebung und der Hoffnung hinweisen. Und er lud nicht nur zur empathischen Verantwortung für andere ein, sondern zu Feindesliebe und Gewaltlosigkeit. Das überzeugt nicht nur persönlich, seelisch, mitmenschlich, sondern sogar politisch: Es wird keinen Frieden geben ohne den Ausgleich der berechtigten Interessen aller, ohne das Beachten der Menschenwürde jedes Einzelnen auf der Erde.

An einen Tipp von Jesus für die Nachfolge erinnert der morgige Wochenspruch: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

Jürgen Tiemann, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Minden

Jürgen Tiemann

Jürgen Tiemann

Superintendent des Ev. Kirchenkreises Minden

7 Wochen ohne Lästern

Thema: Start in die Fastenzeit

Seit Aschermittwoch ist wieder Fastenzeit. Millionen Menschen jährlich beschließen unter dem Motto „7 Wochen Ohne“, der Fastenaktion der evangelischen Kirche, bis Ostern eine Zeitlang auf Gewohntes zu verzichten.

Für manche heißt das: kein Alkohol, kein Nikotin, kein Fleisch, keine Schokolade oder andere Süßigkeiten. Manche verzichten aufs Fernsehen, ganz Mutige fasten Autofahren oder Facebook und die sozialen Medien.

Dabei geht es nicht zuerst um Verzicht; es ist eine Einladung zum Fasten im Kopf: Sieben Wochen lang die Routine des Alltags hinterfragen, eine neue Perspektive einnehmen, entdecken, worauf es ankommt im Leben. So kann das Fasten ein jährlicher kleiner Entwurf sein: Was wäre wenn? Was wäre, wenn ich nicht jeden Abend auf dem Sofa zu bewegten Bildern einschlafen würde? Wenn ich jeden Tag eine neue Begegnung wagen würde, wenn ich vorwärts schauen würde, statt zurück? Die Skizze eines anderen Alltags, der Blick in eine andere Richtung, eine Perspektivverschiebung.

Was wäre, wenn ich auf meine Gedanken achte und Klatsch und Tratsch, Neid, Zorn und die zweideutigen Kommentare fasten würde? Was wäre, wenn es gelingen würde, die bekannten und eingetretenen Pfade zu verlassen, mit Gewohnheiten, selbstverständlichen Gesten des Alltags zu brechen, etwas anders zu machen als sonst und damit leise und ohne ruckartige Bewegungen gewohnte Ordnungen durcheinander zu bringen?

Es läuft dann nicht mehr ganz so rund und vorhersehbar wie sonst. Vielleicht stolpert man auf einmal im gewohnten Takt. Der Tagesablauf verschiebt sich, Zeit ist da, wo Hetze war. Ruhig und wach hören wir uns selber wieder – und Gott.

Die Passionszeit ist eine Einladung, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Das kann jeder persönlich tun, vielen hilft eine Gruppe oder ein Gottesdienst, um ganz bei sich und Gott anzukommen.

So eine besondere Begegnung in der Fastenzeit wünscht Ihnen

 

Olaf Mohring

Olaf Mohring

Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Minden

Die Einheit des Geistes bewahren

Wort zum Sonntag – Ausgabe des Mindener Tageblattes für den 17./ 18. Februar 2018

 

Bemüht euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch den Frieden,                                            der euch zusammenhält.  Paulus an die Epheser 4,3

 

In diesem Februar wird unser Evangelischer Kirchenkreis Minden 200 Jahre alt. Seine Gründung war damals nicht nur ein Verwaltungsakt, sondern eine Folge der Einführung der Union von Ev.-lutherischen und Ev.- reformierten Gemeinden in Preußen. Und es war eine Sensation. Der König hatte anlässlich des 300. Reformationsjubiläums im Jahr 1817 dazu aufgerufen und eingeladen, als „glaubensverwandte Konfessionen“ fortan das Abendmahl gemeinsam zu feiern und künftig eine Kirche zu sein. Seither gibt es, nicht nur in Minden, sondern in ganz Westfalen und in den anderen Gebieten des damaligen Preußen gemeinsame Synoden. Bei allen Unterschieden, die in den Gemeinden gelebt wurden, verstand man sich seither als eine Kirche.

Anlässlich des 500. Reformationsjubliäums im vergangenen Jahr riefen, angeregt durch den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, viele namhafte Erstunterzeichner die Initiative „Ökumene JETZT!“ ins Leben. Nicht nur Versöhnung, die sich mit der Trennung zufrieden gibt, ist ihr Ziel, sondern gelebte Einheit im Bewusstsein der gewachsenen Vielfalt. Dazu gehört es natürlich auch, die  grundlegenden Themen von Amts-Abendmahls- und Kirchenverständnis nicht außen vorzulassen, sondern neue Wege zu gehen. Gerade die Trennung im Abendmahl schmerzt viele Gläubige besonders. Ich selbst bin in einer Familie und einer Umgebung mit beiden Konfessionen aufgewachsen und kann ein Lied davon singen, habe aber dabei  zugleich erlebt, wie hoffnungsvoll, einfach und unkompliziert das Miteinander oft schon vor 30 Jahren gestaltet wurde. In den 70er  und 80er Jahren waren wir uns sicher, dass wir im Jahr 2000 gemeinsam Abendmahl feiern würden.                                  Gemeinsam haben wir als Christen nun in dieser Woche die Passions- bzw. Fastenzeit begonnen. Wenn diese Zeit von den Kirchen und auch persönlich unterschiedlich gestaltet wird, so werden wir doch alle zusammen an den erinnert, durch den wir Christen sind: Jesus Christus, der  für uns gelebt, gestorben und auferstanden ist. Von ihm fühlen sich Menschen aller Konfessionen gleichermaßen angesprochen, denn  er ist es, der einlädt zum Abendmahl, zur Kommunion, Eucharistie. In allen Kirchen werden vor der Feier des Mahls die selben Einsetzungsworte aus der Bibel gesagt. Hat da irgendjemand das Recht vorzuschreiben, wie ein gläubiger Mensch diese Worte zu hören oder zu verstehen hat? Darf es nicht zugleich sein, dass der eine sich das Brot als Leib Christi, sich ein anderer die Gegenwart Christi oder die Erinnerung an den Weg Christi vergegenwärtigt und man trotzdem zusammen feiert?   Weil Jesus Christus einlädt, ist das Abendmahl, was es ist. Sollten wir nicht das Beste daraus machen? Wenn wir uns  immer neu zusammen bewusst machen, wer uns einlädt, dann ist das die Basis für eine Kirche in Vielfalt und einen Glauben an den lebendigen Gott.

Schauen Sie mal hin: www.oekumene-jetzt.de

Bernhard Speller

Bernhard Speller

Pfarrer in der Evangelisch-reformierten Petrigemeinde Minden