Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Pfingsten – Komm, Heiliger Geist!
Mein Lieblingspfingstgedicht stammt von Berthold Brecht:
„Zu Pfingsten, zu Pfingsten, sind die Geschenke am geringsten, während Ostern und Weihnachten – was einbrachten.“
Ich glaube, dass Brecht hier nicht nur ein lustiges Kinderlied (wie er es nannte) verfasst hat. Er brachte so auch auf den Punkt, dass viele Menschen – Erwachsene wie Kinder – mit diesem Fest nicht viel anfangen können.
Es wird als Geburtstag der Kirche bezeichnet, aber irgendwie ist dieses Fest wenig zu greifen, wie auch das Geschenk, das Gott uns damit macht, den Heiligen Geist. Was aber ist dieses Geschenk? Auch die Pfingstgeschichte kann dies nur in Bildern beschreiben. Da ist ein Brausen vom Himmel, wie ein starker Wind. Und das macht deutlich, Wind kann man nicht sehen, sondern nur das, was er bewirkt (Bäume, die sich biegen). So kann man Gottes Geist nur in dem fassen, was er bewirkt.
Mutlose Jünger fassen Mut, von ihrem Glauben begeistert zu erzählen und das weckt Glauben auch in anderen Menschen. Und das, was sich da verändert, wird beschrieben als Feuerzungen. Feuer – das ist ein Bild für Liebe, Wärme für kalte Herzen, aber auch für „ansteckende“ Kraft und Begeisterung. Ja, da geschieht etwas, aber es bleibt bis heute nicht zu fassen. Aber eines wird dabei im Laufe der Geschichte der Christenheit deutlich: Das Geschenk ist kein Es, keine irgendwie geartete Kraft oder Gefühl, sondern ist Gott selbst. Der große Gott will uns nahekommen, sogar in uns wohnen – mit seiner Liebe, Mut und visionärer Kraft. Und dies brauchen wir heute mehr denn je. Wirklich kaum zu fassen, aber mir hilft ein weiteres Bild, dies zumindest ein wenig zu verstehen: Wenn Gott wie die Sonne ist, dann ist Jesus die Sonnenscheibe am Himmel, gewissermaßen der sichtbare Teil. Und der Heilige Geist, das sind die Sonnenstrahlen, die uns wärmen und das Leben in jedem Frühjahr wieder emporsprießen lassen.
Insofern wünsche ich Ihnen allen sonnige Pfingsten, lassen sie uns ihn in unsere Herzen einladen: Komm, Heiliger Geist!

Andreas Wilmsmeier
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Hartum-Holzhausen, Pfarrbezirk Hahlen
United in Mission
Gut 25 Jahre ist es her, dass sich eine traditionsreiche Missionsgesellschaft unter diesem Motto umgestaltet hat, von einer Unternehmung, in der christliche Verkündigung und später auch Geld aus Deutschland in die Länder der kolonialisierten Welt transportiert wurden, in eine Gesellschaft gleichberechtigter Mitglieder, die ihre verschiedenen Sichtweisen, Gaben und Begabungen einbringen. Dieses Wochenende zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten markiert die gedankliche Grundlage für diese Bewegung: Der Weg Jesu beginnt (nicht zufällig, sondern notwendig) im Land des Volkes Israel. Aber dieser Weg geht von dort aus weiter: in der Draufsicht hält Jesus den Kontakt zu allen, die ihm nachfolgen. Und die Kraft Heiligen Geistes bringt diese dazu, so zu reden und zu handeln, wie sie es von ihm gelernt haben.
United By Music: so lautet das Motto vom ESC, der an diesem Wochenende in Malmö ausgetragen wird. Seit den Anfängen der Chansonniers und Singer-Songwriter hat sich bei diesem Wettbewerb musikalisch einiges getan. Und seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sind auch viele neue Länder hinzugekommen, so dass es auch von den Menschen und Fahnen sehr viel bunter geworden ist. Hier in der Region wird in diesem Jahr besonders mitgefiebert, weil mit Isaak ein Musiker aus Ostwestfalen „on the run“ ist.
Das Motto „United By Music“ wurde im letzten Jahr für Liverpool kreiert, als Ausdruck der Verbundenheit mit den Menschen in der Ukraine, die eigentlich die Gastgeber gewesen wären, aber wegen des Krieges nicht konnten. In diesem Jahr beschäftigt der Krieg in Gaza viele Menschen, der durch die Massaker der Hamas vom 7. Oktober ausgelöst worden ist. Manche wollen Israel vom ESC ausschließen wegen der Art, wie es sich gegen diese Massaker und die fortdauernden Raketenangriffe verteidigt. Abgelehnt werden diese Bestrebungen u. a. mit dem Hinweis auf die Musik, die unpolitisch sei.
Die Nachrichten aus Malmö zeigen, dass das Unsinn ist: schon jetzt herrscht dort eine Atmosphäre, in der Menschen geraten wird, sich nicht erkennbar jüdisch oder israelisch zu zeigen und am besten nur zum Wettbewerb das Hotel zu verlassen. United By Music ist politisch! Es sagt: Wir feiern zusammen den Wettbewerb, schließen niemanden aus und geben der Gewalt nicht nach.
Übrigens: der biblische Isaak ist der Vater von Jakob, Beiname Israel …

