
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
….überwinde das Böse mit Gutem!
Martin Luther King war herausgefordert durch die alltägliche Ungerechtigkeit der Rassentrennung vor seiner Tür. Er fragte sich: Wie kann ich dem Bösen widerstehen, ohne selbst Böses zu tun oder in eine Spirale der Rache und Gewalt zu fallen? Er entdeckt den gewaltlosen Widerstand als Methode, um der Ungerechtigkeit zu begegnen. In einer Gerichtsverhandlung 1958 sagt er nach dem Urteil gegen ihn, dass „die Zeit gekommen ist, da vielleicht nur bereitwillig ertragenes Leiden und gewaltloser Protest Unschuldiger diese Nation aufrütteln können“. Für diese Haltung erntet er jede Menge Spott und den Hinweis, er sei unfassbar naiv.
Im Musical „Martin Luther King – Ein Traum verändert die Welt“ singt heute Abend der große Chor:
Im Leiden und Schweigen Versöhnung bezeugen
wirkt schwach und naiv.
Doch so machte es Gott:
Bespuckt und geschlagen hat Christus ertragen die Schuld aller Menschen
und erntete Spott.
Er, der sich nicht wehrte,
besiegte die Härte der Herzen, die hassen.
Durchbrach selbst den Tod.
Martin Luther King hat seine Stimme für die Schwachen erhoben, so wie der Prophet Amos im Alten Testament. Mit anderen biblischen Personen teilt Martin Luther King die Überzeugung, dass die Liebe sich durchsetzt und stärker ist als aller Hass und jede Gewalt.
Jesus Christus hat es selbst so vorgelebt: Obwohl er unschuldig war, hat er gelitten, obwohl er ohne Sünde war, hat er alle Schuld getragen.
Der Apostel Paulus fasst es in seinem Brief an die Römer Kapitel 12 Vers 21 so zusammen: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Paulus hat in seinem Leben erlebt, wie die Kraft der Liebe sein ganzes Leben verändern hat. Gottes Liebe hat die Kraft, das Böse mit dem Guten zu überwinden – immer und immer wieder
Ich wünsche ihnen und mir diese Erfahrung und diese Hoffnung

Olaf Mohring
Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Minden
(er)höre mich!
Er steht an der Straße und schreit – schreit nach Jesus. Er schreit, weil er nicht sehen kann. Bartimäus sieht in diesem Moment die Chance seines Lebens. Die Anderen fühlen sich gestört. Gestört von dem Geschrei, denn sie wollen Jesus für sich haben. Gestört, weil dieses Geschrei und der Anblick nicht in ihre Stimmung passen.
Beim Lesen dieser Geschichte, entstehen in meinem Kopf Bilder. Ich erahne, wie sich das für Bartimäus angefühlt hat hat. Schaue ich in die heutige Gesellschaft, sehe ich viele Menschen schreien. Sicherlich, sie wollen nicht sehend werden, aber sie wollen gesehen werden. Sie wollen gehört werden, sie wollen wahrgenommen werden. Bei diesen Personen geht es nicht nur um die, die am Rande stehen, sondern es geht durch alle Gesellschaftsschichten. Wir alle wollen doch gesehen werden, und wie viele werden übersehen. Bei der Mannschaftsaufstellung im Schulsport, am Sonntag in der Halle, bei der Besetzung einer freien Stelle, bei der Vergabe eine gute Aufgabe, in der Familie, auf der Arbeit oder im Verein.
Ja und wir haben oft genug das Gefühl, wer am lautesten ist, der bekommt die Aufmerksamkeit, die Rolle, die Stelle… was auch immer. Und wir möchten uns hinstellen und schreien – halt deinen Mund und warum? Weil wir Angst haben, selber nicht wahrgenommen zu werden.
Dieser Ruf geht schon durch die gesamte Geschichte der Menschheit und durch die mit Gott. „HERR erhöre mich“ ruft der Schreiber von Psalm 27,7. Diesen Ausruf finden wir in der Bibel an vielen Stellen.
Es ist der tiefe Schrei ins uns nach Beziehung, Wertschätzung und Anerkennung.
Von Gott ist an vielen Stellen in der Bibel überliefert, dass ER genau diese Sehnsucht erfüllt. Er sieht uns, er hört uns, er nimmt uns wahr, denn wir sind ihm wichtig.
Wir wünschen uns, es wäre so praktisch wie bei Bartimäus. Jesus hört ihn, sieht ihn und erhört seinen größten Wunsch, selber wieder sehen zu können. Wie cool wäre das.
Ich höre jedoch von Menschen, die diese Erfahrungen gemacht haben. Ich selber habe diese Erfahrung auch gemacht. Gott sieht mich, er nimmt mich wahr, ich komme zur Ruhe, ich erlebe Unterstützung.
Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen. Vielleicht ist es eine Hilfe, dazu in eine Kirche zu gehen, vielleicht in einen Gottesdienst. Vielleicht wollen Sie es aber auch hinausschreien. Tun Sie es – Gott stört es nicht. Im Gegenteil, er hört leises und lautes Schreien.

