
Wort zum Sonntag
Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.
Wann kommt der Baum raus?
Wann kommt der Baum raus? Ja, natürlich, der Weihnachtsbaum. Bei uns ist das jedes Jahr ein Thema. Ich kenne Leute, die werfen den schon vor Heiligabend wieder raus. Schon irgendwie skurril. Aber wann ist Weihnachten genug vorbei, dass der raus kann? Direkt nach den Feiertagen oder vor dem Jahreswechsel oder traditionell kirchlich nach dem 6. Januar oder sogar erst nach dem 2. Februar? Bei uns ist das meistens kurz vor oder manchmal auch nach der Baumsammelaktion hier im Dorf. Bis dahin ist in der Wohnung noch etwas Weihnachten.
Man mag sich fragen, ob es kein wichtigeres Thema gibt als ausgerechnet dieses. Schließlich gibt es reichlich Krise drumherum und natürlich auch in den Kirchen.
Trotzdem und vielleicht auch gerade deswegen haben wir Weihnachten gefeiert. Gott wurde für uns Mensch. Auch in unseren Krisen. Mit dem menschgewordenen Jesus kommt Gott in unsere Probleme. Dafür soll der Tannenbaum in der Wohnung bei uns ein Zeichen sein.
Ja, bald muss er auch bei uns raus. Geht nicht anders. Aber erst mal steht er noch.
Also, wer ihn noch nicht raus gebracht hat, dem wünsche ich viel Freude auch jetzt noch an Weihnachten. Gott möchte es menschlich auch ins neue Jahr hinein.

Hendrik Rethemeier,
Vertretungspastor im Evangelischen Kirchenkreis Minden
Zwischen den Jahren
Das Wohnzimmer ist wieder aufgeräumt, alle Töpfe und Pfannen von den Weihnachtsessen gespült, die Geschenke hübsch hingestellt, die Weihnachtspost noch einmal in Ruhe gelesen. Genug Jahresrückblicke habe ich auch im Fernsehen angeschaut. Jetzt kommt die Zeit „zwischen den Jahren“. Auch wenn längst nicht alle frei haben, ist es ruhiger als sonst. Zeit zum Nachdenken, wie war das Jahr, was wird sein? Wie gut, dass die voranschreitende Zeit nicht immer wie eine gerade Linie verläuft. Die Zeiten fließen manchmal zusammen. Gerade zu Weihnachten und dem Jahreswechsel kommen die Erinnerungen, die Gegenwart und alle Hoffnungen für die Zukunft zusammen. In den Weihnachtsgottesdiensten sind auch meine Kindheitserinnerungen mit dabei. In den Gesprächen mit den erwachsenen Kindern, ihren Plänen und ihrem Enthusiasmus liegt für mich viel Aufmunterung für die Zukunft. „Meine Zeit steht in deinen Händen“ heißt es in Psalm 31. Es ist ein schöner Gedanke, was war, was kommt und was ist, in Gottes Hände zu legen. Ihn um Segen und Hilfe für das neue Jahr 2025 zu bitten, um Hoffnung und Zuversicht für unser persönliches Leben und für unsere Welt.
So wünsche ich Ihnen ein schönes ruhiges Wochenende und einen frohen Übergang ins Neue Jahr!

Mirjam Philipps,
Pfarrerin der ev.-luth. Kirchengemeinde Windheim
Wort zum Sonntag
Mein Auto ist kaputt. Die Werkstatt ist dran, es dauert. Ich habe noch nicht alle Geschenke besorgt. Den Herrenhuter Stern, den mein Sohn sich wünscht, gibt’s nicht mehr im Netz, nicht in Minden, nirgends – außer in einem Laden in Petershagen als Deko. Also fahr ich von Minden mit dem Fahrrad los. Das Geschenk muss ja noch rechtzeitig zur Post. Unterwegs denke ich: Warum dieser Aufwand? Kann es nicht später nachgereicht werden? Warum überhaupt das ganze „Geschenke“ zu Weihnachten? Da fällt mir wieder ein, was ich als Kind erlebte: Mein Vater predigte in der Christvesper über einen Lehrer. Der forderte, das Schenken an Weihnachten abzuschaffen. Das lenke nur vom tieferen Sinn des Festes ab. Ich bekam den Schock meines Lebens und fürchtete das Schlimmste. Aber mein Vater zeigte Herz. Ich bekam das ersehnte Geschenk und fühlte das Herz dahinter. Die tiefe Wahrheit des Fests: es geht ums Schenken. Gott wird ein Mensch und schenkt sich uns Menschen. Die Engel singen es den Hirten vor: „…euch ist heute der Heiland geboren…“ Für euch liegt das Kind in der Krippe. Gott verschenkt sich an alle Menschen. Jede und jeder ist als Mensch von Gott geliebt. Damit ich das verstehe und spüre, macht Gott sich als Menschenkind zum Geschenk. Er wird mein „Heiland“: macht wieder heil, was kaputt war – meine Seele wird heil, weil sie sich geliebt weiß; und einst wird auch diese kaputte Welt wieder heil, wenn alle akzeptieren: jedem Menschen gilt Gottes Wohlgefallen. Dann wird endlich Friede auf Erden sein. Weil ich das glaube, mache ich mit Geschenken den Sinn von Weihnachten fühlbar. Mit Liebe wird das kleine Geschenk transparent für das ganz große. Also bin ich weiter geradelt, habe meinem Sohn den Stern gekauft. Möge er ihm die Hoffnung leuchten lassen, dass die Liebe noch mehr heilt als die Werkstatt, die mein Auto wieder heilmachte. Nutzen Sie die Zeit bis zum Fest, um letzte Geschenke zu besorgen. Und lassen Sie sich selbst reich beschenken. Frohe und gesegnete Weihnachten!

Michael Mertins
Superintendent Evangelischer Kirchenkreis Minden