Armin Backer
Pfarrer, Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien, Gemeindebezirk St. Marienkirche/Albert-Schweitzer-Haus
Was bin ich wert?
Gesamtschule Porta, 3. Stunde, Klasse 5. Wir sprechen in der Einheit “ich bin ICH“ darüber, was wäre, wenn alle Menschen gleich wären. Ein Kind schreibt: Wenn alle Menschen gleich wären, wären sie so hässlich und nutzlos wie ich.
Ich bin schockiert. Denn diese Worte sind ernst gemeint. Was muss dieses Kind erlebt haben, wie muss es behandelt worden sein, dass es so etwas über sich sagt. Nutzlos, wertlos, zu nichts zu gebrauchen. Dem muss ich vom Wort Gottes her widersprechen.
Was bist du wert – einer von 80 Millionen? Wer sieht dich? Wer bemerkt dich? Würde es überhaupt einer merken, wenn du nicht da wärest? Die einen sagen: du bist einzigartig. Die anderen sagen: jeder ist ersetzbar. Wer hat denn recht? Wer bin ich, wer bestimmt meinen Wert? Wessen Urteil zählt: das des Lehrers, das der Eltern, das der Mitschüler? Wer sagt dir mit Sicherheit, was dein Marktwert ist? Napoleon soll nach der Völkerschlacht über seine gefallenen Soldaten gesagt haben: Wertlose Masse!
Was bin ich wert? Was ist der Preis für einen Menschen? Gibt es eine Institution, die uns das verbindlich sagen kann?
Ja, die gibt es. Es ist Gott. Niemand ist ein Kind des Zufalles, jede und jeder von uns gewollt. Gott bestimmt unsere Würde und unseren Wert.
Vielleicht kennen Sie ja die Geschichte vom Verlorenen Sohn. Fern von Daheim mitten im Dreck, beraubt aller Ehre und Würde fällt ihm ein: Ich kann doch wieder nach Hause gehen. Und er erlebt: da wartet sein Vater mit ausgebreiteten Armen, nimmt ihn wieder auf und an. Er liebt ihn und schätzt ihn wert. Ihm zu Ehren wird ein großes Fest gefeiert. Also: du bist nicht hässlich und nutzlos, lass es dir gesagt sein.
Gott sagt: Weil ich dich für wertvoll erachte,
- Lebst du
- Werde ich dir nahe sein
- Will ich dich beschützen
- darfst du fröhlich sein und lachen
Wenn du zu mir kommst, gebe ich dich niemals auf.
Das verspreche ich dir. Wenn du mehr über mich wissen willst: frag Jesus, meinen Sohn. Er gab sein Leben, damit keiner sich hässlich und nutzlos fühlen muss.

Eckart Zinnke
Pfarrer an der Gesamtschule Porta Westfalica