Wort zum Sonntag

Das „Wort zum Sonntag“ von Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Mindener Land gibt es in der Samstagsausgabe des Mindener Tagesblatts – und darüber hinaus auch hier.

Fürchtet euch …

„Ich will, dass ihr handelt, als wenn euer Haus brennt, denn das tut es“, rief die 16 Jahre alte Klimaaktivistin Greta Thunberg aus Schweden beim Weltwirtschaftsforum in Davos: „Erwachsene sagen immer wieder: Wir sind es den jungen Leuten schuldig, ihnen Hoffnung zu geben. Aber ich will eure Hoffnung nicht, ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“
Furcht ist eine mögliche Reaktion auf die Herausforderungen unserer Zeit. Zukunftsprognosen zur Arbeit in der digitalen Welt, Klima und Migration sind schwierig geworden. Fake-News erschweren es uns, uns eine Meinung zu bilden. Der alarmistische Ton der Warnungen wird immer lauter und scheinbar findet sich überall ein Grund, sich zu fürchten.
Ähnlich ging es auch Maria und Joseph aus der biblischen Weihnachtsgeschichte: Ein junges Paar, ohne ausreichende Zukunftsperspektive und Sicherheiten, wandert durch ihr besetztes Land in den Geburtsort des jungen Mannes, um sich in eine Steuerliste einzutragen. Unterwegs setzt die Geburt ein, aber niemand will wirklich helfen, bis die Frau in einem Stall – abseits unserer hygienischen Vorstellungen – einen Sohn zur Welt bringt.
Das Paar hat sich auf diesen Weg eingelassen, weil sie beide – unabhängig voneinander – einen Engel gesehen und gehört haben. Der Engel begann seine Rede mit den Worten: „Fürchte dich nicht!“ Es gab für Maria und Josef genügend Unsicherheiten und Gründe, sich zu fürchten. Aber das Wort des Engels hat ihnen Mut gemacht, ihren Weg im Vertrauen auf Gott zu gehen. Die Worte des Engels waren für sie Unterstützung, Hilfe, Wegweisung und Hoffnung.
Wenn wir das Weihnachtsfest feiern, dann erinnern wir uns immer wieder daran: Gott sagt immer wieder auf Neue zu mir: „Fürchte dich nicht!“. Seit Weihnachten wissen wir: Gott ist in der Welt! Er wird in Jesus Christus begreifbar und kommt uns ganz nah.
Zu erleben ist dieser Zuspruch, wenn wir die Geschichte von Weihnachten im Lukasevangelium lesen, wenn wir weiter lesen was Jesus gelehrt und getan hat, wenn wir Gottesdienste besuchen und uns gemeinsam an dieses Wunder erinnern und wieder die Worte hören: „Fürchte dich nicht!“

Olaf Mohring

Olaf Mohring

Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Minden

Verheißung der Geburt Christi

Sollte Sie eines Tages ein Engel ansprechen und Ihnen verheißen, Sie würden ohne Zutun eines Mannes ein Kind empfangen, dann fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Sollten Sie nach einigen Tagen sicher sein, dass Sie schwanger sind, dann weisen Sie sich möglichst schnell nach Lübbecke ein. Real erlebte Scheinschwangerschaften sind in der Regel Symptome einer gefährlichen Schizophrenie.

Am 08. Dezember feiern Katholiken ein eigenartiges Fest: ”Maria Empfängnis“, bei der ein Engel eintritt und Maria ein göttliches Kind verheißt, den Sohn Gottes. Auf die einigermaßen irritierte Frage der unverheirateten Maria antwortet der Engel: „Heiliger Geist wird über Dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird Dich überschatten“.

Eine Halluzination, ein Traum oder ein biblisches Bild mit gewaltigem religiösen Anspruch?

Die Juden kannten aus dem Buch Genesis das Bild vom Geist, „der die Urflut überschattete“ , über ihr schwebte. (Gen. 1,2) Damals begann die Schöpfung und jetzt mit der Verkündigung des Retters Jesus eine Neuschöpfung, ein Neuanfang.

Auch dass Gott einen Menschen ein zweites Mal „zeugt”, war für die Juden nichts außergewöhnliches. Bei der Einsetzung der jüdischen Könige wurde ein Psalm gesungen: „Mein Sohn bist Du, heute habe ich Dich gezeugt…“ Kein Jude hätte daran gezweifelt, dass Salomo der biologische Sohn Davids sei.

Markus scheint keine Jungfrauengeburt zu kennen, aber er beginnt sein Evangelium mit den Worten: „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes…“ Und bald darauf fährt er fort mit der Taufe das Herrn: Aus der Wolke, dem Zeichen der göttlichen Gegenwart, sieht Jesus den Geist auf sich herabkommen, und aus der Wolke hört er die Stimme: „Du bist mein geliebter Sohn, an Dir habe ich mein Wohlgefallen“ (Mk 1,10-11). Auch hier Überschattung, Herabkunft des Heiligen Geistes.

In all dem geht es um Gottessohnschaft, nicht um Gynäkologie oder Biologie. Und wenn moderne Menschen glauben, sie seien nichts mehr als das zufällige Produkt der Evolution, dann stellt das Christentum nicht die Evolution in Frage, sondern der Glaube sagt: Sie sind unendlich viel mehr, Sie sind Schwestern und Brüder des Sohnes Gottes, auch Sie selber sind Töchter und Söhne des göttlichen, nichtbiologischen Vaters.

 

Wolfgang Ricke

Wolfgang Ricke

kath. Pfarrer am Johannes Wesling Klinikum Minden

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wir befinden uns zu Beginn der Adventszeit, einer besonderen Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Mit der Adventszeit hat das neue Kirchenjahr begonnen. Wenn Sie diesen Jahresbeginn kaum gemerkt haben, dann liegt es daran, dass das Kirchenjahr ganz leise ankommt. Wenn in der Silvesternacht das Neue Kalenderjahr begrüßt wird, dann wird es kaum zu   übersehen sein. Es wird sehr laut, sehr hell sein. Viel Heidenlärm, aber auch viel Heidenangst, die durch die lauten Feierlichkeiten verdrängt werden sollen. Was bringt die Zukunft, was bringt das Neue Jahr? Das neue Kirchenjahr kommt mit nur einem Licht, mit dem Licht der ersten Adventskerze. Aber dieses kleine Licht ist in der Lage, die größte Finsternis zu überwinden, es hat eine Botschaft: Gott lässt uns nicht allein, er kommt in diese Welt, in unsere Dunkelheiten. Dieses Licht sagt uns:

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Und wo in dieser Botschaft von der Welt, von allen die Rede ist, da darf jeder seinen eigenen Namen hören.

Um diese wunderbare Zusage mit dem Herzen zu vernehmen, müssen wir zur Stille kommen. Sie kommt ja ganz sanft und leise daher. Deswegen ist die nun beginnende Adventszeit so wichtig, eine Zeit der Vorbereitung auf das Kommen Gottes in diese Welt, eine Zeit der Einkehr und der Stille. Lasst uns in die Botschaft der Adventslieder hineinhorchen:

Tragt in die Welt nun ein Licht,

sagt allen: Fürchtet euch nicht!

Gott hat uns lieb, groß und klein!

Seht auf des Lichtes Schein.

 

In diesem Sinne wünsche ich

Ihnen eine gute und gesegnete

Advents- und Weihnachtszeit

Beate Rethemeier

Beate Rethemeier

Pfarrer in der Kirchengemeinde Petershagen