
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Erneuerung
Pfingsten, das Fest der Sendung des Geistes, bedeutet Erneuerung. Wie geht Erneuerung aber, darüber wird gestritten. Paulus gibt einen Tipp. Jedenfalls nicht durch besseres Business, so seine Meinung 2. Kor 2,17: „Nun, wir machen jedenfalls mit Gottes Botschaft keine Geschäfte wie so manche andere. Wir reden in aller Aufrichtigkeit und in Gottes Auftrag, weil wir mit Christus eng verbunden sind und uns Gott verantwortlich wissen.“
An Pfingsten reden wir über die Grenzen des Business. Und da gerade der Deutsche Meister gekürt wurde, am Beispiel Fußball.
Das Show Business verkauft Unterhaltung, dagegen lässt sich erst einmal nichts einwenden. Aber was macht das aus dem Sport? Die Deutsche Fußballliga ist auf der Suche nach einem Investor. Das Geschäft ist ja eine Konkurrenzsituation. Wir brauchen internationales Niveau, sonst wandert das Publikum ab. Ein noch unbekannter Investor soll der Liga für langfristige TV-Vermarktungsrechte kurzfristig zwei bis drei Milliarden Euro überweisen. Mehr Vermarktung bedeutet aber immer, mehr Show, weniger Sport. Und kein Fanclub hält diese Entwicklung auf. D. h. aber für den Fußball heute, dass er sich nur an der Basis erneuern kann. Kinder müssen verstehen, dass die Helden des Fußballs nicht Messi und Ronaldo sind. Das sind nur Helden einer fernen Show. Es geht um diejenigen, die in ihrem Ortsverein gespielt haben und jetzt Schiedsrichter oder Trainer machen. Was sie sagen und erfüllt, macht den Fußball für die Jungen aus.
Auch in der Kirche hilft das Business nicht überall. An vielen Stellen wird verlangt, die Kirche muss wieder sichtbarer werden, mehr Show bitte, mehr Niveau. Die Kirchen investieren mit ihrem Geld, gründen Stiftungen, suchen Sponsoren, machen Angebote und Öffentlichkeitsarbeit, um im Wandel der Arbeitswelt mitzuhalten. Management ist gefragt, bei einem gesellschaftlich relevanten Player. Die Diakonie ist z. B. einer der größten Arbeitgeber im Kreis. Aber bei der inneren Erneuerung zählt das nicht. Erneuerung unserer Gemeinden kann wie beim Fußball nur an der Basis geschehen, sonst geht die Seele verloren. Wir schöpfen aus dem stillen Vorbild der Menschen, die sich im Glauben versammeln, ein Vater unser sprechen.
Für das Pfingstfest gilt: Uns dem Geist öffnen und stille Freude an dem, was uns erfüllt, was wir als Lebenshoffnung den Jungen vermitteln können.