Friedrich Kasten
Leiter von juenger unterwegs im Kirchenkreis Minden
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Unglaublich – bald ist schon wieder Ostern. Nur noch 70 Tage. Zumindest sagt das der Name des kommenden Sonntags: Septuagesimae. Man könnte meinen einer von vielen Sonntagen. Mitnichten, für mich ist jeder Sonntag ein besonderer Sonntag, weil er ein Ruhe-Tag ist.
Ruhe heißt für mich an erster Stelle so wenig wie möglich etwas unternehmen, auf keinen Fall Termine für wen oder was auch immer. Das Haus nur für den Gottesdienst verlassen oder für einen Spaziergang im Wald. Mehr kommt kaum in Frage. Für mich ist das dann ein besonderer Tag im Lauf der Woche.
Die wenigsten Kalender zeigen noch das Besondere des Sonntags: Jeder Sonntag hat einen eigenen Namen und eigene Prägung, mit Texten, Lesungen und Themen. Übrigens seit kurzem sind diese leicht zugänglich auf dem Smartphone mit der App „Kirchenjahr evangelisch“. Jeder Sonntag ist ein Höhepunkt im Laufe der Woche, beziehungsweise, um es richtig zu sagen, am Anfang der Woche.
Auch das zeigen die Kalender nicht mehr: die Woche beginnt mit dem Sonntag. Christen halten sich dabei in ihrer Wochenstruktur seit Anbeginn an die Schöpfungserzählung, jene, in der Gott die Welt in 6 Tagen schuf und am 7. Tag ruhte. Der 7. Tag aber ist der Sabbat und das ist unser heutiger Samstag. Wer einmal in Israel war, weiß, dass dort mit der Dunkelheit am Freitagabend der Ruhetag beginnt und am Samstagabend endet. Sonntags heißt es dort wieder: arbeiten, zur Schule gehen, Geschäfte machen. Die Christen aber beginnen die Woche mit Ihrem Ruhetag, weil Jesus an diesem Tag auferstanden ist. Jeder Sonntag ist deshalb ein Gedenktag an Ostern und zugleich an die Schöpfung – nicht nur 70 Tage vor Ostern.
Beide Motive – Schöpfung und Auferstehung – sind grundlegend für das christliche Leben und bedeuten für mich, dass wir unsere Lebenswelt gestalten und bewahren, achten und ehren, respektvoll betrachten und behandeln. Es bedeutet für mich auch nachhaltig mit unseren Mitmenschen und unserer Umwelt umzugehen, Hoffnung und Freude verbreiten, mit Mut die Dinge ändern, die zu ändern sind, nicht zuletzt alles tun, um die Welt und das Leben in ihr zu erhalten für uns, unsere Kinder und unsere Enkelkinder.
70 Tage vor Ostern – der morgige Tag kann uns daran erinnern, aus der Osterbotschaft heraus zu leben, Sonntag für Sonntag, Woche für Woche, Jahr für Jahr.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.

Eckhard Hagemeier
Pfarrer am Gymnasium Porta