Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Von Wahlen und Gewählten ….

Nun hat NRW gewählt. Bald werden die Gewählten ihre Ämter antreten. Ob die Wahlversprechen auch in die Tat umgesetzt werden können? Manches wird umgesetzt werden können, andere Vorhaben werden vielleicht scheitern. Aber – das wissen wir nicht im Voraus. Jede Wahl gründet darauf, dass man einem Menschen seine Stimme gibt, weil man ihm zutraut, seine Zusagen erfüllen zu können.

Ich werde durch solche Wahlen daran erinnert, wie es mit Gott und uns ist. Im Epheserbrief heißt es: „Denn in Christus hat Gott uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war.“ (Eph. 1,4). Uns hat er erwählt – weil er uns etwas zutraut. Das hat er schon getan, als er die ersten Menschen beauftragt hat, seine Schöpfung, diese Erde, zu bewahren. Offensichtlich sieht Gott in uns etwas, was wir uns manchmal nicht einmal selber zutrauen.

Denn wir schauen uns diese Erde an und können nicht sagen, dass wir Menschen immer gut mit ihr und den Menschen auf ihr umgegangen wären. Und doch – Gott wählt uns nicht ab. Er steht zu seiner Wahl. Er traut uns zu, dass wir mehr tun können. Etwa im Umgang miteinander. Oder im Umgang mit der Umwelt. Und wenn wir am Ende des Tages vor Gott stehen und es wieder nichts geworden ist mit all dem Guten, was wir hätten tun sollen, dann ist Gott barmherzig, vergibt uns und macht uns Mut, es am nächsten Tag besser zu machen. Denn er hat in seinem Sohn Jesus gewissermaßen ein Kreuz für uns gemacht, als Zeichen seiner Liebe und Vergebung.

Gott kennt uns Menschen, unseren Egoismus und unsere Gleichgültigkeit. Aber seine Liebe bringt ihn dazu, uns immer wieder zu erinnern, dass wir auch anders können. Denn es heißt ebenfalls im Epheserbrief: „Wir sind Gottes Schöpfung. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir die guten Taten ausführen, die er für unser Leben vorbereitet hat.“ (Epheser 2,10). Das kann uns Mut machen, uns selbst etwas zuzutrauen. Und dann das zu tun, was Gott uns zutraut: Das Gute, das nötig ist.

Thomas Salberg

Thomas Salberg

Pfarrer, Ev.-Luth. Kirchengemeinde Friedewalde

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So ganz allgemein; so aufrührerisch; so gerechtigkeitsliebend; so umfassend:Die Menschen sind gemeint –  das Umfeld, in dem alles Leben lebt ist gemeint, die Natur mitsamt dem Klima.

Positiv alles und alle ins Recht setzen, denen es am Recht fehlt.Das ist natürlich eine Aufgabe für die professionellen juristischen Instanzen, einerseits – andererseits ist es eine Aufgabe für unsere eigene persönliche Umsetzung, die letztlich in einen gesamtgesellschaftlichen Fluß mündet,  sich speisend aus allen Eintragungen und Zuflüssen einzelner Menschen und Organisationen.Eine Herausforderung ist es wohl für unsere Wahrnehmung -eine Herausforderung bleibt es auch für unsere Motivation.Hilfreich sind die konkreter gefassten Ausführungen der allgemeinen programmatischen Forderung:

„Integriert die Fremden; gebt Brot den Hungrigen; öffnet die Augen der Blinden; richtet die Gebeugten auf; liebt die, die gerecht handeln; helft denen, die am Rand der Gesellschaft stehen!“Programmatische Forderungen seit Jahren, was sag´ ich: Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrtausenden; in diesem Fall um 3000 Jahre alt, entnommen dem Buch der Psalmen (Ps. 146,7 ff).Die Fremden integrieren: Sich gegenseitig bereichern, fördern, lernen ermöglicht erst einen gesunden Aufbau und Zusammenhalt von Gemeinschaften und Gesellschaften.

Den Hungrigen Brot geben: Endlich eine gerechte Weltwirtschaftsordnung installieren mit Löhnen, Absatzmärkten und Ressourcenverwendung, die alle gut über-leben lässt; endlich innerhalb eines Landes die Güter gerecht verteilen.

Den Blinden die Augen öffnen: Den Fake-News-Anhängenden die Fakten vorhalten; den Umwelt-Unbewussten das Umwelt-Bewusste lehren; den Klima-Schädigenden das Klima-Schützende vorgeben.

3 ausgelegte Verse und im Folgenden noch 3 für Sie selbst auszulegende Verse:

Die Gebeugten aufrichten: …

Die Gerechten lieben: …

Den am Rand der Gesellschaft Stehenden helfen: …

Ewig jung bleiben solche Lebens-Programme. Sie waren, sind und bleiben immer eine gute Wahl!

Iris Rummeling-Becht

Iris Rummeling-Becht

Pfarrerin, St. Marien-Kirchengemeinde Minden, Bezirk St. Lukas

Den anderen achten?!

Dem Gesicht des siebenjährigen Jungen sieht man seine Gedanken förmlich an: Soll ich die Süßigkeit auf dem Teller sofort essen, oder warte ich einige Minuten ab und bekomme dann die doppelte Portion? Wie soll ich mich nur entscheiden??

Im sogenannten Marshmallow Experiment von Walter Mischel wollte man in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wissen: Können Kinder den Impuls nach sofortiger Wunscherfüllung so lange unterdrücken, bis sie ihre Belohnung bekommen? 1960 ging man davon aus, dass eine Wartezeit von 15 Minuten angemessen ist, bevor das Kind die Belohnung bekommt.

Walter Mischel zeigte mit seinen Experimenten, dass Kinder ab vier Jahren dem Impuls nach sofortiger Erfüllung eines Bedürfnisses kontrollieren können und damit zeigen, dass sie ihre Wünsche und Handlungen kontrollieren können.

Rücksicht zu nehmen, meinen Impuls nach sofortiger Erfüllung meiner Bedürfnisse kontrollieren zu können, macht das Zusammenleben so viel einfacher.

Jesus Christus fasst seine erste große Predigt, die Bergpredigt im Matthäusevangelium Kapitel 7,12a so zusammen: Genau so, wie ihr behandelt werden wollt, behandelt auch die anderen!

Bei uns gibt es das Sprichwort in der Umkehrung: Was du nicht willst das man dir tue, das füg auch keinem andern zu.

Jesus meint es positiv: Ich fange an, die anderen so zu behandeln, wie ich behandelt werden möchte. Jesus hat diesen Leitsatz gelebt und hat damit angefangen, mit großer Liebe und Geduld auf die Menschen seiner Zeit zuzugehen. Das hat ihm auch Widerstand und Skepsis eingebracht, aber ich finde, dass sich dieser Lebensstil lohnt und Veränderung bringt. Und irgendwo muss einer ja schließlich anfangen.

Vielleicht sehen wir uns ja in einer dieser Experimentiergruppen, die sich sonntagvormittags in den Kirchen treffen?

Olaf Mohring

Olaf Mohring

Pastor, Evangelische Freikirche Minden