Pfarrer Clemens Becht
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien, Pfarrbezirk St. Lukas
Besser als gedacht
Zu einem Einsiedler kam eines Tages ein junger Mann und sagte, er sei von der Kirche enttäuscht und suche jetzt die vollkommene Gemeinschaft von gläubigen Christen. Da führte ihn der Alte zu den Mauern seiner kleinen Kapelle und fragte ihn: „Sag mir, was du siehst.“ „Ich sehe alte Mauern mit Unkraut und Moos“, entgegnete der Besucher. „Und doch wohnt Gott in diesem scheinbar ungepflegten Haus“, meinte der Einsiedler. „So ist es auch mit der Kirche. Sie kann nicht rein und perfekt sein, weil sie aus Menschen besteht. Auch du bist ein Mensch und ich sage dir: selbst wenn du die vollkommene Kirche findest, wird sie es in dem Augenblick nicht mehr sein, in dem du ihr beitrittst.“ (Herkunft unbekannt)
Man kann über die Kirche ja so oder so denken. Was allerdings oft verkannt wird: Nach wie vor bietet die Kirche vielen Menschen ein geistliches Zuhause. Auch gibt es in Deutschland keine Organisation, die mehr Mitglieder hat, als die Kirche.
Damit will ich nicht kleinreden, dass es jede Menge Verbesserungsbedarf gibt. Womöglich in der einen oder anderen christlichen Konfession mehr als bei anderen. Da kehre jede und jeder vor der eignen Tür.
Doch was wäre, wenn niemand mehr von Gottes Gegenwart zu reden wüsste? Wenn kein Trost zugesprochen und kein Segen mit auf den Lebensweg gegeben würde? Mir würde da Entscheidendes fehlen.
In einer Woche feiern wir Pfingsten. Das Fest der Erneuerung und des Aufbruchs. Das Fest des Heiligen Geistes, der Menschen im Innersten anrührt und in Bewegung setzt. Das Fest der Kirche, die für andere da ist.
Zugegeben: manchmal fehlt da noch die große Begeisterung. Doch die Sehnsucht nach Gottes Gegenwart und Hilfe tragen viele Menschen in sich.
Und das macht Mut, sich weiterhin in der Kirche zu engagieren. Auch wenn sie hier und da Moos angesetzt hat oder unansehnlich ist. Solange Menschen darin Gottes Wort hören und seinen Segen empfangen, brauchen wir sie mehr denn je.

Pfarrer Thomas Lunkenheimer
Theologischer Vorstand der Diakonie Stiftung Salem
Das Besondere und das kleine Glück
Diese drei Momente lagen am letzten Wochenende nicht weit auseinander. Die Notfallseelsorge meldet sich am späten Samstagabend. Meine Frau und ich finden uns ganz in der Nähe des Brandortes nahe dem Melittabad ein. Der Feuerwehr ist offenbar das Löschen und Eindämmen des Brandes längst gelungen. Die Notärzte schätzen ein, was für die Rauchopfer, von denen wohl niemand ganz schwer betroffen ist, getan werden muss und kann. Alle Rettungskräfte sortieren sich und das Geschehen. Danke allen professionellen und ehrenamtlichen Hilfsbereiten übrigens! Danke. Die aus der Brandwohnung evakuierten Kinder bekommen Wärmedecken, als es kühler wird. Wer kann zurück in seine Wohnung, wer nicht? Das Hotel Exquisit nimmt in der Nacht die letzte Familie ohne Unterkunft vorübergehend auf. Meine Frau und ich nehmen unsere Räder und fahren nach Hause. Manchmal sind wir besonders gefragt, anderen vielleicht einfach nur zuzuhören oder praktisch in der Not beizustehen.
Am Sonntagvormittag freuen wir uns an der Konfirmation einer kleinen, aber feinen Gruppe. Jeder findet einen Luftballon mit dem eigenen Vornamen an seinem Stuhl im Martin-Luther-Haus. Einer der Angehörigen spricht den Jugendlichen jeweils den Konfirmationsspruch zu. Wir geben unser Bestes beim Singen. Und die Kombi von Mundharmonika und E-Klavier passt auch schön. Wir feiern in der Gemeinde einen nicht alltäglichen Gottesdienst und einen besonderen Tag für die Hauptpersonen. Den sie so schnell nicht vergessen werden.
Ich denke gerade, irgendwie ist der christliche Glaube etwas für die großen, besonderen, die gefährlichen und die schönen Momente und Gelegenheiten des Lebens. Aber dann war da am Mittag noch dieser schöne Anblick: Die Kohlmeise brütet im kleinen Nistkasten am Kirschbaum in unserem Garten. Nach Jahren mal wieder. Die Schöpfung zeigt ihr schönstes Gesicht. Und die Kohlmeisen erinnern mich. Auch das kleine Glück des Alltags nach Notfallseelsorge und Konfirmation gehört – Gott sei Dank – zum Leben. Eigentlich möchte ich beides nicht verpassen, sondern pfleglich achten. Das Besondere und das kleine Glück.

Pfarrer Dr. Jörg Bade
Religionspädagoge am Leo-Sympher-Berufskolleg