Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
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So ganz allgemein; so aufrührerisch; so gerechtigkeitsliebend; so umfassend:Die Menschen sind gemeint – das Umfeld, in dem alles Leben lebt ist gemeint, die Natur mitsamt dem Klima.
Positiv alles und alle ins Recht setzen, denen es am Recht fehlt.Das ist natürlich eine Aufgabe für die professionellen juristischen Instanzen, einerseits – andererseits ist es eine Aufgabe für unsere eigene persönliche Umsetzung, die letztlich in einen gesamtgesellschaftlichen Fluß mündet, sich speisend aus allen Eintragungen und Zuflüssen einzelner Menschen und Organisationen.Eine Herausforderung ist es wohl für unsere Wahrnehmung -eine Herausforderung bleibt es auch für unsere Motivation.Hilfreich sind die konkreter gefassten Ausführungen der allgemeinen programmatischen Forderung:
„Integriert die Fremden; gebt Brot den Hungrigen; öffnet die Augen der Blinden; richtet die Gebeugten auf; liebt die, die gerecht handeln; helft denen, die am Rand der Gesellschaft stehen!“Programmatische Forderungen seit Jahren, was sag´ ich: Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrtausenden; in diesem Fall um 3000 Jahre alt, entnommen dem Buch der Psalmen (Ps. 146,7 ff).Die Fremden integrieren: Sich gegenseitig bereichern, fördern, lernen ermöglicht erst einen gesunden Aufbau und Zusammenhalt von Gemeinschaften und Gesellschaften.
Den Hungrigen Brot geben: Endlich eine gerechte Weltwirtschaftsordnung installieren mit Löhnen, Absatzmärkten und Ressourcenverwendung, die alle gut über-leben lässt; endlich innerhalb eines Landes die Güter gerecht verteilen.
Den Blinden die Augen öffnen: Den Fake-News-Anhängenden die Fakten vorhalten; den Umwelt-Unbewussten das Umwelt-Bewusste lehren; den Klima-Schädigenden das Klima-Schützende vorgeben.
3 ausgelegte Verse und im Folgenden noch 3 für Sie selbst auszulegende Verse:
Die Gebeugten aufrichten: …
Die Gerechten lieben: …
Den am Rand der Gesellschaft Stehenden helfen: …
Ewig jung bleiben solche Lebens-Programme. Sie waren, sind und bleiben immer eine gute Wahl!

Iris Rummeling-Becht
Pfarrerin, St. Marien-Kirchengemeinde Minden, Bezirk St. Lukas
Den anderen achten?!
Dem Gesicht des siebenjährigen Jungen sieht man seine Gedanken förmlich an: Soll ich die Süßigkeit auf dem Teller sofort essen, oder warte ich einige Minuten ab und bekomme dann die doppelte Portion? Wie soll ich mich nur entscheiden??
Im sogenannten Marshmallow Experiment von Walter Mischel wollte man in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts wissen: Können Kinder den Impuls nach sofortiger Wunscherfüllung so lange unterdrücken, bis sie ihre Belohnung bekommen? 1960 ging man davon aus, dass eine Wartezeit von 15 Minuten angemessen ist, bevor das Kind die Belohnung bekommt.
Walter Mischel zeigte mit seinen Experimenten, dass Kinder ab vier Jahren dem Impuls nach sofortiger Erfüllung eines Bedürfnisses kontrollieren können und damit zeigen, dass sie ihre Wünsche und Handlungen kontrollieren können.
Rücksicht zu nehmen, meinen Impuls nach sofortiger Erfüllung meiner Bedürfnisse kontrollieren zu können, macht das Zusammenleben so viel einfacher.
Jesus Christus fasst seine erste große Predigt, die Bergpredigt im Matthäusevangelium Kapitel 7,12a so zusammen: Genau so, wie ihr behandelt werden wollt, behandelt auch die anderen!
Bei uns gibt es das Sprichwort in der Umkehrung: Was du nicht willst das man dir tue, das füg auch keinem andern zu.
Jesus meint es positiv: Ich fange an, die anderen so zu behandeln, wie ich behandelt werden möchte. Jesus hat diesen Leitsatz gelebt und hat damit angefangen, mit großer Liebe und Geduld auf die Menschen seiner Zeit zuzugehen. Das hat ihm auch Widerstand und Skepsis eingebracht, aber ich finde, dass sich dieser Lebensstil lohnt und Veränderung bringt. Und irgendwo muss einer ja schließlich anfangen.
Vielleicht sehen wir uns ja in einer dieser Experimentiergruppen, die sich sonntagvormittags in den Kirchen treffen?

Olaf Mohring
Pastor, Evangelische Freikirche Minden
vom Hausbau…..
Auf dem Nachbargrundstück wird gebaut. Seit Wochen dringt der Baulärm durch unsere Fenster: quietschender Kran, scheppernde Eisengeflechte, rufende Arbeiter, Klopfen und Hämmern, lauter LKW-Verkehr – und natürlich das ewig dudelnde Baustellenradio. Ich bin ganz schön bedient …
Aber: so ist das nun mal auf dem Bau. Der Lärm der Geschäftigkeit. So ärgerlich das für uns Anwohner auch manchmal sein mag – es ist doch immer wieder eine faszinierende Sache, wenn so ein Haus entsteht! Es ist einfach beeindruckend, wie quasi aus dem Nichts ein Gebäude wächst. Und am Ende wird man sehen, ob hier mit Sachverstand und Qualität gebaut wurde.
Genau deshalb verwendet das Neue Testament mehrfach das Bild vom Hausbau, um uns damit etwas vom christlichen Glauben, von der Kirche Jesu Christi und vom Reich Gottes zu erzählen. Denn wir haben eine Vergleichseben, die wir alle kennen. So nutzt auch der Apostel Paulus in seinen Worten an die Christen in Korinth (1. Korinther 3, 9-17; Predigttext für den morgigen Sonntag) den Vergleich mit dem Hausbau, um nochmal besonders auf die Grundlage unseres Glaubens hin zu weisen: Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der bereits gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
In Jesus Christus hat Gott das Fundament unseres Lebens gelegt – für uns Einzelne wie für die ganze Christenheit. Alles, was darauf gebaut wird, wird Bestand haben. Auch wenn uns unser Leben selber oftmals krumm und schief erscheint, wenn uns Wege verbaut und Fenster vermauert erscheinen; auch wenn wir allzu oft denken, dass das Material für unser Lebensgebäude schlecht ist oder das andere Leute mit bauen, die keine Ahnung haben; auch wenn uns die Kirche als sichtbare Organisationsform der Christen manchmal fragwürdig erscheint oder wir Konstruktionsweisen in ihr entdecken, die einsturzgefährdet sind – am Ende wird alles fest und sicher stehen, wenn es nur auf Jesus Christus als Fundament unseres Glaubens gebaut ist!
So kommen mir beim Anblick des entstehenden Nachbarhauses wirklich „er-bauliche“ Gedanken. Das dämpft den Ärger über Staub und Lärm und lenkt den Blick auf das Wesentliche, das Fundament des Lebens: Jesus Christus, Gottes Sohn!
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!

Christoph Ruffer
Pfarrerin, St. Martinikirchengemeinde Minden