Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

… wir bleiben in Verbindung ….

„Wir bleiben in Verbindung!“, mit diesen Worten legt meine Gesprächspartnerin auf. Viele Telefongespräche enden gerade so. Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass wir uns sehen. Also müssen wir andere Wege finden, um uns nicht aus den Augen zu verlieren. Da helfen Telefon und Videokonferenz. Und die Versicherung, wir halten Kontakt.

Eins unserer Kinder hat heute jemanden aus meiner Gemeinde getroffen. Sie haben sich Grüße zugerufen. Ich werde eine Nachricht als Dank schreiben und freue mich schon auf ein Gespräch.

Gespräche sind etwas Kostbares geworden. Ich genieße jede direkte Begegnung, es gibt sie gerade kaum. Immerhin geht es gerade allen anderen genauso. Ich verpasse nichts, wenn ich zu Hause bin. Die Straßen sind leer, meine Lieblingsorte verwaist, meine Kirche geschlossen. Gemeinschaft leben im Homeoffice, das ist eine neue Erfahrung. Ich greife zum Telefon und höre „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Mit dieser Person bleibe ich schon mal nicht in Verbindung.

Meine Liste mit veralteten Adressen und Telefonnummern wächst. Der ein oder andere Kontakt läßt sich doch wieder herstellen. Da hat jemand nur vergessen, seinen Umzug der Kirchengemeinde mitzuteilen. Für manche war es nur eine Floskel, dieses „wir bleiben in Verbindung“. Die Anbindung zur Gemeinde gibt es schon lange nicht mehr. Aber was, frage ich mich, ist mit der Verbindung zu Gott?

Gott hat über die Jahrtausende immer wieder erlebt, dass Menschen versprechen, in Verbindung mit ihm zu leben. Doch dann wird anderes im Leben wichtiger und Gott ist nur noch eine Randfigur. Weihnachten ist Gottes Angebot an uns: „Ich will mit euch in Verbindung bleiben!“ Jesus hat uns vorgelebt, wie ein Leben mit Gott aussehen kann, mitfühlend, liebevoll, getragen vom Gebet. Mir zeigt die Bibel: Gott gibt nicht auf. Er bietet uns immer wieder an, mit ihm zu reden, mit ihm zu leben.

„Wir bleiben in Verbindung“ – Gottes Zusage ist da. Diese Verbindung halte ich gerne.

Herzliche Grüße

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Nicole Bernardy

Pfarrerin , Methodistische Kirche Minden

Bewegt euch

Was ist die Parole der Stunde? „Bleiben Sie zu Hause“, hört man oft und immer: „Kontakte vermeiden“. Aber was tun wir zu Hause, um diese schwierige Zeit zu überstehen? Im April letzten Jahres haben noch viele die Zeit genutzt, in sich zu gehen. Viele Stimmen äußerten sich hoffnungsvoll, dass die Welt dadurch eine gerechtere werden kann, wenn Menschen sich auf das Wesentliche konzentrieren. Aber nach November, Dezember und nun der Verlängerung der Coronamaßnahmen liegen die Nerven blank. Das ist eine ganz natürliche Abfolge. Erst das Aufatmen, dann der zunehmende Stress, der Lagerkoller und die psychische Belastung durch die Einschränkungen bei der Arbeit. Lehrerinen oder Lehrer sehen, dass sie die Unterrichtsmethoden ständig umstellen, um den Jugendlichen den nötigen Unterrichtsstoff noch zu vermitteln, aber dass die nötige langfristige Planung fehlt. Andere müssen zusehen, wie das Ergebnis ihrer jahrelangen Aufbauarbeit zerbricht.

Keine und keiner kann aus der Situation und seiner Angst ausbrechen. Aber wir können eines tun, uns bewegen. „Bewegt euch“, sollte ein Gesundheitsminister rufen. Wer sich bewegt, wer Sport treibt, kann den Stress abbauen, den Kopf wieder frei bekommen, um kreativ mit der schwierigen Situation umzugehen. Wer sich bewegt, schläft gut und tut etwas gegen die ganzen  psychischen Erkrankungen, die uns in dieser Zeit drohen.

Bewegung und Sport müssen natürlich auch Spaß machen, sonst haben sie nicht die positive Wirkung. Sich alleine bewegen ist nicht jedermanns Sache. Deshalb bieten manche Vereine in Minden notgedrungen wenigstens eine online Vernetzung für Interessierte an (z.B. TuS Minderheide, Zoomtrainig für Kinder und Erwachsene).  Der Arbeitsbereich Kirche und Sport der Ev. Kirche bietet sogenannte workout-Gottesdienste online an, bei dem Gymnastik zum Mitmachen mit einem kurzen Gottesdienst verknüpft wird. Die erste Ausgabe April 2020 (von inzwischen drei) führt gut in das Anliegen ein: https://www.youtube.com/watch?v=NWShHOJ8npw

Bewegung ist zentral für die biblische Botschaft. Wir sind gerufen, Jesus nachzufolgen, d.h. wir müssen uns bewegen, nicht nur im übertragenen Sinne. Das Leben ist eine Reise; und ein schwerer Weg liegt vor uns. Nur ganzheitlich, mit Körper und Geist, können wir diesen Weg gehen, damit wir am End des Jahres mit 2. Timotheus  4,7 sagen können: Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten.

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Clemens Becht

Clemens Becht

Pfarrer, St. Marienkirchengemeinde Minden , Bezirk St. Lukas

Abschütteln oder Barmherzigkeit

Der Meister und seine Jünger wandern durchs Land Israel. Im Gebiet Samaria sind Jakobus und Johannes so böse über die Menschen und ihre Ablehnung Jesu, dass sie am liebsten Gottes Straffeuer über das Dorf regnen lassen würden. Aber Jesus erinnert sie: „Wisst ihr nicht, wessen Geistes Kinder ihr seid?“ An anderer Stelle rät Jesus den Reich-Gottes-Boten, schüttelt den Staub solcher Ortschaften und Erlebnisse von euren Füßen! Das von Corona verseuchte Jahr 2020 abschütteln – das wäre doch etwas! Mit dem Aufhängen des 2021 – Kalenders das Alte hinter uns lassen. Genial einfach. Natürlich wissen wir, dass das nicht geht. Die Intensivstationen müssen bundesweit Tausende von Corona-Patientinnen und -Patienten aufnehmen. Die Impfungen laufen erst an. Der Lockdown wird sicher nicht einfach am 11. Januar Geschichte sein. Nach einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur glaubt nur jeder Vierte (26 Prozent), dass die Pandemie 2021 weitgehend überwunden wird. Zwei Drittel meinen dagegen, dass das gefährliche Virus das Leben der Menschen in Deutschland noch das ganze Jahr über beeinträchtigt. Die Jahreslosung für das Jahr 2021 aus der sogenannten Feldrede des Lukas enthält den Satz Jesu und ganz viel von seinem Geist: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Diese Aufforderung Jesu an seine Leute enthält auch die Erinnerung. Gott hat das vorgemacht. Vom Stall zu Bethlehem bis zum Kreuz von Golgatha lebt das Jesus vor. Er war und ist Gottes Barmherzigkeit in Menschengestalt. Wenn also Gott – auch wenn wir das so oft in schweren Zeiten kaum glauben können – barmherzig ist, dann können wir das auch sein. Barmherzig meint warmherzig. Hat mir mal ein schlauer Mensch erklärt. Dass wir warmherzig durchs Jahr 2021 gehen – das ist die Zielrichtung der Jahreslosung. Wir können dann barmherzig sein mit uns – wenn wir ängstlich und kleinmütig geworden sind. Wir können barmherzig sein mit anderen – die sich überfordert fühlen von Corona und `überhaupt allem anderen´ und sich in Verschwörungserzählungen flüchten. Wir können barmherzig sein mit unserem politischen Führungspersonal – das die Bevölkerung vor einem Virus schützen, aber die sozialen und wirtschaftlichen Begleiterscheinungen nicht außer Acht lassen will. Ich möchte 2021 weiter ein Lehrling der Barmherzigkeit sein.

Dr. Jörg Bade

Dr. Jörg Bade

Pfarrer und Religionspädagoge am Leo-Sympher-Berufskolleg Minden